Silberband 059 - Herrscher des Schwarms
wie ich erwartet habe«, sagte er.
In der Hauptschleuse der CMP-18 erschien der Dritte Offizier des Schiffes. Er kannte ihn als einen besonnenen und klugen Mann. Oberleutnant Carol Masha kam sofort, als er den Arzt bemerkte. Er schüttelte ihm die Hand. Seine Augen leuchteten auf.
»Ich bin sehr froh, daß Sie gekommen sind«, erklärte er. »Bei uns ist der Teufel los. Ich habe das Gefühl, daß meine Männer so etwas wie einen Koller bekommen oder ihm doch schon sehr nahe sind.«
Zusammen mit dem Offizier ging Dr. Serenti ins Schiff.
»Sie sind nicht überrascht, Dr. Serenti?«
»Keineswegs, obwohl wir bisher noch keine ähnlichen Beobachtungen machen konnten. Offensichtlich geht es doch nicht spurlos an uns vorbei, wenn wir zunächst verdummt werden und dann plötzlich unsere volle Intelligenz zurückgewinnen. Die meisten Besatzungsmitglieder der MARCO POLO haben diesen Prozeß mehrmals mitgemacht. Dieser zusätzliche Streß ist für einige Männer zuviel, obwohl fast alle an extreme Belastungen gewöhnt sind. In der Folge kommt es zu leichten Psychosen.«
»Ich habe mich auf den anderen Schiffen umgehört«, sagte der Offizier. »Dabei habe ich festgestellt, daß nur wir von der CMP-18 betroffen sind. Wie ist das zu erklären?«
»Ich habe mit unserem Chef-Kosmopsychologen Professor Eysbert über diese Frage gesprochen«, antwortete Dr. Serenti. »Er ist der Ansicht, daß es nicht zu diesen Erscheinungen gekommen wäre, wenn die CMP-18 an dem Raumkampf hätte teilnehmen können.«
Die beiden Männer hatten die Schleuse durchquert und traten jetzt auf einen Gang hinaus, der zum zentralen Antigravschacht führte. Mehrere Männer der unteren Dienstgrade arbeiteten hier. Sie bemühten sich, die Klimaanlage zu reinigen und zu reparieren. Als sie Dr. Serenti sahen, stellten sie ihre Arbeit ein. Mit unverhohlener Feindschaft schauten sie ihn an. Einige nahmen eine drohende Haltung an. Der Internist war überzeugt davon, daß er nicht ungeschoren davongekommen wäre, wenn Carol Masha nicht bei ihm gewesen wäre.
»Das verstehe ich nicht«, sagte der Offizier. »Was hat der Raumkampf mit den Psychosen zu tun?«
»Eysbert glaubt, daß die Besatzungen der anderen Beiboote in dieser Auseinandersetzung zu einem psychischen Ausgleich kommen konnten. Sie waren in Gefahr. Sie mußten kämpfen. Sie konnten etwas tun. Sie und Ihre Männer aber mußten zurückbleiben. Für Sie erhöhte sich die Belastung somit weiter.« Er blieb stehen und blickte Carol Masha mit einem unmerklichen Lächeln an. »Ich kann mir auch vorstellen, daß die Besatzungen der anderen Raumschiffe mit Spott nicht gespart haben.«
Der Offizier lächelte verlegen.
»Nun ja«, sagte er. »Man hat uns vorgeworfen, wir hätten uns gedrückt und schnell einen Maschinenschaden fabriziert. Aber das war natürlich ein Scherz. Niemand würde ernsthaft so etwas behaupten. Und dann war da diese dumme Kaninchengeschichte. Auch sie war ein gefundenes Fressen für alle Witzbolde und Möchtegernkomiker der anderen Einheiten. Meine Männer sind allergisch gegen alles, was sich auf Kaninchen bezieht.«
Sie hörten die aufgeregten Stimmen mehrerer Männer. Ein Seitenschott öffnete sich. Vier Techniker redeten lautstark aufeinander ein, mit drohend erhobenen Fäusten. Einer griff nach einem schweren Werkzeug.
Oberleutnant Masha räusperte sich. Sofort legte sich der Streit. Die Männer gingen auseinander. Besorgt blickte der Dritte Offizier ihnen nach.
»Mir wäre es lieber gewesen, wenn Major Matatsi an Bord geblieben wäre«, sagte Masha. Er blickte den Arzt an. »Doktor, ich muß Sie um Unterstützung bitten. Sie müssen etwas tun, um die Männer zur Ruhe zu bringen.«
»Ich werde Ihnen helfen«, versprach Dr. Serenti. »Zunächst schicke ich Ihnen einige Ärzte, die der Besatzung psychisch dämpfende Medikamente verabreichen werden.«
Er klopfte Masha besänftigend auf die Schulter.
»Sie tun Major Matatsi vermutlich unrecht. Uns Ärzten ist es sogar sehr recht, daß er mit nach Kokon geflogen ist. Wir rechnen damit, daß er den Schock bei diesem Einsatz schnell überwindet. An ihm können wir erkennen, ob die Theorie von Dr. Eysbert richtig ist. Mit seiner Hilfe können wir der Besatzung der CMP-18 dann voraussichtlich schneller und nachhaltiger als durch den Einsatz von Medikamenten helfen.«
Major Kainoro Matatsi betrat die Zentrale der Schienenstation hinter Toronar Kasom und den drei Waffenspezialisten, die mit der Space-Jet gekommen waren.
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