Silberband 053 - Die Urmutter
zu haben, sich zu waschen und zu frisieren.
»Wann sind wir da?« wollte er wissen.
Tibora betrachtete ihn mit einem verächtlichen Blinken ihrer hübschen Facettenaugen.
»Du kannst froh sein, wenn wir überhaupt ankommen«, stellte sie fest.
Er schien ihre Anwesenheit erst jetzt zu bemerken und begann mit seinem üblichen Flirt. »Hallo, Süße! Sollte das eben eine dumme Anspielung sein, um mir einen Schrecken einzujagen?«
»Geht das denn? Ich dachte immer, du wärst ein Mann mit der Fähigkeit, niemals erschrecken zu können. Oder bezieht sich das nur auf Frauen?«
Schalak grinste geschmeichelt. »Ach Liebste, du traust mir ja eine Menge zu …«
»Laßt das Süßholzraspeln«, unterbrach Remtaschatz das Geplänkel. Seine Stimme klang mehr amüsiert als verstimmt. »Wir haben andere Sorgen. Wenn der Antrieb ausfällt, Schalak, kannst du rudern.«
Über eine derartige Aussicht war der Riese so erschrocken, daß er ohne weitere Erklärung das Weite suchte und verschwand. Aber der Captain und das Robotmädchen blieben nicht lange allein. Naschal, der Universal-Wissenschaftler, erschien in der Zentrale. Er mußte Schalak auf dem Gang begegnet sein, denn er machte ein verstörtes Gesicht.
»Was ist denn mit unserem Kraftmeier los?« erkundigte er sich, nachdem er sich gesetzt hatte. »Er lief an mir vorbei, als seien sämtliche Geister von Gruelfin hinter ihm her.«
»Das war die Aussicht auf körperliche Arbeit«, klärte Remtaschatz ihn auf. »Wir sitzen nämlich in der Klemme – vielleicht.« In kurzen Worten schilderte er ihm die von Tibora befürchteten Schwierigkeiten. »Natürlich sieht unsere Freundin zu schwarz. Wir haben noch den Notkonverter. Für kurze Etappen reicht das schon, und Eden ist nur noch sieben Lichtjahre entfernt.«
»Das schaffen wir schon«, meinte der Wissenschaftler optimistisch. »Ich sehe mir den Konverter mal an.«
»Er ist in Betrieb!« warnte Remtaschatz.
»Trotzdem«, meinte Naschal und stand auf. »Ich gebe Ihnen dann Bescheid.«
Weg war er.
Tibora bemerkte dazu: »Da hast du es, Rem! Ein typischer Wissenschaftler – muß eben alles wissen und geht jeder Sache auf den Grund. Bald werden wir erfahren, wie lange die TSCHAR noch fliegt.«
»Du hast gut reden, Tibora. Dir würde es nichts ausmachen, auch ohne Schiff auf dem bisherigen Kurs weiterzufliegen. In etlichen Jahren würdest du um Eden eine Kreisbahn einschlagen, und wie ich dich kenne, ist dir bis dahin eine Methode eingefallen, sicher zu landen. Aber ich bin kein Roboter. Ich werde verhungern und verdursten, bevor der verdammte Kahn landet.«
»Ich würde dich nie verlassen«, versprach Tibora, und Remtaschatz war so, als zerdrücke sie einen Tropfen Öl zwischen den elektronischen Facettenaugen.
Nach der zweiten Etappe durch den Linearraum – einen regulären Linearflug konnte man das Stottern eigentlich schon nicht mehr nennen – fiel der Konverter tatsächlich aus. Knapp mit Unterlichtgeschwindigkeit trieb die TSCHAR durch den Raum, genau auf Blaustern zu, der noch zwei Lichtjahre entfernt vor dem Bug flimmerte.
Tibora und Naschal begaben sich in den Antriebsraum, um den Schaden zu besichtigen und Gegenmaßnahmen einzuleiten. Remtaschatz zog es vor, in der Zentrale zu bleiben und die Gesellschaft Schalaks zu ertragen.
»Jetzt sind wir aber restlos erledigt«, meinte der Riese. »Ohne Antrieb brauchen wir mehr als zwei Jahre bis Eden. So lange reichen die Vorräte nicht.«
»Du frißt zuviel«, knurrte Remtaschatz geistesabwesend. Er war mit einem ganz anderen Problem beschäftigt, wollte seinen Freund aber nicht beleidigen. »Wir müssen auf halbe Ration gehen, bis der Schaden behoben ist. Tibora schafft das schon.«
Schalak strahlte. »Ja, sie ist ein Prachtweib!«
Remtaschatz bedachte ihn mit einem strafenden Blick.
»Sie ist ein Prachtroboter, mein Lieber! Das scheinst du oft zu vergessen. Sie verfügt über keine weiblichen Gefühle. Du würdest dich wundern, wenn du auf die Idee kämst, echt mit ihr zu flirten.«
»Wieso?« Schalaks Phantasie reichte nicht so weit, sich die angedeuteten Konsequenzen auszudenken. »Wir verstehen uns gut.«
Der kosmische Abenteurer machte eine Einschränkung.
»Das bestreite ich auch nicht, aber du hast es sicherlich nur Tiboras Großmut zu verdanken, wenn sie dir deine plumpen Annäherungsversuche nicht verübelt. Denk nur nicht, ich sei eifersüchtig – das habe ich nicht nötig. Aber ich möchte dich vor einer Enttäuschung bewahren.«
Sie
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