Silberband 052 - Exil im Hyperraum
Diener. Nur dann kann ich sicher sein, einen Ganjasen zu übernehmen, der in der Lage ist, unser Gefängnis zu öffnen.«
Atlan sagte überhaupt nichts mehr. Er hielt sich jedoch bereit, um notfalls eingreifen zu können.
Die Minuten schleppten sich träge dahin. Ich spürte, wie Ovarons Erregung stieg, und da sein und mein Geist sich dieselbe ›Wohnung‹ teilten, griff die Erregung auch auf mich über. Meine Hände glitten unruhig über die Armstützen des Sessels, die Handflächen waren feucht.
Endlich, inzwischen war eine halbe Stunde vergangen, tauchte ein Ganjase in lilafarbener Robe auf. Unwillkürlich spannte ich mich innerlich an. Doch der Ganjoprester ging vorbei, und ich vernahm eine gedachte Verwünschung Ovarons. Er hatte ihn also nicht einpeilen können.
Doch kurz darauf kam der lila Gekleidete zurück. Neben ihm ging ein Pedolotse. Die beiden Männer schlenderten langsam vorbei, unterhielten sich – unhörbar für mich – und blickten in die Zelle.
Hoffentlich kam Ovaron nicht auf den Gedanken, einen von ihnen ausgerechnet jetzt zu übernehmen. Sein Begleiter würde es sicher merken.
»Still!« Das war wieder Ovaron gewesen.
Die beiden Männer wandten sich ab und gingen langsam davon. Sekunden später eilte ein Roboter vorüber, dann tauchte der lila Gekleidete zum drittenmal auf. Er trug ein kleines Gerät in der Hand und hatte es offenbar ziemlich eilig. Plötzlich merkte ich, daß Ovaron nicht mehr da war. Also hatte der Ganjo den Ganjoprester doch einpeilen können und versuchte nun, ihn zu übernehmen.
Aber im nächsten Moment war Ovaron wieder zurück, ohne daß der Erste Diener eine Reaktion gezeigt hätte. Bevor ich eine Frage formulieren konnte, war mir, als stieße mir jemand ein glühendes Eisen durch den Schädel. Ich bäumte mich unter dem wahnsinnigen Schmerz auf und sank in den Sessel zurück, während meine Glieder unkontrolliert zuckten.
Wie durch milchige Nebelschleier sah ich nach einer Zeitspanne, von deren Länge ich keine Vorstellung hatte, Atlans Gesicht vor mir auftauchen. Der Schmerz ebbte rasch ab, aber ich fühlte mich deprimiert und am Rande des Wahnsinns.
Es knallte zweimal, dann brannten meine Wangen. Plötzlich sah und hörte ich wieder klar.
»Reiß dich zusammen, alter Junge!« sagte Atlan. »Ovaron ist vom Pedoschirm zurückgeschleudert worden, wie? Er sollte solche Experimente künftig unterlassen.«
»Tut mir leid.« Das war Ovaron.
»Ich habe mich schon besser gefühlt«, bemerkte ich. Im gleichen Moment ertönte hinter Atlan ein leises Schleifen und Scharren. Der Arkonide fuhr herum, und auch ich kam, wenn auch schwankend, wieder auf die Füße.
Die transparente Panzerplastwand senkte sich langsam in den Boden!
Was hatte das zu bedeuten?
Fünf Ganjasen in purpurroten Roben kamen von links und stellten sich jenseits des Pedoschirms auf. Sie blickten uns an, als erwarteten sie etwas von uns. Gleichzeitig schillerte der zuvor kaum erkennbar gewesene Pedoschirm wie eine Seifenblase und bewegte sich träge.
Man hatte etwas mit uns vor …
Ovaron
Als der Pedoschirm mich zurückschleuderte, war es, als hätte mich ein Blitz getroffen.
Für eine nicht erkennbare Zeitspanne glaubte ich mich in ein optisch nicht erfaßbares, von Sphärenklängen gebildetes Universum versetzt, dann bekam ich wieder Kontakt mit Perry Rhodans Gehirn.
Die eigentümliche sechsdimensionale Aufladung, die ich vom Pedoschirm mitbekommen hatte, flog augenblicklich auf den Terraner über. Dadurch transformierte sie sich in die niedrigere psychische Energieform. Rhodan mußte schreckliche Qualen durchleiden, während ich so gut wie nichts spürte. Aber ich konnte ihm nicht helfen, denn meine ÜBSEF-Konstante war derart geschwächt, daß ich große Mühe hatte, mich an Perrys Bewußtsein anzuklammern.
Als kurz darauf die transparente Panzerplastwand im Boden versank und die fünf Pedolotsen jenseits des Energieschirms aufmarschierten, übernahm ich Rhodans Körper in meine Befehlsgewalt, denn das Bewußtsein des Terraners war noch zu stark verwirrt, um notfalls schnell genug reagieren zu können.
Infolgedessen wurde sein Bewußtsein zurückgedrängt. Es ließ sich nicht vermeiden, auch wenn er sich im ersten Augenblick instinktiv dagegen wehrte.
Da ich immer noch geschwächt war, entging mir die eigenartige Veränderung des Pedoschirms. Aber dann strömte mir aus Rhodans Körper neue Energie zu, und ich erkannte, daß sich der Pedoschirm zu einer Art Tunnel verformte.
Die
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