Silberband 063 - Das Tabora
Boden sinken, öffnete den Container und inspizierte den Inhalt. Das Ergebnis meiner Inspektion war äußerst zufriedenstellend. Der Containerinhalt war zweifellos auf die Zubereitung aller bekannten Gerichte mit Hammelfleisch zugeschnitten. Ich verstand einiges davon, und ich sah keine Lücke im Bestand der Zutaten.
Da zu jedem Nahrungsmittel-Container auch ein flacher Atomofen gehörte, bereitete es mir keine Schwierigkeiten, für Rorvic und mich die gewünschten Lammsteaks zu bereiten. Lammsteak Nelson war ein Gericht, dessen Rezeptur von Admiral Viscount Horatio Nelson erfunden worden sein sollte. So hatte es jedenfalls der sagenumwobene und exzentrische Raumadmiral Guy Nelson im Vorwort zu dem Rezeptbuch seiner Schwester Mabel behauptet. Mir war es völlig gleichgültig, ob das stimmte oder nicht. Hauptsache, es schmeckte.
Ich rieb die schnell aufgetauten zwölf Keulensteaks trocken, briet sie auf einer Seite in heißer Butter an und legte sie dann mit der gebratenen Seite in eine gefettete Auflauf-Automatikform, nachdem ich die Oberseite mit Senf bestrichen hatte. Danach warf ich neun Zwiebeln und neunhundert Gramm rohen Schinken in den Expreß-Zerkleinerer, vermischte das Produkt mit sechs Eigelb, sechs Eßlöffeln Dosenmilch, hundertfünfzig Gramm geriebenem Käse und den benötigten Gewürzen und verteilte das Gemisch auf die einzelnen Steaks. Darüber streute ich Semmelbrösel und legte Butterflöckchen obenauf. Dann schaltete ich die Auflauf-Automatik an und programmierte eine Backzeit von fünfzehn Minuten.
Als ich damit fertig war, bemerkte ich Dalaimoc Rorvic. Der fette Albino stieg mit geschlossenem Raumanzug in den See, um sich den Schlamm abzuspülen. Er legte sich auf den Rücken und strampelte mit den Beinen.
Ich seufzte.
Meine Gedanken kehrten zu Caruh zurück, die nach unserer Eheschließung wieder an Bord des Spezial-Explorers KONG-KONG gegangen war. Einen ganzen Tag Flitterwochen hatte man uns gegönnt, danach hatte Rorvic mich wieder angefordert. Ihm war es zu ›verdanken‹, daß Caruhs Gesuch um Versetzung auf die MARCO POLO bisher nicht genehmigt worden war. Der Tibeter hatte behauptet, ich wäre zu überhaupt keiner Arbeit mehr fähig, wenn Caruh in meiner Nähe wäre.
Dafür würde ich ihn eines Tages strafen.
Zur Zeit befanden wir uns auf dem Planeten Stato II. Stato II war etwas größer als die Erde und hatte eine durchschnittliche Schwerkraft von 1,09 Gravos. Seine Rotationsdauer betrug 28,7 Stunden; eine Achsenneigung war nicht meßbar. Die Oberflächengestaltung glich weitgehend der der Erde, soweit sie noch halbwegs im Naturzustand war.
Was mir besonders auffiel, war, daß es auf Stato II keine Städte gab. Die wenigen Gebäude fügten sich harmonisch in die beinahe unberührte Natur ein. Nur die vier großen Raumhäfen bildeten große Schandflecke.
Die MARCO POLO war gemeinsam mit einundzwanzig anderen Raumschiffen auf dem größten der sieben Kontinente gelandet. Ein beschränkter Teil der Schiffsbesatzungen und Spezialeinheiten hatte Kurzurlaub bekommen. Dazu gehörten auch Dalaimoc Rorvic und ich.
Wir waren drei Stunden lang gewandert und hatten in der Nähe des Sees eine Rast eingelegt. Dabei hatte mich der Schlaf übermannt, und erst Rorvics Warnschuß hatte mich wieder geweckt.
Ich gähnte und blickte auf den Zeitmesser der Auflauf-Automatik. In fünf Minuten würden die Nelson-Steaks fertig sein.
Ich aktivierte den Armband-Telekom – der auf der gleichen Frequenz arbeitete wie die Helmtelekome von Rorvic und mir – und sagte: »In fünf Minuten ist das Essen fertig, Commander Rorvic. Werden Sie pünktlich sein?«
»Dumme Frage!« ertönte Dalaimocs Baß aus dem Empfangsteil des Armbandgeräts. »Sieh nach, ob du dem Container etwas zu trinken entlockst, aber keine Limonade!«
»Wie Sie wünschen, Sir«, erwiderte ich. »Nur empfehle ich Ihnen noch einmal, das Duzen zu unterlassen.«
»Schon gut, Sie marsianischer Staubwedel!« gab Rorvic barsch zurück.
Etwa dreißig Meter vom Ufer entfernt erhob sich der Albino aus den Fluten und watete an Land. Er klappte den Druckhelm zurück und sah mir zu, wie ich die Lammsteaks aus der Auflauf-Automatik nahm und auf Plastikteller verteilte. Nachdem ich für jeden von uns außerdem einen Kaffeebecher eingeschenkt hatte, hockten wir uns nieder, zogen unsere Flachbestecke aus den Seitentaschen der Raumanzüge und speisten.
»Hm!« machte Dalaimoc Rorvic nach den ersten Bissen. »Sie mögen ansonsten ein
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