Silberband 054 - Finale für Pluto
einem
Erkundungsflug, wie er seinem Sohn vertraulich mitteilte, und keiner von beiden ahnte, daß sie
sich das letztemal gesehen hatten.
Vater kehrte nie mehr zurück.
Dafür erschien eines Tages ein fremder Besucher im Haus der Schoscholks. Tags zuvor war er mit
einem kleinen Schiff auf dem Raumhafen am Meer gelandet. Er war ein älterer Mann in der Uniform
der Freihändler. Auch schien er sich gut auszukennen, so als sei er schon einmal vorher in diesem
Haus gewesen.
Schonend teilte er Schoscholks Mutter mit, daß Vater mit seinem Schiff verunglückt sei und er,
der Besucher, die Aufgabe habe, sein Vermächtnis zu überbringen. Dazu gehörten eine größere Summe
und eine Schiffsladung wertvoller Waren. Das kleine Schiff, mit dem er gekommen sei, so fügte er
hinzu, gehöre ab sofort Schoscholk, der das Erbe seines Vaters antreten würde.
Die Todesnachricht kam für Schoscholks Mutter nicht ganz unerwartet. Sie nahm sie gefaßt auf
und bat den Besucher, Gast des Hauses zu sein. Dankend nahm er an.
»Ich bleibe eine Woche, dann muß Schoscholk mich zu meiner Welt zurückbringen. Bis dahin habe
ich Gelegenheit, ihn mit seinem Schiff vertraut zu machen. Es ist vollautomatisch und benötigt
keine Mannschaft.«
Es war eine aufregende Woche für Schoscholk. Täglich fuhr er mit dem Freund seines Vaters
hinaus zum Raumhafen, und am dritten Tag unternahm er seinen ersten Probeflug. Das Schiff
gehorchte seinen Händen, als habe es das schon immer getan, und bald hatte er sich so mit den
Kontrollen vertraut gemacht, daß der Besucher auf weitere Instruktionen verzichten konnte.
Sie saßen in der kleinen Kontrollzentrale.
»Hör zu, Schoscholk. Ich weiß, daß du uns nicht enttäuschen wirst, denn dein Vater hat uns
viel von dir erzählt. Du wirst seine Arbeit übernehmen: die Erkundung unbekannter Sonnensysteme
und das Auffinden neuer Handelsplaneten. Du wirst erste Kontakte mit Lebewesen herstellen, die
bisher noch niemals von der Existenz der Cappins wußten. Das ist eine reizvolle, aber auch eine
risikoreiche Aufgabe. Dafür erhältst du, genau wie dein Vater, den dir zustehenden Anteil an
allen unseren Geschäften. Du wirst viel allein sein, aber das war dein Vater auch, Monate und
Jahre wirst du die Einsamkeit des Alls durchstreifen und Fehlschläge erleiden. Du wirst
unbewohnte und bewohnte Planeten finden, mit denen wir nichts anfangen können, aber dann wirst du
eine Welt finden, die uns braucht. Bist du dir sicher, diese Aufgabe übernehmen zu können?«
Schoscholk war sich sicher. Er war sogar froh, daß die Zeit des Wartens vorüber war. Jetzt war
er ein Mann wie sein Vater. Er würde der Organisation dienen und alle paar Jahre nach Kerchal
zurückkehren, um seine Mutter und die Geschwister zu besuchen. Und jedesmal würde er dann seinen
Anteil am Geschäft mitbringen.
»Das Schiff hier – es gehörte Vater?«
»Ja, er hat es von seinem Anteil gekauft. Du solltest es bekommen, sobald du seine Nachfolge
antrittst.«
Das Schicksal seines Vaters bedrückte Schoscholk.
»Wie starb mein Vater?«
»Wie viele Kundschafter sterben, mein Junge. Er fand eine unbekannte Welt und landete auf ihr.
Wie immer in solchen Fällen nahm er Funkverbindung mit uns auf und gab uns die Position durch.
Das ist eine Vorsichtsmaßnahme. Wir können zu Hilfe eilen, falls sich das als notwendig erweisen
sollte. Diesmal kamen wir zu spät. Dein Vater konnte nicht wissen, daß er auf einer Welt gelandet
war, die von Mordpflanzen beherrscht wurde.«
»Mordpflanzen?«
»Wir haben sie so genannt, mein Junge, weil wir keine treffendere Bezeichnung fanden. Er
verließ das Schiff, nachdem die automatische Analytik gute Lebensbedingungen versprach. Das
stimmte auch, die Analytik irrt sich niemals. Aber es waren auch gute Lebensbedingungen für die
Mordpflanzen. Sie sahen ganz harmlos aus, aber im Dunkeln veränderte sich ihre Verhaltensweise.
Während sie tagsüber harmlos herumstanden und ihre farbigen Blüten zur Schau trugen, wurden sie
nachts zu grauenhaften Bestien. Sie zogen die Wurzeln aus der Erde und begannen zu wandern. Sie
ernährten sich von dem kleinen Getier, das ebenfalls auf dieser Welt zu Hause war. Und sie
erwischten auch deinen Vater. Er muß wohl an diesem Abend noch das Schiff verlassen haben und
umhergewandert sein. Wir fanden nur noch sein Skelett.«
Er wartete, bis Schoscholk seine Erschütterung überwunden hatte, dann fügte er hinzu:
»Als wir nach der vereinbarten
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