Silberband 053 - Die Urmutter
Atmosphäre war etwa so dicht wie die der Erde, enthielt aber fünf Prozent weniger Sauerstoff; dafür war der Gesamtanteil der Edelgase um drei Prozent höher.
Weitere anderthalb Stunden später hatte die MARCO POLO ihre Geschwindigkeit bis auf dreißigtausend Kilometer pro Stunde herabgesetzt. Mayntoho war so nahe, daß er bereits sämtliche vorderen Sektoren der Panoramagalerie ausfüllte.
Perry Rhodan betrachtete die Oberfläche durch ein Spezialgerät, das die Tiefenstruktur erfaßte. Dadurch wurden die oberflächlich durch Regen, Wind und Temperaturschwankungen ausgeglichenen Konturen sozusagen ausgeblendet.
Er sah, daß Mayntoho ähnlich zernarbt war wie der solare Mars vor der Umformung durch terranische Planeteningenieure. Hunderttausende von Meteoriten unterschiedlichster Größenordnung waren hier eingeschlagen, die meisten erst vor einem planetologisch kurzen Zeitraum, vor rund hundertfünfzigtausend bis zweihunderttausend Jahren. Diese ›jungen‹ Krater stammten also von den Trümmern der zerstörten Planeten, die von der Schwerkraft Mayntohos angezogen worden waren.
»Es ist ein Wunder, daß der Planet nicht stärker in Mitleidenschaft gezogen wurde«, bemerkte Korom-Khan. »Eigentlich müßte er schlimmer zugerichtet sein als der solare Mars, denn dort stammen die Einschläge nur von den Trümmern eines Planeten, von Zeut.«
»Das gilt nur rein theoretisch«, widersprach Rhodan. »Hier sind zwar dreizehn Planeten zertrümmert worden, aber diese dreizehn Planeten kreisten auf derart exzentrischen Bahnen um die drei Sonnen, daß ihre Trümmer den ›überlebenden‹ drei Planeten nicht gefährlicher wurden als die Trümmer Zeuts den Planeten des Solsystems.«
Er schaltete das Elektronenteleskop ein und musterte die Oberfläche Ausschnitt für Ausschnitt. Es gab einige ringförmige Gebirge, dann niedrige Gebirgszüge, die von kreisrunden oder elliptisch geformten Tälern unterbrochen waren, Ebenen mit einer graugrünen bis rostroten Vegetation und einige wenige Flüsse und Seen. Die Wolkenfelder waren spärlich.
»Kein Anzeichen von Besiedlung«, stellte Perry fest. Er wandte sich nach Vairosun um. »Ich nehme an, die Städte liegen unter der Oberfläche und sind durch besondere Einrichtungen getarnt, sonst hätte ich sie vorhin mit dem Spezialgerät entdecken müssen.«
»So ist es«, bestätigte der Wesakeno. »Wir mußten uns unter die Oberfläche verkriechen, da die Takerer in der Vergangenheit immer wieder versuchten, nach eventuell unzerstörten Planeten und Überlebenden zu forschen. Da sie nichts fanden, hielten sie alle sechzehn Planeten für vernichtet. Sie ahnten nicht, daß wir durch eine List die Vernichtungsschiffe, die für Mayntoho, Turfced und Alac bestimmt gewesen waren, abgefangen und unschädlich gemacht hatten.«
»Nun«, sagte Perry, »wir wollen hoffen, daß Mayntoho niemals wieder von takerischen Raumschiffen bedroht werden kann.«
Die MARCO POLO wurde noch immer vom Leitstrahl gesteuert und schwebte auf ein Gebirge mit zahllosen Tälern und Schluchten zu. In kreisrunden riesigen Trichtern schimmerten stählern blitzende Seen. Die Ortungszentrale meldete starke energetische Aktivität aus jenem Gebiet.
Kurz darauf stieß die MARCO POLO in die Lufthülle des Planeten ein. Ihre Geschwindigkeit betrug inzwischen nur noch tausend Kilometer pro Stunde und wurde jetzt von einem energetischen Landegerüst weiter verringert.
Rhodan sah, daß die Wesakenos eine ungewöhnlich tiefe und breite Schlucht als Landegebiet ausgewählt hatten. Aus verschiedenen Messungen und ihren Auswertungen ging hervor, daß in den Felswänden der Schlucht plötzlich geringe energetische Aktivität herrschte.
Zehn Minuten später setzte das Schiff sanft auf dem glatten Boden der Schlucht auf. Eine Minute danach schoben sich gigantische Felsplatten oberhalb der MARCO POLO aus den Felswänden, rasteten ein und schlossen die Schlucht gegen die Außenwelt ab.
Perry Rhodan aktivierte die Rundrufanlage.
»Verminderte Gefechtsbereitschaft!« befahl er. »Die Doppelbesetzung der Gefechtsstände ist aufgehoben; die Freiwachen halten sich in den Bereitschaftsunterkünften auf.«
28.
Perry Rhodan und der Bythakommissar Nurezco trafen im Hauptquartier der Wesakenos zusammen. Dabei stellte sich nachträglich heraus, daß der Lotse Vairosun Kommandeur eines Flottenverbandes war, der seit zehn Jahren in ähnlicher Weise innerhalb von Gruelfin operierte wie früher einmal die Schiffe des Freibeuters Francis
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