Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Silberband 059 - Herrscher des Schwarms

Titel: Silberband 059 - Herrscher des Schwarms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Kraftfeldgenerator des Impulsschlosses aus. Die Schotthälften glitten zur Seite. Ich trat ein.
    Wie ich halb erwartet hatte, schlief der riesige Tibeter nicht, sondern hockte mit untergeschlagenen Beinen auf einem bunten abgewetzten Teppich und meditierte. Eine automatische Gebetsmühle mit reparaturbedürftigem Elektromotor drehte sich. Es roch nach schmorender Isolierung.
    Einen Herzschlag lang kämpfte ich mit mir selbst um einen Entschluß. Sollte ich versuchen, Dalaimoc Rorvic durch Schütteln und Rufen zu wecken, oder sollte ich gleich die Kaffeekanne benutzen?
    Ich konnte der Verlockung nicht widerstehen. Rorvics leicht nach vorn geneigter kahler Schädel mit den zahlreichen blau, gelb und grün verfärbten Stellen stellte eine zu große Verlockung dar.
    Also hob ich die Hand mit der Kanne, holte weit aus und schmetterte das Gefäß mit aller Kraft auf Rorvics Schädel. Bevor er reagieren konnte, hatte ich die Kanne unter einem wüsten Durcheinander alter Schriften verborgen, die sich vor dem imitierten Kamin stapelten.
    Dalaimocs Schädel vollführte eine Vierteldrehung, dann sagte der Tibeter mit tiefer Stimme: »Bitte, den Tee! Ich rieche bereits die warme Kamelbutter.«
    »Sie irren sich«, warf ich ein. »Was da riecht, sind die schmorenden Wicklungen Ihrer Gebetsmühle.«
    Dalaimoc Rorvic öffnete ein Auge, dann streckte er den Arm aus und schaltete die Gebetsmühle ab. Diese Bewegungen gingen mit der nervenzermürbenden Langsamkeit vor sich, die typisch für den Tibeter waren.
    Nach einiger Zeit öffnete er auch das andere Auge. Die Hand hob sich und tastete die sich zusehends vergrößernde Beule am Kopf ab.
    »Eine Schwellung«, sagte er. Seine albinotisch roten Augen richteten sich auf mich. »Captain Hainu, würden Sie mir bitte erklären, wie die Schwellung an meinen Kopf gelangt ist?«
    Ich begann zu schwitzen. Endlich hatte ich den tibetischen Riesen halbwegs wach, da forschte er nach der Ursache für seine Beule.
    »Sir, wir haben keine Zeit zu verlieren!« beschwor ich ihn. »Es ist …«
    »Aber auch keine zu gewinnen«, unterbrach er mich. »Die Zeit ist ein Strom, den niemand aufzuhalten vermag. Die Wogen der Ewigkeit regnen auf das Seiende herab und treiben es dem Meer des Vergessens zu, aus dem alles wiedergeboren wird.«
    »Staatsmarschall Bull wünscht Sie zu sprechen!« schrie ich dem Albino verzweifelt ins Ohr. »Dringend, Sir!«
    »Der Staatsmarschall?« Rorvic schnippte mit den Fingern. »Bringen Sie mir meine Mütze, Captain Hainu!«
    Ich blickte mich suchend um, und endlich fand ich die unscheinbare lehmgelbe Stoffmütze, die Dalaimoc in letzter Zeit zu tragen pflegte. Er nahm sie mir aus der Hand und setzte sie auf, erst dann erhob er sich.
    »Gehen wir, Captain.«
    Als wir Reginald Bulls Arbeitsraum betraten, ein mit elektronischen Apparaten vollgestopftes geräumiges Zimmer auf dem Chefdeck, waren Nonderver, Kalowont und Batriaschwili bereits anwesend.
    Der Staatsmarschall erhob sich bei unserem Eintritt, eilte auf Rorvic zu, schüttelte ihm die Hand und führte ihn zu einem bequemen Sessel.
    Danach musterte er mich vorwurfsvoll und sagte: »Wir haben eine Viertelstunde auf Sie gewartet, Captain a Hainu. Ich bitte Sie zu bedenken, daß die angespannte Lage keinem von uns Zeitverschwendung erlaubt. Also, Schwamm drüber. Es geht um folgende Angelegenheit …«
    Er berichtete, ein Kurier Deightons habe ihm eine Meldung überbracht, aus der hervorgehe, daß auf einem Planeten namens Heytschapan die gesamte Bevölkerung ihre volle Intelligenz zurückgewonnen habe. Dieser Vorgang solle sich irgendwann im März dieses Jahres ereignet haben.
    »Ein Mann namens Oronk Ayai«, führte Bull weiter aus, »ein Gast der SolAb-Stützpunktbesatzung, überlebte. Die übrigen achtzehn Männer und Frauen waren während der Verdummungsperiode irgendwo draußen auf dem Planeten umgekommen. Als die volle Intelligenz zurückkehrte, ging auch Ayai nach draußen. Er wurde von Freihändlern entdeckt und verfolgt, konnte sich in den Stützpunkt zurückziehen und einige Zeit gegen die Angreifer halten. Bevor man ihn überwältigte, aktivierte er den vorprogrammierten Notruf.
    Deighton schickte zwei Agenten mit einer Space-Jet nach Heytschapan. Da zu diesem Zeitpunkt niemand ahnte, daß auf Heytschapan die Verdummung vollständig zurückgegangen war, flogen die beiden Agenten offen ins Eppyla-Pharo-System ein. Die Freihändler schickten ihnen ein Schiff entgegen und eröffneten warnungslos das Feuer.

Weitere Kostenlose Bücher