Silberband 058 - Die Gelben Eroberer
stärkeren Triebwerke für uns entschieden. Zweidreiviertel Lichtminuten vor dem Verband der Wabenschiffe schleusten wir die Space-Jet ein. Anschließend steuerte Senco Ahrat die GOOD HOPE II mit hoher Geschwindigkeit über den gegnerischen Verband hinweg. Die Jagdschiffe kehrten um, als sie bemerkten, daß sie uns nicht einholen konnten.
Kurz darauf materialisierte Gucky mit Bossa Cova in der Kommandozentrale. Der Mausbiber zeigte seinen Nagezahn in voller Größe, was bei ihm stets ein Zeichen von guter Laune war.
»Sonderoffizier Gucky meldet sich von erfolgreich abgeschlossenem Erkundungsunternehmen zurück«, erklärte er. »Wir waren in einem Wabenschiff. Was sagst du nun?«
»Daß ihr damit gegen meine Weisungen gehandelt habt«, antwortete ich streng. »Tiff mußte deswegen mit der INTERSOLAR zurückbleiben, um nach der Space-Jet zu suchen.«
»Da kann er lange suchen. Ihr habt euch doch nicht etwa Sorgen um uns gemacht?«
»Nicht die Spur«, erwiderte ich. »Wer sich unnötig in Gefahr begibt, soll selbst sehen, wie er wieder herauskommt.«
Ich rief Cascal an und bat ihn, Tifflor anzurufen und ihm mitzuteilen, daß Gucky und Major Cova wieder aufgetaucht seien. Er sollte seine Beiboote einschleusen und uns folgen.
Danach bat ich den Ilt und Bossa Cova um ihren Bericht. Natürlich führte Gucky wieder das Wort und schmückte die Erlebnisse nach eigenem Gutdünken aus. Er berichtete über die Entdeckung von Wabenblöcken mit undefinierbaren Bewohnern, über die kleinen purpurnen Stummen und die Jagd, die man auf ihn und Cova veranstaltet hatte. Der Reeder gab hin und wieder sachliche Ergänzungen.
Anschließend stellten wir Berechnungen an, um einen Überblick über die Größenordnungen innerhalb des Schiffes zu bekommen. Danach enthielt jedes Wabenschiff genau zweitausend große Blöcke mit jeweils tausend sechseckigen Wabenzellen. Das ergab die Summe von zwei Millionen Wabenzellen pro Schiff.
Da wahrscheinlich jede Wabenzelle eines der ockergelb leuchtenden Lebewesen beherbergte, gab es in allen achthundert ›Bienenkorbschiffen‹ zusammen 1,6 Milliarden von ihnen.
1,6 Milliarden!
Wenn ich mir überlegte, daß ein Verband von achthundert Schiffen gegenüber dem Schwarm nicht größer als ein Sandkorn im Vergleich zu einem ganzen Planeten war, dann konnte ich mir leicht vorstellen, daß es innerhalb des Schwarms noch Milliarden Wabenschiffe gab.
Mich durchlief es eiskalt.
Wenn eines Tages alle diese Wabenschiffe ausschwärmten, dann ergoß sich eine Flut von Invasoren über unsere Galaxis, gegen die Dschingis-Khans Horden rückblickend wie ein Grüppchen Sonntagsausflügler wirkten …
11.
Ich schloß den Magnetsaum meines Kampfanzuges, schnallte den breiten Waffengurt um und zögerte einen Moment, bevor ich die Flöte in einer Außentasche verstaute.
In den federleichten Ohrmuscheln des Anzug-Telekoms knackte es, dann meldete sich Mincos Polata.
»Wenn Sie fertig sind, Vantolier, treffen wir uns im Hangar.«
»Ich bin fertig, Major«, gab ich zurück. »Ende.« Bei dem Stichwort ›Ende‹ schaltete sich der Telekom ab.
Ich lächelte gedankenverloren.
Als ich den Hangar betrat, streckte Major Polata den Kopf aus dem offenen Schott des Flugpanzers und fragte ungeduldig, wo ich mich aufgehalten hätte.
Als er mein Gesicht sah, wußte er, daß meine Gedanken an der Verzögerung schuld waren. Er sagte irgend etwas und zog den Kopf wieder zurück.
Ich stieg ein und setzte mich neben Polata, der vor den Steuerkontrollen saß.
»Hoffentlich bleiben die Eingeborenen ruhig«, meinte er. »Es wäre mir unangenehm, wenn wir in einen Kampf verwickelt würden.«
»Wir müssen ja nicht auf sie schießen«, sagte ich. »Dazu haben wir schließlich den Shift mit dem Paratron-Generator genommen. Gegen einen Paratronschirm dürften die Waffen der Plostas nichts ausrichten können.«
Polata grinste und steuerte das Fahrzeug durch das geöffnete Hangarschott.
»Natürlich nicht. Unsere Lage ist die eines Menschen, der ohne Antigravgerät aus dem hundertsten Stock eines Hauses springt. Während er fällt, passiert ihm überhaupt nichts; erst wenn er unten ankommt, wird es gefährlich. Uns passiert auch nichts, solange wir fliegen oder fahren; erst wenn wir aussteigen, könnte es gefährlich werden.«
»Dieser Vergleich ist mir zu makaber«, murrte ich. »Wenn Sie nicht aussteigen wollen, hätten wir gleich im Schiff bleiben können. Oder wollen Sie die Ruinen vielleicht vom Shift aus
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