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Silberband 063 - Das Tabora

Titel: Silberband 063 - Das Tabora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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wie durch ein Wunder überlebt, denn sie hatten Jatanmansch, die nächste Stadt, nicht erreicht. Vielleicht war ihr Überleben auch kein Wunder, sondern das Verdienst des alten Muschelsammlers, der einen Instinkt besaß wie seine Hunde.
    Der alte Muschelsammler versetzte dem Konturbett des Reiseleiters einen Tritt, dann sah er, daß Bardonsch die Stöpsel einer Traummaschine an die Schläfen geklebt hatte. Er löste sie und schlug dem Reiseleiter leicht auf die Wange.
    Bardonsch fuhr hoch und blinzelte. Dann fiel etwas wie ein Schatten über sein Gesicht; mit einem Schlag wurde er zum nie verzagenden Reiseleiter.
    Er sah erst auf Hokar, dann auf seine Uhr, dann wieder auf Hokar. Dann hob er ein wenig den Kopf, denn er hörte das Heulen der Hunde.
    »Was ist los?« fragte er.
    »Wenn ich das wüßte, hätte ich Sie bestimmt nicht geweckt!« Der alte Muschelsammler starrte Bardonsch, der jetzt auf der Kante des Bettes hockte, verdrossen an. »Denken Sie, ich kann in die Seelen der Tiere hineinsehen?«
    »Diese Tiere, mein lieber Hokar, besitzen keine Seelen«, versetzte Bardonsch. »Wir könnten zwar ihre Intelligenz durch Verabreichung bestimmter biochemischer Präparate erhöhen, aber das lehnen Sie ja ab.«
    Bardonsch war ein großer und schlanker Mann, er sah sehr gut aus, besaß feine Manieren und konnte reden wie kein zweiter. Die Touristinnen waren hinter ihm her, und nicht sein Gehalt, sondern die Höhe der Trinkgelder bestimmte seinen Lebensstandard.
    »Meine Tiere besitzen mehr Seele als Sie!« behauptete Hokar, der alte Muschelsammler.
    »Wenn Sie so davon überzeugt sind, dann gehen Sie endlich hinüber und beruhigen Sie diese Köter«, forderte Bardonsch. »Sie haben mich zwei Stunden zu früh geweckt.«
    »Ich war bereits drüben im Stall!«
    »Na und?«
    »Nichts na und! Sie lassen sich nicht beruhigen. Nicht mal Jake-O, der mir normalerweise aus der Hand frißt. Irgend etwas beunruhigt sie. Etwas ist nicht in Ordnung.«
    Bardonsch tippte mit allen zehn Fingern gegen seine nackte Brust.
    »Und was erwarten Sie von mir? Soll ich vielleicht rübergehen und sie beruhigen?«
    Der alte Muschelsammler mußte grinsen, denn er konnte sich gut vorstellen, daß Bardonsch nicht den Mut haben würde, in den Stall zu gehen, wo sich zwölf tobende Schlittenhunde aufhielten.
    Bardonsch warf die Arme hoch. »Also lassen Sie mich schlafen! Kümmern Sie sich um die Köter.«
    Er benutzte immer wieder den Ausdruck ›Köter‹, weil er wußte, daß er Hokar damit ärgern konnte.
    Der alte Muschelsammler war untersetzt und muskulös. Er ging leicht vornübergebeugt und besaß ungewöhnlich lange Arme. Sein Gesicht wurde von den tiefliegenden Augen mit den dichten Brauen darüber beherrscht. Sein Kinn sprang ein Stück vor, die Lippen waren breit und wulstig. Hokars Haut war basaltfarben, hinter dem rechten Ohr hatte er eine große Frostbeule.
    Bardonsch trat unwillkürlich bis an sein Bett zurück, als Hokar ihn von unten herauf ansah. »Spielen Sie nicht gleich verrückt!«
    Der Reiseleiter konnte nicht vergessen, daß Hokar ihn während der Verdummungsperiode zwar ernährt und damit vor dem Tode gerettet, ihn aber auch oft verprügelt hatte.
    »Sie stellen jetzt eine Funkverbindung mit Jatanmansch her und fragen in der Zentrale, ob irgend etwas passiert ist«, sagte Hokar bestimmt. »Diese Unklarheit macht mich nervös. Ich kann mich auf meine Tiere verlassen. Sie merken, wenn etwas nicht in Ordnung ist.«
    »Es sind nicht Ihre Tiere!« stellte der Reiseleiter fest. »Sie werden mit dem Geld der CLTO gezüchtet und ernährt. Auch Sie werden von der CLTO bezahlt, Hokar, ob Ihnen das nun recht ist oder nicht.«
    Hokar spie auf den Boden und sah Bardonsch an. Bardonsch zuckte mit den Schultern und setzte sich in Bewegung.
    »Wenn Sie denken, daß es notwendig ist! Die werden ganz schön fluchen, wenn ich sie mitten in der Nacht rausschmeiße, nur um ihnen zu erzählen, daß Ihre Köter kläffen.«
    Als Bardonsch die Tür zum anschließenden Büro öffnete, verstummte das Heulen der Schlittenhunde plötzlich. Bardonsch atmete auf und warf dem alten Muschelsammler einen triumphierenden Blick zu.
    Doch Hokar war alles andere als beruhigt. Die unverhoffte Stille schien ihm ein neues unerklärliches Alarmsignal zu sein. Er kannte die Hunde genau. Normal wäre gewesen, wenn sie sich allmählich beruhigt hätten. Doch das war nicht der Fall. Ihr Bellen und Heulen war abrupt verstummt.
    Ein nie gekanntes Gefühl der Furcht drohte

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