Silberband 062 - Götzendämmerung
nicht aus den Augen.«
»Er wird mich für seinen treuesten Diener halten«, versprach der Haluter leise.
Der Mausbiber machte keine Anstalten, sie zurückzuhalten, als sie den Raum verließen. Rhodan fand sofort die Tür, hinter der Delta und sein Kommando untergebracht waren. Atlan hingegen ging in die Kommandozentrale.
»Y'Xamara, ich bin gekommen, dir zu helfen. Würdest du so gütig sein, mir meine Aufgaben zu erklären?«
Der Götze machte in der Tat einen harmlosen Eindruck.
»Du kannst die Funksprüche der Wachflotte überwachen, damit wir erfahren, was der Kommandant plant. Er hat die Kuppel zerstören lassen und wird weitere Angriffe unternehmen, wenn er erst einmal weiß, daß wir leben. Weißt du, was ein Sender ist?«
Atlan nickte. »Ja, ich kenne Sender und Empfänger. Du kannst mir ihre Bedienung anvertrauen, Y'Xamara.«
Der Götze war sichtlich froh, keine Zeit für lange Erklärungen verschwenden zu müssen. Er widmete sich wieder der Beobachtung seiner Bildschirme und stellte fest, daß die Karties fast überall auf dem Planeten ihre Bewacher vertrieben oder getötet hatten. Die seit Generationen aufgespeicherte Verzweiflung schien hier zum Durchbruch gekommen zu sein.
Atlan schaltete die Geräte ein und verspürte Erleichterung, als er schon nach wenigen Minuten den Routineruf Mentro Kosums vernahm. Vorsichtig, damit Y'Xamara nicht mißtrauisch wurde, nahm er Sendebetrieb auf und tippte die im Notfall noch immer gültigen Morsezeichen unmittelbar neben dem Mikrophon auf die Tischplatte.
Kosums Routineruf verstummte. Nun wußte Atlan, daß der Emotionaut aufmerksam geworden war und seine Zeichen aufnahm. Er hielt seine informative Meldung so kurz wie möglich, um keine Zeit zu verlieren. Dann wartete er die Bestätigung ab. Als sie kam, wechselte er die Frequenz und atmete erleichtert auf, als laut und deutlich die Funkmeldungen der Wacheinheiten im Lautsprecher hörbar wurden.
Das Transporterschiff für die eingefangenen Götzen stand startbereit auf dem Raumhafen. Es gab immer noch einige, die sich weigerten, abtransportiert zu werden. Sie wehrten sich mit allen Kräften, die ihnen zur Verfügung standen, und in der Melkanlage selbst war ein heftiger Machtkampf zwischen zwei Götzen entstanden, die ihre Paragaben einsetzten und sinnlos alles zerstörten, was für sie erreichbar war.
Auf der anderen Seite des Planeten gab es am Ufer des Meeres eine kleine Ansiedlung, die Atlan von der Korvette aus nicht registriert hatte. Sie bestand aus flachgestreckten Gebäuden, die rechts und links einer breiten Fahrbahn lagen, die hinab zum Hafen führte. Wahrscheinlich handelte es sich um eine Wohnsiedlung für die hier stationierten Truppen oder gar um eine Art Erholungszentrum.
Rings um die Stadt waren insgesamt acht Wabenraumer niedergegangen, die ihren verderbenbringenden Inhalt entluden. Die Karties hatten sofort mit der Teilung begonnen. Bald überschwemmten Millionen der Neugeborenen das Gelände, drangen in die Stadt ein und trafen auf den Widerstand der Hilfsvölker, die sich erbittert gegen den überraschenden Angriff wehrten.
Sie erlagen der zahlenmäßigen Übermacht. Die Stadt gehörte nun den Karties, die jedoch nichts mit ihr anzufangen wußten.
Atlan hatte nie viel Sympathie für die Götzen und ihre im Schwarm gefangengehaltenen Hilfsvölker gehabt. Wenn er überhaupt ein Mitgefühl verspürte, so galt es den bedauernswerten Karties. Aber jetzt, als er die sinnlosen Zerstörungen sah, war er sich nicht mehr so sicher, auf welcher Seite das Recht stand – wenn es überhaupt ein Recht gab.
Y'Xamara kannte solche Gefühle und Skrupel nicht. »Sollen sie sich gegenseitig umbringen«, sagte er, als Atlan ihn auf die Geschehnisse aufmerksam machte. »Dadurch sparen wir eine Menge Arbeit. Wir werden mit der Vernichtung der Gegner beginnen. Wir können es von hier aus tun, die Anlage ist intakt. Hol die anderen Diener! Der große Tambu-Gott soll ebenfalls kommen.«
Atlan nickte und entfernte sich. Er wußte, daß sie nun die Entscheidung nicht mehr länger hinauszögern konnten.
Was hatte Rhodan inzwischen erreicht?
Als Atlan Guckys Aufenthaltsraum betrat, saß der Mausbiber auf seiner Couch und unterhielt sich mit Icho Tolot. Er sah auf, als er Atlan bemerkte.
»Hat Y'Xamara dich mit deinen Aufgaben vertraut gemacht?« fragte er würdevoll.
Rhodan hob warnend die Hand, als Major Delta ihn eintreten sah.
»Ruhig bleiben, Major! Mein Kompliment übrigens, Sie haben alle schnell
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