Silberband 061 - Terra im Brennpunkt
geben.«
Oberstleutnant Peltrow Batriaschwili, früher Kosmokriminalist und Psychologe der Solaren Abwehr, sah von seinem Platz vor den Funkgeräten auf.
»Captain a Hainu, wären Sie wohl so nett, nach Leutnant Kalowont zu sehen?«
Tatcher erhob sich. »Selbstverständlich.«
»Sollte seine Temperatur weiter gestiegen sein«, fuhr Batriaschwili fort, »injizieren Sie ihm am besten eine Doppeldosis Breitbandserum. Vielleicht hilft das.«
Der Marsianer nickte und verließ die Steuerkanzel der BUTTERFLY. Er schwebte im Antigravschacht zum darunterliegenden Deck und betrat Kalowonts Kabine.
Der Leutnant lag mit hochrotem Kopf in seinem Pneumobett. Er öffnete die Augen, als er a Hainu bemerkte. Seine Lippen schlossen sich fester um den Gummisauger, und sein Adamsapfel bewegte sich, als er den kühlenden Fruchtsaft aus der Trinkflasche sog.
Tatcher beugte sich über die Anzeigen der Meßapparatur. Riev Kalowonts Körpertemperatur betrug 40,7 Grad Celsius. Vor zwei Stunden hatte sie nur 40,5 Grad betragen.
Der Marsianer schaltete abermals den Diagnosecomputer ein. Wie bisher auch, zeigte das Gerät eine Infektion des Organismus mit mutierten Grippeviren an. Keines der bekannten Kosmobiotika hatte darauf angesprochen.
»Wie fühlen Sie sich?« fragte Tatcher und nahm Kalowont den Sauger aus dem Mund.
»Wie ein gegrilltes Steak«, antwortete der Kranke mit schwerer Zunge. »Wo sind wir?«
»Abkommandiert in die Nähe des Schwarmkopfes, Riev. Damit befinden sich außer der GOOD HOPE II insgesamt zehn Space-Jets in diesem Raumsektor. Seit der letzten Transition des Schwarms wurden wieder mehrere Verbände von Wabenraumschiffen ›ausgeschleust‹, aber seit zwei Tagen herrscht Ruhe. Unsere Messungen lassen den Schluß zu, daß der Schwarm sich auf eine weitere Transition vorbereitet.«
Er sah, daß Kalowont ihm nicht mehr zuhörte, und beeilte sich, die Breitbandserum-Injektion vorzubereiten. Dabei fragte er sich, was sie unternehmen sollten, wenn auch das Breitbandserum nicht anschlug und das Fieber vielleicht noch weiter anstieg. Seine anderen Gefährten schienen Kalowonts Erkrankung nicht ernst zu nehmen. Normalerweise brauchte man sich im 35. Jahrhundert einer Grippe wegen auch nicht den Kopf zu zerbrechen, sofern die infizierten Personen sich nicht schon vorher in bedenklichem Zustand befunden hatten und ausreichend Kosmobiotika zur Verfügung standen.
Selbstverständlich waren immer wieder modifizierte und mutierte Erregertypen aufgetreten, doch dauerte es für gewöhnlich nicht lange, bis eines der vorhandenen Kosmobiotika beziehungsweise eine Kombination verschiedener Mittel die Erreger angriff.
Die Erreger, die Riev Kalowont krank gemacht hatten, schienen jedoch eine bisher nicht erreichte starke Mutation zu sein. Es blieb nur zu hoffen, daß das Breitbandserum Abwehrstoffe dagegen enthielt.
Nachdem Tatcher seinem Gefährten das Serum injiziert und die Anzeigen der Meßapparatur überprüft hatte, ging er in die sogenannte Naßzelle, in der sich sowohl individuelle Pflege- und Reinigungseinrichtungen als auch Anschlüsse für die gemeinschaftliche Waschautomatik und den Desinfektor befanden. Tatcher a Hainu zog sich aus und ließ seine Kleidung in der Eingabeöffnung der Waschautomatik verschwinden, dann tastete er die Duschnische auf ›Desinfektion‹ um und ließ sich von allen Seiten mit heißer, scharf riechender und schäumender Flüssigkeit absprühen.
Nach einigen Minuten unter der Heißluftdusche und dem Massageroboter verließ der Captain die Naßzelle durch einen separaten Ausgang, lief in seine eigene Kabine und streifte sich frische Kleidung über. Danach kehrte er in die Steuerkanzel der BUTTERFLY zurück.
Dalaimoc Rorvic öffnete die Augen, als Tatcher a Hainu aus der runden Öffnung des Antigravschachtes schoß und sich an der Notleiter festklammerte, um nicht gegen die Kanzeldecke zu prallen.
»Eines Tages werden Sie sich mit Ihrer krankhaften Hast noch den Schädel einrennen, Tatcher«, sagte Rorvic mit tiefer, gelangweilt wirkender Stimme.
»Ja, Sir«, versetzte a Hainu mit unterdrücktem Zorn.
Der Tibeter lächelte, streckte seine Hand aus und schaltete die kleine elektrische Gebetsmühle ein. Dann nahm er seine gelbe Mütze ab, wischte sich damit den Schweiß von der Stirn und setzte sie wieder auf.
»Sie sind ein schwieriger Mensch, Tatcher. Wie geht es Riev?«
»Ziemlich schlecht, Sir. Wenn das Breitbandserum nicht anschlägt, müssen wir ihn zu einer Spezialklinik
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