Silberband 052 - Exil im Hyperraum
auch Vertraute sind. Komm mit, das Gehirn will mit dir sprechen. Du wirst alles erfahren. Und morgen werden wir zu kämpfen beginnen.«
Balton folgte Munkunk zum Zentrum der Stadt.
Es war sehr spät, als er endlich in sein Zimmer kam, sein bereitstehendes Mahl verzehrte und sich müde ins Bett warf.
Das Gehirn hatte alle Geheimnisse verraten.
Ein ganjasischer Herrscher, der Ganjo Ovaron, hatte vor zweihunderttausend Jahren die Stadt erbauen lassen. Sie war in seinem Sinn programmiert und beauftragt worden, den Terranern in ferner Zukunft zu helfen, wann immer es notwendig werden sollte. Die Takerer galten schon damals als erbitterte Feinde der Ganjasen.
Die Stadt stand auf der Seite der Menschen.
Jetzt, da Balton alles wußte, konnte er den sechsdimensionalen Schock wahrnehmen, der jedesmal auftrat, wenn ein takerischer Pedopeiler in der Spindel materialisierte, nachdem sein aufgelöster Körper mehr als dreißig Millionen Lichtjahre zurückgelegt hatte.
Über mehr als achtzig Kilometer hinweg konnte Balton die Ankunft der Invasoren verfolgen. Es wurden von Stunde zu Stunde mehr.
Durch das Gehirn kannte Balton nun das ganze Ausmaß der Gefahr, die der Milchstraße und vor allen Dingen dem Solaren Imperium drohte. Gegen die Pedotransferer gab es kein Mittel. Sie konnten jeden Menschen übernehmen, der ihnen wichtig genug erschien.
Er, Balton, war ihnen nicht wichtig genug?
Balton Wyt sah gegen die Decke und spürte, wie er wütend wurde. Da sollten sich die Kerle aber getäuscht haben! Er und nicht wichtig! Das sollten sie noch bereuen.
Außerdem kehrte etwas in sein Bewußtsein zurück, das er längst vergessen zu haben glaubte: Er war ein Terraner! Seine Vorfahren waren Terraner gewesen. Und diese Fremden, die sich anschickten, eine ganze Galaxis zu erobern … was eigentlich waren sie?
Balton warf sich unruhig im Bett herum, als er darüber nachdachte. Sein Entschluß stand fest, er wußte nur noch nicht, wie er ihn verwirklichen sollte.
Die Orteranlage der Stadt war in Ordnung, aber mit ihr konnte er keine Verbindung zu den terranischen Schiffen aufnehmen, wie er inzwischen festgestellt hatte. Dazu benötigte er seinen eigenen Hyperkom, der noch in der DOLDA war.
Und die DOLDA … Er schloß die Augen, als er sich daran erinnerte, was er noch erfahren hatte.
Seit seiner Landung auf Techma waren dreihunderteinundzwanzig Jahre vergangen, und er selbst war um keinen Tag gealtert.
Mehr als dreihundert Jahre lebte er in der Stadt, die selbst den Verlauf der Zeit meisterte.
Mit den Takerern jedoch schien sie nicht allein fertig werden zu können.
Schon am nächsten Tag sagte Balton zu Milli, als sie ihm das Frühstück brachte: »Hör zu, du mußt mir einen Gefallen tun.«
»Jeden«, versprach sie mit dunkler Stimme.
»Schick Munkunk zu mir, und zwar sofort. Ich muß ihm einen Vorschlag machen.«
»Gern«, sagte sie.
Der Roboter erschien zehn Minuten später. Balton hatte sich gerade gewaschen und angezogen.
»Du wolltest mit mir sprechen, Balton?«
»Ja, es ist außerordentlich wichtig. Ich glaube zu wissen, daß die Stadt und du mit dem Problem der Takerer nicht fertig werdet. Ich möchte euch helfen – und damit auch den Terranern. Sie stehen mir schließlich näher als diese Fremden, deren Absichten mir gar nicht gefallen.« Er klopfte Munkunk auf die harte Schulter. »Würden die Terraner auf einen Notruf von uns reagieren?«
»Sicherlich, wenn sie ihn empfingen. Wir haben zwar die Möglichkeit, sie im Raum zu orten, können aber keine Verbindung zu ihnen aufnehmen. Das gehört nicht zu unserer Aufgabe.«
»Ich könnte es, wenn meine Funkgeräte hier wären. Sie sind aber noch in meinem Schiff, falls es nach drei Jahrhunderten noch existiert und nicht total verrottete.«
»Es ist noch an derselben Stelle, an der es landete.«
»Wann fahren wir hin?« fragte Balton. »Heute noch?«
»Du kannst Mover nehmen, Balton.«
Balton schüttelte den Kopf.
»So einfach ist das nicht. Ich bin kein technisches Genie und weiß nicht, ob ich den Hyperkom ausbauen kann. Vielleicht würde ich ihn dabei restlos kaputtmachen. Komm mit, und besorge für Mover einen kleinen Anhänger. Ich weiß nur nicht, ob wir über das Gebirge kommen.«
»Es gibt einen einfacheren Weg, den ich kenne. In zwei Stunden fahren wir ab. Ich werde nur noch die Stadt davon unterrichten, daß du endlich begriffen hast.«
Balton sah ihm verblüfft nach.
Die Stadt hatte also auf seinen Entschluß gewartet?
Vielleicht
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