Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
sogenannte Space-Jets. Kommen Sie, dort drüben steht mein Fluggleiter!«
Dr. Alexander Fröhlich kam aus dem Staunen nicht heraus. Mein Fluggleiter war zwar nur ein relativ kleines Fahrzeug, nur für Kurzstrecken geeignet und von der Form eines Springer-Beiboots, wenn auch erheblich kleiner, dennoch bewunderte er es, wie ein Neandertaler vielleicht einen Pfeifkessel bewundert hätte.
Glücklicherweise befand sich Commander Rorvic nicht an Bord unseres Schiffes, sonst hätte ich Schwierigkeiten gehabt, den Mann aus dem 20. Jahrhundert durch die Kontrollen zu bringen. Der Albino hatte darauf bestanden, bis zum nächsten Einsatz im Hotel El Que Faltaba zu wohnen.
Während des Fluges musterte Fröhlich aufmerksam den Himmel. Er wurde immer nachdenklicher, bis er endlich den Kopf schüttelte. »Ich kann kein einziges bekanntes Sternbild entdecken, Tatcher. Alles ist fremd. Sind wir tatsächlich auf der Erde?«
»Wir sind auf der Erde, Alex«, versicherte ich ihm. »Nur befindet sich das Solsystem innerhalb einer Art wandernder Kleingalaxis, die sich und uns mit ihrem Energieschirm gegen das bekannte Universum abriegelt.«
Fröhlich sah mich verständnislos an, deshalb erklärte ich ihm in Stichworten das Wichtigste über den Schwarm, die ehemalige Verdummung und die gegenwärtige Situation der solaren Menschheit.
Dabei erreichten wir die Region Ala Shan mit der supermodernen Wohnstadt Treasury of Stars, trotz der für präkosmische Verhältnisse großen Entfernung von Terrania City ein Bestandteil von Groß-Terrania.
Ich landete den Fluggleiter auf dem Dach des El Que Faltaba – und zwar keinen Augenblick zu früh. Gerade hatte ich das Antigravaggregat desaktiviert, als über Normalfunk Hyper-D-Stille angeordnet wurde. Die Außenmikrophone übertrugen das an- und abschwellende Geheul von Signalpfeifen.
»Wird die Erde angegriffen?« fragte Fröhlich.
»Nein, wahrscheinlich nicht. Sicher sind wieder ein paar Aufklärungsschiffe des Schwarms in der Nähe des Systems aufgetaucht. In einem solchen Fall wird zur Täuschung des Gegners immer Hyper-D-Stille angeordnet.«
»Aber vorhin erzählten Sie, die Schwarmherren hätten entdeckt, daß es sich bei Terra um eine Hyper-D-Macht handelt«, wandte Fröhlich ein.
»Richtig, Alex. Dennoch üben wir weiterhin größte Zurückhaltung. Bevor der Paratronschirm noch nicht wieder steht, dürfen wir die Herren des Schwarms nicht unnötig reizen. Zumindest sollen sie denken, sie könnten sich bei der Unterwerfung der Menschheit Zeit lassen.«
Wir benutzten den für Notfälle vorgesehenen Pneumolift, da der Antigravschacht desaktiviert war. Vor Rorvics Zimmertür blieben wir stehen, und ich drückte auf den Meldeknopf. Drinnen summte es vernehmlich; dennoch erfolgte keine Reaktion.
»Vielleicht ist Ihr Vorgesetzter ausgegangen, Tatcher«, meinte Fröhlich.
Ich lachte spöttisch. »Ausgegangen, ha! Das Faultier wird wie üblich vor sich hin dösen und zu bequem sein, uns zu antworten oder über Blickschaltung den Öffnungsmechanismus zu aktivieren.«
Ich drehte der Tür den Rücken zu und trat mit den Absätzen gegen die Füllung. Nach etwa einer Minute erhellte sich mir gegenüber ein Bildschirm, und auf ihm war das Abbild eines Hotelangestellten zu sehen.
»Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Captain a Hainu?« fragte der Angestellte.
»Ja«, antwortete ich grimmig. »Schicken Sie mir jemand mit einem Zweitimpulsgeber her. Mein Vorgesetzter schläft anscheinend.«
»Ich werde Ihnen einen Roboter schicken, sobald der Hyper-D-Alarm vorbei ist, Captain«, versicherte der Angestellte. »Vorher geht es leider nicht. Unsere Pneumolifts tragen keinen Roboter.«
»Dann geben Sie mir bitte den Impulskode für den Wartungsraum dieser Etage«, sagte ich. »Oder soll ich auf dem Flur stehen?«
»Selbstverständlich nicht!« Der Angestellte nannte mir den Kode.
Ich zwinkerte Fröhlich zu, stellte meinen Universal-Kodegeber nach und begab mich zur Tür des Wartungsraumes. Sie öffnete sich, wie es sich gehörte.
Nach kurzem Suchen entdeckte ich, was ich brauchte, um Rorvics Tür ohne Impulsgeber zu öffnen: eine Spraydose mit Thermoplastsprengstoff zum Öffnen von verklemmten Türen im Katastrophenfall. Ich kehrte mit dem Spray zu Rorvics Tür zurück und sprühte einen dünnen Faden rings um die Tür. Dann zog ich aus dem Seitenfach der Dose einen meterlangen Zündfaden, drückte das eine Ende in die noch weiche Sprengstoffspur und legte das andere Ende mitten auf den
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