Silberband 056 - Kampf der Immunen
warfen mit Steinen, faulen Früchten und angespitzten Pflanzenstielen. Jene, die ganz vorn standen, bespuckten den Gefangenen.
»Sie machen ihn dafür verantwortlich, daß sie aus dem Schwarm ausgestoßen wurden«, erklärte Fellmer Lloyd. »Die Zusammenhänge sind jedoch verwischt. Ich glaube, daß die Festungsbewohner den Missionar als Feind hingestellt haben, damit die Siloten ihren aufgestauten Zorn abreagieren können.«
Ein Stein traf den Missionar am Kopf. Er schwankte und mußte sich mit beiden Händen am Gitter festhalten.
»Sie bringen ihn um, wenn wir nicht eingreifen«, wiederholte Alaska.
Der Mutant zögerte.
»Wenn wir jetzt intervenieren, können wir unvorhersehbare Reaktionen auslösen«, sagte er.
Saedelaere sagte mit grimmiger Entschlossenheit: »Lassen Sie mich versuchen, dem armen Burschen zu helfen. Vielleicht können wir über ihn Verbindung mit den Herren des Schwarmes aufnehmen.«
Die Ereignisse um den Käfig näherten sich dem Höhepunkt. Ein paar Siloten waren auf den Wagen geklettert und quälten den Missionar, indem sie mit ihren spitzen Pflanzenstielen durch das Gitter stachen.
Der Fremde war in sich zusammengesunken. Er lebte noch, war aber sehr geschwächt.
Lloyd ergriff Saedelaeres Arm.
»Lassen Sie uns nachdenken, bevor wir blindlings handeln, Alaska. Wenn wir einen Fehler machen, können wir alles verderben.«
»Es gibt nur zwei Möglichkeiten«, meinte Alaska. »Entweder wir greifen ein, oder wir sehen zu, wie der Missionar getötet wird.«
Wieder schrie einer der Riesenvögel.
Die Siloten hielten kurz inne, dann tobten sie weiter um den Käfig herum. Jeder versuchte, möglichst weit nach vorn zu kommen. Die weiter hinten stehenden Eingeborenen mußten sich damit begnügen, nach dem Fremden zu werfen und ihn zu schmähen. Ein halbes Dutzend Siloten war bereits verletzt worden und mühsam aus der Gefahrenzone gekrochen.
Saedelaere hatte den Eindruck, daß alles von der Festung aus beobachtet wurde.
Plötzlich richtete sich der Purpurne im Käfig auf.
Diese Reaktion kam so unerwartet, daß die Siloten zurückwichen. Sie blickten zu dem Missionar hinauf.
Der Fremde rief etwas, das sich wie »Y'Xanthymona!« anhörte, und fiel dann vornüber. Er schlug mit dem Gesicht nach vorn auf den Boden und bewegte sich nicht mehr.
»Ist er tot?« fragte Saedelaere bestürzt.
»Nein«, sagte Lloyd. »Aber er hat sich innerlich auf sein Ende vorbereitet.«
»Wir holen ihn dort heraus!« sagte Alaska Saedelaere.
Saedelaere und Fellmer Lloyd bahnten sich eine Gasse durch die Menge der Eingeborenen. Sie wurden nicht aufgehalten.
Alaska bemühte sich, den Lärm zu ignorieren, den die Siloten machten. Er hielt seine Blicke auf den breiten Rücken von Fellmer Lloyd gerichtet und wartete auf den Angriff.
Doch es geschah nichts!
Die beiden Raumfahrer konnten sich unangefochten bis zum Wagen vorarbeiten. Alaska sah, daß die vier Zugtiere sich unruhig unter den Decken bewegten. Ab und zu wurden undeutlich ein paar unförmige Beine sichtbar. An anderen Stellen beulten sich die Tücher aus. Es sah aus, als wüchsen den darunter verborgenen Tieren plötzlich Pseudoglieder. Saedelaere beobachtete diese Vorgänge mit Unbehagen. Der Wagen stand auf vier walzenförmigen Rädern. Der Käfig war eine einfache und stabil wirkende Konstruktion. Es schien weder ein Schloß noch eine Tür zu geben, durch die man ins Innere gelangen konnte.
Die Siloten, die rings um die drei Männer standen, warfen und schlugen noch immer nach dem am Boden des Käfigs liegenden Missionar.
Fellmer Lloyd trat dicht an das Gitter heran. Er mußte dazu zwei Siloten zurückstoßen, die sich jedoch nicht zur Wehr setzten.
Saedelaere stand jetzt mit dem Rücken zum Käfig und ließ die Siloten nicht aus den Augen.
»Fremder!« rief Fellmer Lloyd über den Lärm hinweg. »Wir wollen dir helfen, Fremder.«
Zu seiner Überraschung hob der Purpurne den Kopf. Dieses Ereignis wurde von einem Wutgeheul der rings um den Käfig postierten Siloten begleitet. Ein Steinhagel prasselte auf den Missionar nieder. Auch die Terraner wurden getroffen.
Der Fremde im Käfig sah die beiden Männer an. Bei aller Bösartigkeit seines Gesichtes wirkten seine Augen traurig und spiegelten Einsamkeit wider.
»Woran denkt er?« überschrie Saedelaere den Lärm.
»Schwer festzustellen«, gab Lloyd zurück. »Er scheint völlig verwirrt zu sein. Auf jeden Fall wird er von unkontrollierbaren Emotionen beeinflußt. Ein immer wiederkehrender
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