Silberband 053 - Die Urmutter
Lichtjahre – mit anderen Worten: Wir werden zwei Jahre so weiterfliegen wie jetzt, um auf Eden landen zu können. Zwei Jahre! Und du weißt selbst, wie lange unsere Vorräte reichen werden. An die Zeitdilatation will ich überhaupt gar nicht denken! Natürlich könnten wir um Hilfe funken, aber da hätten wir als erstes eine Kontrolle im Schiff. Die wollen Unterlagen und Rechnungen, und genau die haben wir eben nicht! Dann gibt es Untersuchungen, Schwierigkeiten, Ärger …« Er schüttelte den Kopf. »Nein, wir müssen es ohne fremde Hilfe schaffen, oder wir können gleich ohne Raumanzug aus dem Schiff springen.«
Schalak konnte endlich seine Kenntnisse anbringen.
»Dann müßten wir sofort sterben, Rem!«
»Ja, aber schnell und schmerzlos. Wäre mir lieber, als in einem Gefängnis den Rest meiner Tage zu verbringen.«
Schalak dachte darüber nach, schien aber zu keinem Ergebnis zu gelangen. Remtaschatz war sicher, daß der Riese lieber kämpfend sterben würde, als so einfach mir nichts, dir nichts aus dem Schiff zu springen.
Wieder summte der Interkom.
Tibora sagte: »Ich glaube, wir schaffen es, Rem. Naschal hat eine gute Idee gehabt …«
Zwei Stunden später gaben die Orter Alarm. Remtaschatz, der im Kontrollsessel eingeschlafen war, kam hoch, als hätte er auf einer glühenden Heizplatte gesessen. Mit wenigen Handgriffen justierte er die Orterschirme. Seine Vermutung bestätigte sich.
Hinter der TSCHAR, keine Lichtminute entfernt, waren drei Patrouillenkreuzer aus dem Linearraum ins Normaluniversum eingetaucht. Sie verfolgten das Schiff mit einer Geschwindigkeit, die knapp unter der des Lichtes lag. In zwei Stunden konnten sie es eingeholt haben, wenn sie es nicht vorzogen, Funkverbindung aufzunehmen und den Verdächtigen zum Stoppen aufzufordern.
Denn daß ihnen die TSCHAR verdächtig vorkam, daran konnte kein Zweifel bestehen.
Remtaschatz war allein in der Zentrale, aber der Alarm konnte in allen Stationen des kleinen Schiffes gehört werden. Es dauerte auch nicht lange, bis Tibora, Schalak und Naschal nacheinander auftauchten. Ein Blick auf den Heckbildschirm belehrte sie darüber, welcher Umstand den Alarm ausgelöst hatte.
»Was nun?« fragte Naschal unsicher. »Wir haben keine Möglichkeit, ihnen zu entkommen. Sie würden uns jederzeit einholen, auch bei einem Linearflug.«
»Dann nicht!« behauptete Remtaschatz. »Da kenne ich einige Tricks. Aber im Augenblick fällt der Linearantrieb ja aus. Wie weit sind wir übrigens, Tibora?«
»In einer halben Stunde wäre ich für einen ersten Versuch bereit gewesen. Ich habe einige Teile des Konverters austauschen können, zum Glück fand ich die Ersatzstücke im Schiffsmagazin.«
»Aber du bist noch nicht ganz fertig?«
»Leider nicht. Der Alarm …«
»Kümmere dich jetzt nicht darum, Tibora! Ab mit dir, zurück zum Konverter! Reparier das Ding, und gib mir sofort Bescheid, wenn es soweit ist. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Brauchst du Naschal?«
»Jetzt nicht mehr. Warum?«
»Dann kann er bei mir bleiben. Wir werden Funkverbindung mit den Verfolgern aufnehmen und versuchen, sie hinzuhalten. Sobald du das Zeichen gibst, verschwinden wir im Linearraum.«
Der Robot nickte.
»Gut, wie du meinst. Ich melde mich.«
Tibora verließ ohne ein weiteres Wort die Zentrale. Naschal sah ihr nach.
»Sie ist sehr tüchtig. Sie hätte es auch ohne mich geschafft, bestimmt!«
Remtaschatz interessierte sich mehr für den Heckschirm.
»Sie holen schneller auf, als ich vermutete. Wenn Tibora nicht rechtzeitig fertig wird, bekommen wir bald einen Schuß vor den Bug.«
»Ist aber schwer, weil sie von hinten kommen«, stellte Naschal nüchtern fest. »Was macht der Funk?«
Remtaschatz stand auf. »Ich kümmere mich darum.«
Er ging in die winzige Funkkabine und überprüfte die Empfänger. Sie waren eingeschaltet, aber aus den Lautsprechern kamen nur die üblichen Störgeräusche. Der Kontrollruf der Patrouille war noch nicht zu hören.
Remtaschatz kam zu den anderen zurück.
»Merkwürdig, warum fordern sie uns nicht zum Stoppen auf? Das finde ich aber unter diesen Umständen höchst seltsam.«
»Sonst sind sie immer so schnell damit«, meinte Schalak. »Viel zu schnell, wenn du mich fragst.«
Die TSCHAR war unbewaffnet.
»Irgend etwas«, sagte Remtaschatz langsam, »stimmt mit denen nicht.«
Naschal gab keinen Kommentar. Ihm fiel lediglich auf, daß sich die Verfolger durchaus nicht wie solche benahmen. Warum forderten sie den Kommandanten
Weitere Kostenlose Bücher