Silberband 053 - Die Urmutter
weil ich seine IV-Schwingungen nicht kenne.«
Gucky kratzte sich an den Ohren.
»Das wird nicht einfach sein. Das gesamte Gebiet hinter dem Raumhafen ist zum Aufmarschgelände der Systemflotte geworden.«
»Wie weit kannst du mich von hier wegbringen?« erkundigte sich der Ganjo.
»An jede Stelle dieses Planeten – wenn keine Energiebarrieren im Weg sind.«
Der Cappin dachte nach. Er wußte nicht, ob der Tetman seinen Befehlsstand irgendwo dort draußen aufgebaut hatte oder sich noch an Bord des Flaggschiffs befand. Vielleicht hielt Tarino sich auch im Regierungsgebäude von Cappinoscha auf. Dann war nicht an ihn heranzukommen.
»Versuchen wir es«, sagte Ovaron. »Bring mich an die Oberfläche.«
»Einverstanden!« Gucky griff nach dem Arm des Ganjos und teleportierte.
Sie materialisierten im Innern eines alten Hauses, inmitten von drei ganjasischen Soldaten, die damit beschäftigt waren, eine Strahlkanone in Stellung zu bringen.
Die Männer starrten Ovaron und Gucky schockiert an. Sie waren zu keiner Reaktion fähig. Gucky ließ die drei Soldaten unter die Decke schweben.
»Vorläufig bleibt ihr dort oben«, sagte er. »Wenn mein Freund und ich wieder verschwinden, werdet ihr auf eure Hintern fallen, darauf könnt ihr euch jetzt schon vorbereiten.«
Er watschelte zum Fenster und blickte hinaus.
»Überall das gleiche Bild. Alte Gebäude und Wagen. Dazwischen Soldaten.« Er blickte zu den drei Männern hinauf. »Wißt ihr, wo der Tetman sich jetzt aufhält?«
Er bekam keine Antwort. Die blassen Gesichter der Ganjasen waren zu Masken erstarrt.
»Sie haben sich von ihrer Überraschung noch nicht erholt«, sagte Ovaron. »Sie werden uns keine Auskunft geben.«
»Freiwillig vielleicht nicht«, stimmte Gucky zu. »Aber es gibt schließlich noch andere Möglichkeiten …«
Er schaltete sich in die Gedanken der drei Männer ein. Zunächst spürte er nur Angst und Entsetzen. Keiner der drei Soldaten hatte eine nur halbwegs vernünftige Erklärung für das Auftauchen der beiden unheimlichen Fremden.
Gucky mußte tiefer ins Bewußtsein der Soldaten eindringen. Nur allmählich empfing er die unterschwelligen Gefühle und Überlegungen. Keiner der drei Männer beteiligte sich an dieser Aktion mit Begeisterung. Sie hatten eine instinktive Furcht vor den Farrogs.
»Was ist?« fragte Ovaron ungeduldig. »Kommst du nicht zurecht mit ihnen?«
»Ruhe!« piepste Gucky ärgerlich. »Ich muß mich konzentrieren.«
Endlich empfing er einen Gedanken, der mit dem Tetman zusammenhing. Der Soldat schien mit den Entscheidungen des Kommandanten nicht einverstanden zu sein. Im Zusammenhang mit seinem Unwillen erschien in seinem Gehirn ein Bild des Kommandanten. Dann ›sah‹ Gucky den Befehlsstand des Tetmans. Er prägte sich das Bild genau ein, bevor er sich wieder an Ovaron wandte.
»So, es hat geklappt! Tarino befindet sich ganz in der Nähe. Ich werde dir das Gebäude genau beschreiben.«
Ovaron hörte aufmerksam zu.
»Ich weiß, wie wir vorgehen«, sagte er zu Gucky. »Ich werde jetzt versuchen, eine Pedotransferierung in den Körper des Tetmans vorzunehmen. Du bleibst hier und paßt auf meinen eigenen Körper auf. Er darf unter keinen Umständen gefährdet werden. Nötigenfalls mußt du mit ihm von hier verschwinden.«
Gucky hob abwehrend beide Arme.
»Ich weiß, worauf es ankommt.«
»Also gut! Ich werde versuchen, als Tetman Tarino allein hierherzukommen. Dann kehre ich in meinen Körper zurück. Du mußt dann mit Marino und mit mir ins Gebiet der Farrogs teleportieren, möglichst bis nach Farrobana.«
»Ist das alles?«
»Vorläufig ja! Paß gut auf mich auf.«
Der Mausbiber sah zu, wie Ovarons Körper sich veränderte. Innerhalb weniger Sekunden lag nur noch eine gallertartige Masse am Boden, die entfernt an einen menschlichen Körper erinnerte.
Einer der Soldaten oben an der Decke verlor das Bewußtsein.
»Ich kann euch nicht herunterlassen, Freunde«, bedauerte Gucky. »Wer weiß, was ihr hier unten alles anstellen würdet.«
Er trat wieder ans Fenster und blickte hinaus. Wahrscheinlich mußte er einige Zeit warten. Es war ihm ein Rätsel, wie Ovaron den Tetman hierherbringen wollte.
Tetman Tarino zuckte zusammen und stieß einen Schrei aus. Knartveil und die anderen Offiziere blickten bestürzt von ihrer Arbeit auf.
»Bleiben Sie sitzen!« forderte Tarino seine Mitarbeiter hastig auf. »Es ist nichts. Nur eine plötzliche Magenkolik.«
Die Offiziere waren verwirrt. Aber niemand wagte, dem
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