Silberband 056 - Kampf der Immunen
Space-Jet. Wann würden die Mörder landen?
Die Maschine sah aus wie ein riesiger Skorpion, und das Summen, das aus ihrem Innern kam, hatte Ähnlichkeit mit dem Knurren eines hungrigen Raubtieres. In der langen Nacht, in der er mehrmals aufgewacht war, um nach dem Raumschiff zu sehen, hatte Sandal gewünscht, daß Chelifer Argas bei ihm sei.
Jetzt, am hellen Tag, am späten Morgen, hatte er sie vergessen.
»Ich bin Nymphon. Ich bin der Nymphon!« sagte die Maschine.
Die Stimme kam irgendwoher aus der Umgebung der riesigen Augen, die wie runde Glasscheiben mit einem dunkelblauen Belag aussahen und sich nach allen Seiten drehten. Die beiden Scheren dieses metallenen Rieseninsekts waren nach vorn geklappt, und zwischen ihnen befanden sich kleine, mißgewachsene Bäumchen.
»Ich bin Sandal«, sagte Sandal. »Was tust du?«
Die Maschine summte auf, schob sich rückwärts und drückte das Gras dabei nieder. Dann fuhren die beiden Scheren auf die verkrüppelten Bäume los. Einer der Bäume wurde dicht über dem Boden abgeschnitten, fiel knirschend und krachend um, und die Schere ergriff ihn und steckte ihn in einen Trichter, der auf ihrem Oberteil angebracht war. Dort verschwand der Baum wie eine gekochte Wurzel im Mund eines hungrigen Essers. Es gab sogar ein schmatzendes Geräusch.
Die andere Schere beschnitt die Äste eines anderen Baumes, beseitigte verkümmerte Triebe und stutzte das Gewächs zurecht. Die abfallenden Holzstücke wurden ebenfalls verarbeitet, und als die Maschine an Sandal vorbeifuhr oder -schwebte, sah er, daß sich ein breiter Strom zerkleinerten Holzes aus ihrem Hinterteil ergoß. Es würde ausgezeichneten Dünger und neuen Boden geben.
»Das tue ich!« stellte der Nymphon fest.
»Warum?« fragte Sandal.
»Weil es mein Auftrag ist. Wer bist du?«
Sandal überlegte kurz und sagte: »Ich bin kein Tier, obwohl ich aus Fleisch und Knochen bin. Ich bin keine Maschine, obwohl ich sprechen kann wie du. Ich bin ein Mensch.«
Der Nymphon wandte mit einer knarrenden, dunklen Stimme ein: »Ich weiß nicht, was ein Mensch ist.«
Sandal lachte kurz und antwortete nach einigem Nachdenken:
»Ein Mensch ist ein Wesen, das besser als ein Tier ist und besser als eine Maschine. Ein Mensch ist klug und versteht alles.«
Nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: »Oder fast alles, Nymphon.«
Sandal hatte gesehen, wie die Roboter den Terranern augenblicklich gehorchten, wie gutmütige und schnelle Sklaven, die es in der Geschichte seines Planeten gegeben hatte. Vielleicht würde diese Maschine auch ihm gehorchen? Wenn eine Maschine gehorchte, dann taten sie es alle.
Wie kam es überhaupt, daß diese Maschine seine Sprache redete?
Sandal sagte: »Ich bin ein Mensch und verstehe also auch, was eine Maschine ist. Du bist eine Maschine. Du lebst nicht richtig, und du kannst auch nicht sterben, es sei denn, man zerstört dich.«
»Was ist eine Maschine?« fragte der Nymphon.
»Eine Maschine ist ein Ding, das einem Menschen gehorcht«, sagte Sandal. »Du gehorchst mir?«
»Ich verstehe dich«, sagte der Nymphon, schwebte einige Meter weiter und begann mit großer Kunstfertigkeit und sehr geschäftig, einen weiteren kleinen Baum zu stutzen. Er blies Sandal eine Fontäne stark riechenden, harzigen Holzstaubes ins Gesicht. Sandal hustete und entfernte sich etwas weiter von der Maschine. Er hatte gesehen, wie sich die Terraner mit diesen Dingern, die es in allen möglichen Formen gab, beschäftigten, aber jetzt erst begriff er, wie interessant diese Maschinen eigentlich waren.
»Aber du gehorchst mir nicht?« erkundigte sich Sandal und fragte sich, ob die Maschine der Drohung eines abgefeuerten Pfeiles widerstehen könne. Er ließ es lieber, sie sah sehr kompakt aus, und schon eine der Scheren konnte ihn in zwei oder mehrere Teile schneiden.
»Ich gehorche dir in einem bestimmten Rahmen«, sagte der Nymphon. Die Augen, die an einem beweglichen Wirrwarr aus Stäben, Rohren und Kugeln saßen, blickten sich schnell um. Hier gab es nur noch schön gewachsene Bäume.
»Gehorchst du mir, wenn ich dich bitte, mich zum Fluß hinunterzutragen?« fragte der junge Barbar.
»Ja«, sagte der Nymphon. »Dorthin muß ich ohnehin. Steig auf meine rechte Schere.«
Etwas mißtrauisch sah Sandal zu, wie die Maschine die Schere einwärts krümmte und mit den hydraulischen Anlagen eine Art Lehne mit Handgriffen bildete. Sandal stellte sich darauf, und die Maschine ruckte vorwärts, wurde schneller.
Jetzt erst sah es
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