Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
Fall aber dürfe sein Kollege Dr. Fröhlich noch länger an der Aufnahme seiner Tätigkeit gehindert werden.
Alex verzog das Gesicht und tastete seine linke Wange ab.
»Was haben Sie, Herr Kollege?« fragte Professor Lang.
»Zahnschmerzen!« rief Fröhlich wehklagend aus. »Ihre Stimmgewalt kostet mich wahrscheinlich den M-zwei oben links.«
Professor Lang schlug sich auf den Mund. »Das tut mir leid, Kollege Dr. Fröhlich. Kommen Sie mit; ich will mir den Zahn gleich einmal anschauen.«
»Das ist direkt lustig«, bemerkte der Personalchef.
Offenbar wollte er mich in ein längeres Gespräch verwickeln. Ich durchkreuzte seine Absicht, indem ich so tat, als wollte ich für die beiden Zahnmediziner die Tür öffnen – und dann vor ihnen auf den Flur enteilte.
Eine Weile ließ ich mich ziellos von den Transportbändern und Antigravfeldern durch das Schiff tragen, dann entschloß ich mich, die Hauptzentrale aufzusuchen. Vielleicht war mein Freund Mentro Kosum anwesend; mit ihm konnte man sich wenigstens vernünftig unterhalten. Ich entdeckte den Emotionauten in einer der Pausennischen, wo er geruhsam eine Tasse Kaffee trank.
»Hallo, Marszwerg!« rief er, als er mich erblickte. Bei ihm wirkte es keinesfalls abwertend, sondern freundschaftlich. »Hat dir dein fetter Nervtöter freigegeben?«
Ich setzte mich neben ihn und tastete mir am Automaten ebenfalls eine Tasse Kaffee.
»Sprich bitte nicht von Rorvic, diesem Scheusal«, bat ich. »Wie geht es dir?«
»Es geht mir halt so recht und schlecht, doch Trübsal blasen liegt mir nicht«, antwortete er mit einem seiner berühmt-berüchtigten Knüttelverse. Er grinste. »Wo kommst du her, wo willst du hin, was liegt dir Finsteres im Sinn?«
Ich berichtete ihm von dem Beugefeld, das mich ins 20. Jahrhundert ›zurückgebeugt‹ und mit mir einen Menschen der Vergangenheit ins 35. Jahrhundert geholt hatte. Mentro hörte mir aufmerksam zu. Gedankenverloren wickelte er seine rostrote Haarmähne in einem Knoten nach oben.
»Interessant«, sagte er, als ich geendet hatte. »Offenbar hat Dr. Fröhlich mit seinem Zahnwurzelprüfer eine Art nivellierendes Verbundfeld zwischen euch geschaffen und wurde deshalb ebenfalls vom Beugefeld erfaßt. Wie findet er sich denn bei uns zurecht?«
»Besser, als ich anfangs dachte. Er bestaunt natürlich unsere Technik, aber es wird noch einige Zeit dauern, bevor er den Unterschied zu seiner Zeitepoche in vollem Umfang erfaßt hat. Augenblicklich läßt er sich von Professor Lang einen schmerzenden Zahn behandeln. Danach wird er selber wieder als Zahnmediziner fungieren.«
Mentro lachte. »Du siehst ihn durch die Zeiten nah'n, er fühlt dir auf den Weisheitszahn.«
»Major Kosum bitte sofort zum Kartentisch!« ertönte eine Stimme aus den Rundruf-Lautsprechern.
Mentro leerte seine Tasse, stand auf und schlug mir leicht auf die Schulter. »Ob Raumschiff oder Sternenschnuppe, man benötigt Kosums Daumenkuppe – zum Peilen, ich werde eilen.«
Ich lachte so, daß ich etwas von meinem Kaffee über meinen Raumanzug schüttete. Doch dann packte mich die Neugier, und ich trank ebenfalls meinen Kaffee aus und folgte dem Emotionauten zum Kartentisch.
Der Großadministrator saß in einem Kontursessel am Kartentisch, umringt von seinen engsten Vertrauten. Er sprach über Hyperkom mit Professor Geoffry Abel Waringer.
»Und du bist völlig sicher, daß der Aufbau des Paratronschirms nicht nur gelingen, sondern daß der Schirm auch bei hoher Belastung stabil bleiben wird, Geoffry?« fragte Rhodan.
»Völlig sicher, Dad«, antwortete Waringer. »Die zerstörten PtF-Projektoren sind vollzählig instand gesetzt beziehungsweise erneuert worden. Ich habe die Funktionstüchtigkeit der Systeme mehrfach positronisch durchrechnen lassen. Es gibt keine Fehlerquellen. – Allerdings …«, er zögerte, »… die Theorie kann die Praxis nicht ganz ersetzen. Ob alles hundertprozentig läuft, erfahren wir erst, wenn wir die Projektoren aktiviert haben.«
Rhodan nickte. Er sah seine Vertrauten an und ließ den Blick auf Atlan ruhen. »Wie denkst du darüber?«
Der Arkonide antwortete gelassen: »Wir können den Paratronschirm nicht nur einmal kurz aufbauen und dann wieder desaktivieren, Perry. Ein systemumspannender Energieschirm würde von den Ortungsstationen des Schwarms mit Sicherheit geortet werden.« Atlan lächelte. »Vielleicht seid ihr Terraner neugieriger als andere Intelligenzen, aber ein Paratronschirm würde gewiß auch die ganz besondere
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