Silberband 062 - Götzendämmerung
überquerte, sandte er Mentro Kosum einen kurzen Funkspruch und schaltete auf Empfang. Die Antwort war ebenso kurz: »Alles hier, wir warten!«
Hinter Atlan fragte Gucky plötzlich: »Wie kommt es, daß ich deine Sprache kenne?« Der Tonfall war ruhig und normal. Aber die Frage zeigte nur zu deutlich, daß Guckys Geist noch immer verwirrt war.
»Ich werde dir alles erklären. Wir sind gleich bei unseren Freunden, die uns in Sicherheit bringen werden.«
Keine Antwort. Atlan forderte ein Peilsignal an und erhielt es. Wenig später entdeckte er die Korvette im Dämmerlicht des riesigen Talkessels. Abseits stand der verlassene Raumgleiter, mit dem Rhodan die Flucht gelungen war. Die Linse Icho Tolots war bereits verladen worden.
Atlan steuerte direkt die große Hangaröffnung an und landete sanft in der Schleusenkammer. Hinter ihm schloß sich die Luke. Und noch während das geschah, begann der Boden des Hangars zu vibrieren. Mentro Kosum startete.
22.
Lord Zwiebus, der zu seinem allergrößten Bedauern die Vorgänge auf dem Planeten Harda-Hardy nur am Rande miterlebt hatte, weil er an Bord der Korvette geblieben war, saß geduldig in Guckys Kabine auf einem viel zu kleinen Sessel und betrachtete den Mausbiber, der auf seinem Bett lag und schlief.
Rhodan hatte ihn gebeten, auf den Ilt zu achten. Man näherte sich der MARCO POLO und würde in knapp einer Stunde eingeschleust werden.
Er seufzte und nahm einen Schluck aus dem Glas. Dann lehnte er sich zurück, wobei er beinahe mit seiner ganzen Sitzgelegenheit zusammengebrochen wäre. Leise fluchte er und beschloß, in Zukunft vorsichtiger zu sein.
Aber der Mausbiber mußte das Geräusch dennoch gehört haben. Er öffnete die Augen und sah Lord Zwiebus an, als erkenne er ihn nicht. Für den Bruchteil einer Sekunde allerdings war ein Zucken um seine Mundwinkel gewesen, aber als er sich jetzt ein wenig aufrichtete, war sein Gesicht ernst und würdevoll.
»Lebewesen der ersten Versuchsklasse, willst du nicht vor deinem Schöpfer niederknien?« fragte er mit einer Stimme, die sämtliche Drohungen des Universums auszudrücken schien. »Danke mir, dem großen Tambu-Gott!«
Lord Zwiebus, der natürlich von der verrückten Geschichte gehört hatte, starrte den Mausbiber voller Zweifel an. Auf seiner wulstigen Stirn erschien eine dicke Falte. Dabei hatte Rhodan ihm versichert, daß Gucky wieder normal geworden wäre.
»Oh!« machte er fassungslos.
»Auf die Knie, Unwürdiger!« fauchte Gucky ihn an.
Lord Zwiebus zwängte sich mühevoll aus dem schmalen Sessel und überlegte, warum er so leichtsinnig gewesen war, den Interkom nicht einzuschalten. Nun war es zu spät. Er konnte niemanden zu Hilfe rufen. Um Zeit zu gewinnen, kniete er nieder.
»Bete mich an!« forderte Gucky ihn auf.
Lord Zwiebus bedauerte, seine Keule nicht zur Hand zu haben. Damit hätte er den Ilt schon auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Doch die Keule lag in seiner Kabine.
»Großer Tambu-Gott«, sagte er widerwillig. »Ich werde dir dienen und dir gehorchen.«
In Guckys Augen blitzte der Schalk, aber nur für einen Moment. »Gut so«, lobte er gnädig und setzte sich aufs Bett. »Dann krieche hinüber zum Kühlschrank und hol mir eine Limonade, Diener!«
Lord Zwiebus zögerte. In Guckys Stimme war plötzlich etwas, das er nur zur Genüge kannte. Das war nicht mehr die herrische Stimme des Tambu-Gottes …!
Vorsichtig kroch er auf den Schrank zu, aber dann drehte er sich plötzlich um – und sein Blick begegnete dem Grinsen des Mausbibers, der sich nur mit Mühe zurückhielt. Als er allerdings feststellen mußte, daß er ertappt worden war, brach er in quietschendes Gelächter aus und schlug sich vor Vergnügen auf die Schenkel.
»Hihi!« kicherte er schließlich. »Was ist mit meiner Limonade?«
»Die kannst du dir selbst holen«, knurrte Lord Zwiebus, erhob sich und kehrte auf seinen Platz zurück, um sich zu setzen. »Du Tambu-Gott! Hast du mir vielleicht einen Schrecken versetzt! Ich dachte, nun ginge es wieder los!«
Gucky stand auf und holte sich sein Getränk. Er setzte sich wieder auf sein Bett.
»Wenn ich mir das alles so richtig überlege, wärest du eigentlich viel besser geeignet gewesen, verrückt zu werden und dich für einen Gott zu halten, aber die Erfahrung hat schließlich bewiesen, daß ja nur jemand verrückt werden kann, der einen Verstand besitzt. Somit hätten wir bei dir wohl umsonst gewartet, nicht wahr?«
»Richtig«, bestätigte Lord Zwiebus
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