Silberband 062 - Götzendämmerung
Götzenreich ein, verglichen ihre Umgebung mit den Symbolen der Karten und entschlossen sich, nach Westen auszuweichen und dann dem kleinen Fluß aufwärts zu folgen. Laut Karte besaß er ein breites, jetzt zum Teil wasserloses Flußbett; sie würden schnell vorankommen.
»Einverstanden. Dort hinüber!« sagte Tahonka-No. »Ich führe, wenn du nichts dagegen hast, Sandal!«
»Nur zu!«
Bisher hatten sie von den Götzen nichts zu befürchten gehabt. Die Tiere waren harmlos oder ließen sich nicht blicken. Sie konnten sich in der Landschaft frei bewegen, aber das konnte zum Leichtsinn führen. Solange aber die Götzen sie nicht als Störenfriede an den Grenzen ihrer Reiche ansahen, waren sie ungefährdet. Nur dann, wenn sie unwissentlich oder mutwillig eine Grenze überschritten, konnte es geschehen, daß sie angegriffen wurden. So stellte sich für sie die Lage dar.
Zuerst drangen sie durch einen Dschungel vor, der sich langsam lichtete und in eine Art Kulturwald überging. Auch wurde die Landschaft hügelig und weniger anstrengend. Noch immer lag der Salzwassergeruch in der Luft, und die Flora war ausgesprochen tropisch. Ihre Stiefel zeichneten tiefe Spuren in einen feuchten Rasen, als sie am späten Morgen schräg entlang eines Hügels aufstiegen. Vor ihnen, am Kamm der Erhebung, standen alte, mächtige Bäume mit borkigen Rinden. Von den Ästen hingen lange Schmarotzerpflanzen herunter. Es wurde heißer, das Sonnenlicht stach in dunklem Gelb herunter.
»Von dort oben müßten wir den Fluß sehen!« sagte Chelifer. »Wie wird es der anderen Gruppe ergangen sein?«
Sandal streckte den Arm aus und zog Chelifer auf die Spitze des Hügels hinauf und in den Schatten.
»Wenn sie unsere Hilfe brauchen würden, hätte Lloyd zweifellos kurz gefunkt. Ich nehme an, sie haben ähnliche Erlebnisse wie wir.«
»Yatnokan, ein Planet mit unzähligen Inseln des Wahnsinns!« sagte der Arzt von Gedynker Crocq und schüttelte den Kopf. »Kaum zu glauben, aber unumstößliche Tatsache.«
»Wir werden auf diesem Planeten noch viel erstaunlichere Dinge erleben!« versprach Sandal. »Ich fühle es.«
Sie gingen dreihundert Meter entlang der Hügelkuppe. Dann erst näherten sich das Flußbett und der Abhang einander. Die drei Freunde sahen nach links hinunter und erkannten einen schnellen Wasserlauf, daneben auf beiden Seiten ein trockenes Flußbett voller Kiesel und Sand. Überall lag verrottetes Schwemmgut.
»Noch etwa sieben Kilometer bis zum Treffpunkt!« sagte Tahonka.
Aufmerksam beobachteten sie ihre Umgebung. Sie sahen nichts anderes als eine weitestgehend unberührte Landschaft.
»Das läßt darauf schließen, daß man die Götzen einfach hierher bringt und laufen läßt. Jeder von ihnen hat sich dann ein kleines Reich gesucht, das mit den Bezugspunkten seines individuellen Wahnsinns in enger Verbindung steht!« sagte Chelifer und ging vor Sandal einen Tierpfad hinunter. Er führte zum Ufer des Flusses, vielmehr an den Rand des Hochwasserbettes.
»Wie zum Beispiel dieses Reich dort vorn!« sagte unvermittelt der Knöcherne und blieb stehen. Sein Arm schnellte hoch und deutete auf den Gleithang des Flusses. Dort sahen sie einen Felsen, der sich wie eine riesige Nase in den Fluß hineinschob und dessen unterster Absatz meterhoch über dem leeren, weißen Flußbett schwebte und ein gutes Stück auch über dem Wasser.
Als sie stehenblieben, hörten sie ein hämmerndes Geräusch, als ob ein Steinmetz an der Arbeit sei.
»Wir bleiben auf dieser Seite und sehen nach, was es dort gibt!« entschied Sandal sofort.
»Einverstanden.«
Sie gingen weiter. Schnell, aber nicht in einem solchen Tempo, daß sie vorschnell ermüden würden. Sie erreichten den Rand des trockenen Bettes, kamen dort in eine Zone aus Schwemmsand, der von Knochen, Steinen und moderndem Holz durchsetzt war. Hier kamen sie ausgezeichnet voran, aber die Männer hielten ihre Energiewaffen entsichert in den Händen. Die Sonne schien voll in den Einschnitt hinein. Das blaue Wasser vor Augen und das Geräusch der Wellen in den Ohren, versuchten sie dem Wunsch zu widerstehen, sich die Kleider vom Leib zu reißen und ein erfrischendes Bad zu nehmen. In einer Viertelstunde erreichten sie den Punkt, der jener Felsnase gegenüber lag – bis zum äußersten Felsen des Vorsprunges waren es nicht mehr als fünfzig Meter.
»Zurück in den Schatten!« ordnete Sandal an.
Sie kletterten dreißig Schritte weit den Hang wieder hinauf, bis sie auf den Wurzeln eines Baumes
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