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Silberband 061 - Terra im Brennpunkt

Titel: Silberband 061 - Terra im Brennpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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Boyrans Elektro-Jeep war von der ›AAR-Armee‹ beschlagnahmt worden.
    »Erinnerst du dich noch daran, wie wir uns hier vor dreizehn Jahren kennengelernt haben?« fragte Rita und hakte sich bei Ezrhad unter, während sie entlang des Stausees dahinschlenderten.
    Boyran hatte sich in die Büsche geschlagen.
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte Ezrhad nachdenklich. »Wir saßen hier am Ufer, warfen Steine in den Stausee und küßten uns.«
    »Es war eine schöne Zeit«, schwärmte Rita. Im nächsten Moment verdüsterte sich ihr Gesichtsausdruck. »Heute erinnert nichts mehr daran. Die Verdummung hat selbst hier ihre Spuren hinterlassen.«
    Sie hatte recht, die Spuren der Verdummung waren hier noch überall zu sehen. Von den üppigen Wäldern, die sich über die Hügel hinaufzogen bis dorthin, wo der Uelle-Makua in den Ubangi mündete, war nicht mehr viel zu sehen. Waldbrände, von den Verdummten entfacht, hatten sie größtenteils eingeäschert. Die verkohlten Stümpfe ragten anklagend in den Himmel. Überall lagen noch die Skelette jener Tiere herum, die von den hungrigen Verdummten erlegt worden waren. Für die Aufforstung und die Aufräumungsarbeiten fehlte einfach die Zeit.
    Das Rasthaus auf dem Hügel hoch über dem Stausee war nur noch eine Ruine. Ezrhad war mit seiner Familie immer gerne hierhergekommen, weil es einer der wenigen Flecke auf der Erde war, zu dem die Technik noch nicht vorgedrungen war.
    Es gab keine Straße, die mit Prallfeld-Fahrzeugen befahren werden konnte, selbst ein Landeplatz für Schweber fehlte.
    Der ehemalige Besitzer, ein verschworener Tier- und Naturschützer, war in den Wirren der Verdummungszeit ums Leben gekommen. Dann hatten sich hier zwei Vertreter des Homo superior niedergelassen, die sich um die herumstreunenden Verdummten kümmerten. Nach dem Aussterben der Superiors hatten wildernde Banden das Gebäude und den umliegenden Wald in Brand gesteckt.
    Nach dem Eindringen in den Schwarm, das eine Aufhebung des Verdummungseffekts zur Folge hatte, wurden vom Stadtrat von Bangui zwei Roboter für die Inbetriebnahme des Rasthauses programmiert. Aber gleich nachdem der Notstand ausgerufen worden war, hatte man sie für anderweitige Verwendung abgezogen.
    Das erfuhr Ezrhad von dem blinden Blue, der das Rasthaus jetzt zusammen mit einem elternlosen, vierzehnjährigen Mädchen führte.
    Ezrhad blieb mit seiner Familie über zwei Stunden dort. Sie unterhielten sich mit Bekannten, die sie zufällig trafen und die sie schon über zwei Jahre nicht mehr gesehen hatten. Sie tauschten Erlebnisse aus der Zeit der Verdummung aus, erzählten sich die Schicksale von gemeinsamen Freunden.
    Schließlich mußten sie aufbrechen, um den letzten Rohrbahnzug in Richtung Bangui nicht zu verpassen. Gerade, als sie das Rasthaus verlassen wollten, wurde die laufende Sendung von ›AAR-Television‹ unterbrochen und ein Sprecher des Sekundär-Studios meldete sich.
    »Soeben hat uns eine Meldung erreicht, die die ganze friedliebende Welt erschüttert. Auf einer der Süd-Orkney-Inseln, die östlich des antarktischen Graham-Lands liegen, fand eine Atomexplosion statt, die einem Zerstörungsäquivalent von 20 Megatonnen TNT entsprach. Die Europäisch-Atlantische Allianz beschuldigte daraufhin das Afro-Asiatische Reich, den dort befindlichen Militärstützpunkt mit Fernlenkraketen beschossen zu haben und erklärte den Krieg.
    General Goubar Nandese hat als erste Maßnahme eine Mobilisierung aller Truppen und eine Rekrutierung der Reservisten angeordnet. Danach enthüllte er in einer kurzen Stellungnahme, die er im Führungskommando Kairo gab, die tatsächlichen Hintergründe, die zur Atomexplosion auf der Orkney-Insel führten. General Nandese erklärte, daß es sich dabei eindeutig um eine Aktion des Geheimdienstes der Europäisch-Atlantischen Allianz gegen die eigenen Leute handle. Diese Aktion diente nur dazu, Marschall Galbraith Deighton einen Vorwand zu verschaffen, den von ihm herbeigewünschten Krieg entfachen zu können …«
    Das geschah am Spätnachmittag des 19. November 3442.
    Als Ezrhad am Abend seinen Bungalow erreichte, lag der Einberufungsbescheid bereits vor.
    Rita weinte. Ezrhad brachte Boy zu Bett, ohne ihm eine Erklärung für das seltsame Verhalten seiner Mutter zu geben.
    Wieder im Wohnzimmer zurück, versuchte er, Rita die Lage zu erklären. Aber wie schon die anderen Male zuvor, schien es, als habe sie ein Brett vor dem Kopf. Sie wollte die Realität einfach nicht wahrhaben.
    Der Fernseher lief.

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