Silberband 062 - Götzendämmerung
ließ seine flache Hand mehrmals klatschend auf den Kopf seines Herrn fallen, um ihn zu größerer Eile anzutreiben.
»Das begreifst du wohl nicht, Fremder, wie?« fragte er mit keifender Stimme. »Je fetter ich bin, desto schwerer bin ich. Je schwerer ich bin, desto höher ist die Leistung meines Herrn und Meisters. Je höher die Leistung meines Herrn, desto höher die Achtung, die man ihm entgegenbringen muß.«
»Deshalb brauchst du trotzdem nicht soviel zu fressen«, sagte Tonka Valuz grinsend.
»Ich muß es tun«, behauptete Arialeinen weinerlich. »Ich muß doch allen beweisen, daß mein Herr so reich ist, daß er mich ständig füttern kann. Das gehört zu meinen Pflichten, verstehst du das denn nicht?«
»Hier möcht' ich Diener sein«, erklärte Phil Aupon lächelnd.
»Vorsicht!« schrie Tonka Valuz plötzlich.
Der Sergeant warf sich zurück. Er prallte gegen seine beiden Freunde und gegen die beiden Tubbods. Sie stürzten zu Boden und entgingen dadurch nur knapp dem Energiefeuer, das ihnen vom Fuß des Götzenbildes entgegenschlug.
Tonka Valuz rollte sich mehrere Meter zur Seite, sprang dann wieder auf und legte seine Waffe zwischen zwei Felsen hindurch auf den Eingang zum Götzentempel an, doch er zögerte, sofort zu schießen.
Aus der großen Öffnung am Fuß des Götzenbildes marschierte eine Kolonne von Purpurnen heraus. Sie trugen ihre Waffen, die aussahen wie mehrere voreinander gesteckte Ellipsoide, im Anschlag.
Drei der kleinen, purpurnen Wesen drehten sich wie auf Kommando zu Tonka Valuz um. Ihre Waffen hoben sich und zielten auf ihn. Der Sergeant drückte den Auslöseknopf seines Energiestrahlers herunter – doch nichts geschah.
»Bodamore, verdammt, laß doch jetzt diesen Unsinn!« rief Valuz.
Saman, der Priester, stieß einen Triumphschrei aus, als er sah, wie Antaranara reagierte. Er stieß die Arme nach oben und begann, wie wild auf der Stelle zu hüpfen.
»Seht, seht, Antaranara zeigt, daß er es versteht, sich gegen das Böse zu wehren!« schrie er.
Er kletterte auf einen mannshohen Felsbrocken hinauf, um die Szene besser übersehen zu können. Langsam wandte er sich dem Wabenraumschiff zu und zwang sich, das Unbeschreibliche zu sehen. Er hatte wie die anderen, längst erkannt, daß die ockergelben Wesen auf diese Welt gekommen waren, um hier zu gebären – denn nichts anderes war ihr Teilungsvorgang.
»Strafe sie, Antaranara!« brüllte er aus Leibeskräften und stieß dabei seine Arme immer wieder anfeuernd in den Himmel.
Zugleich aber blickte er zwischen Furcht und Faszination schwankend auf die fremdartigen, purpurnen Dämonen, die aus dem Tempel des Gottes herausmarschiert kamen. Er zweifelte noch ein wenig an der Macht dieser Wesen, die nicht größer als die Tubbods waren und eine abstoßend häßliche lederartige Haut besaßen. Noch bedenklicher aber erschien es Saman, daß er nicht einen einzigen geflochtenen Strick bei den Dämonen entdecken konnte.
Einer der Purpurnen wirbelte seinen weißen, hüftlangen Haarschopf um den Kopf. Die Dämonen schwärmten aus und bildeten einen Halbkreis vor der Öffnung.
Ein eben ›geborener‹ Kartie kroch mit noch ungeschickten Bewegungen über das Vorplateau zum Tempel auf die Roten zu. Saman beugte sich gespannt vor. Er fürchtete, der kleine Dämon werde sich von dem Gelben einfach überrennen lassen. Doch plötzlich zuckte ein Arm des Dämons nach vorn. Die Hand mit den kräftigen Nägeln bohrte sich in den Leib des birnenförmigen Wesens und tötete es auf der Stelle.
Die Tubbods, die versuchten, sich zum Tempel zu retten, stießen ein Geschrei der Begeisterung aus. Viele von ihnen eilten auf den Eingang zu. Irgendwo ertönte ein gräßlicher Schrei.
Plötzlich zuckte Feuer aus den Waffen der Dämonen. Saman beobachtete, wie die weißen Blitze in die Masse der Gebärenden schlugen und Tod und Verderben verbreiteten. Doch einige der roten Zwerge schienen Mühe mit ihren Waffen zu haben. Sie versuchten, irgend etwas zwischen den Felsen in ihrer Nähe zu vernichten, aber aus ihren Waffen kam kein Feuer.
Saman kümmerte das nicht. Sein Glaube an die Allmacht des Antaranara war wieder gefestigt. Er wandte sich den Gläubigen zu und begann mit eingehender Stimme von Antaranara und seiner allumfassenden Kraft zu berichten.
Die Tubbods flohen in breiter Welle vor den gebärenden Ockergelben. Saman begriff als erster, daß sie dabei den Dämonen in den Weg kamen und sie bei ihrem Vernichtungswerk gegen die Fremden
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