Silberband 052 - Exil im Hyperraum
besagte ihre Programmierung, daß sie zwar die Hilfe von Terranern annehmen, aber niemals selbst darum bitten durfte. Doch die Stadt war uneinnehmbar. Warum also? Balton dachte darüber nach, während er sich auf den Ausflug vorbereitete. Natürlich, so mußte es sein: Die Stadt war es, die den Terranern gegen die Takerer helfen sollte, aber sie konnte es nur, wenn die Terraner auch die Initiative ergriffen. Darum gab es keine direkte Kontaktaufnahme. Er, Balton, war von selbst nach Techma gekommen, niemand hatte ihn geholt. Und ohne dazu aufgefordert zu werden, bot er nun seine Hilfe an.
Das war nicht gegen das Programmierungsgesetz.
Mover hatte einen kleinen Anhänger erhalten. Munkunk saß bereits hinter den Kontrollen. Er nickte Balton zu, als dieser sich in den Hintersitz schwang.
»In wenigen Stunden sind wir dort«, sagte er knapp.
Während der Fahrt zum Gebirge rief sich Balton die Geschehnisse vor einem Jahr – oder vor dreihundertundzwanzig Jahren – ins Gedächtnis zurück. Ihm war, als sei er erst vor wenigen Monaten hier gelandet, dem Tode nahe und verzweifelt. Dabei waren mehr als dreihundert Jahre vergangen, und er hatte ungeahnte Fähigkeiten erhalten. Er nahm sechsdimensionale Erschütterungen auf und beherrschte Telekinese. Hier gab es keine Gelegenheit zur Erprobung, aber vielleicht konnte er nun auch Gedanken lesen. Er würde sich über nichts mehr wundern.
Munkunk fuhr in ein schmales Tal hinein, das von einem kleinen Fluß ins Gebirge geschnitten worden war. Der Paß war breit und eben. Ohne Schwierigkeiten erreichten sie die Ostseite, und zwei Stunden später hielt Mover neben dem unverändert daliegenden Wrack der DOLDA.
Langsam stieg Balton Wyt aus. Die Zeit schien spurlos an dem beschädigten Schiff vorübergegangen zu sein. Nur auf einigen Vorsprüngen der geborstenen Hülle hatte sich Erde abgelagert. Dort wuchsen Ostersterne oder Sirenenpflanzen.
»Wo ist das Funkgerät?«
»Wir müssen das aus der Kommandozentrale nehmen. Ich gehe vor.«
Dreihundert Jahre waren eine lange Zeit. Die Seuche war längst vergangen. Es würde keine Erreger mehr geben. Und auch von Regus Ferrin würde nicht mehr viel übriggeblieben sein. Balton hatte keine Bedenken, das Schiff zu betreten. Der Roboter folgte ihm. Unangefochten erreichten sie über die schrägliegenden Gänge und herabgestürzten Verstrebungen die Kommandozentrale.
Balton sah mit Unbehagen auf die gebleichten Knochen im Kontrollsessel, dann kümmerte er sich um die Funkanlage. Zum Glück war sie bei der Bruchlandung unbeschädigt geblieben. Aber selbst dann, wenn die Notaggregate noch Energie lieferten, würde diese zu gering sein, um bemerkenswerte Entfernungen zu überbrücken.
»Ausbauen!« sagte er zu Munkunk. »Wir haben keine andere Wahl. Fangen wir an.«
Der Roboter wußte genau, wo das Gerät abzuklemmen war und in welcher Reihenfolge die einzelnen Teile aus den Halterungen genommen werden mußten. Behutsam brachte er sie nach draußen und verstaute sie in dem Anhänger. Nach zwei weiteren Stunden waren sie fertig, aber es dunkelte bereits.
»Wo werden wir übernachten?« fragte Balton erschöpft.
»Du kannst während der Fahrt schlafen, Balton. Wir werden sofort aufbrechen.«
»Ich habe Hunger.«
»Daran habe ich gedacht. Du findest alles in Mover, um deinen Hunger und Durst zu stillen. Komm, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren. Die Invasion hat bereits begonnen.«
Sie erreichten die Stadt kurz nach Mitternacht, und jetzt erst gestattete Munkunk Balton eine Ruhepause.
»Morgen vormittag werden wir das Gerät in der Orterkuppel installieren. Ich erwarte dich dort.«
Balton gab keine Antwort. Zwar hatte der Roboter die Rückfahrt allein bewältigt und ihn in Ruhe gelassen, aber er war hundemüde. Während der Reise hatte er kaum ein Auge geschlossen. Er nickte Munkunk zu und verschwand in seinem Haus. Angezogen schlief er ein.
Milli weckte ihn am anderen Vormittag später als sonst.
»An die Arbeit, Balton! Munkunk wartet schon.«
Er frühstückte, zog sich an und ging den kurzen Weg zu Fuß. Geduldig erwartete ihn der Roboter am Eingang. Movers Anhänger war leer.
»Ich habe schon alles nach oben gebracht, Balton. Wir können anfangen.«
Der Hyperkom war schnell zusammengebaut. Die zur Verfügung stehenden Energiemengen waren groß genug, theoretisch jede nur vorstellbare Entfernung zu überwinden, aber kosmische Störungen würden dafür sorgen, daß die Reichweite des Senders begrenzt blieb. Balton
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