Silberband 063 - Das Tabora
nicht entdeckt zu haben.
Mein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, als der Tibeter mich am Waffengurt packte und zu sich heranriß. Er stellte mich unsanft auf die Füße und sagte: »Wir bilden einen Psi-Block und versuchen, den Mausbiber und Tschubai psionisch derartig aufzuladen, daß sie die parapsychischen Sperren der Kontras durchbrechen – mit uns zusammen.«
»Wo ist eigentlich Major Lokoshan?« erkundigte ich mich.
Gucky kratzte sich am Hinterkopf. »Ich habe ihn bei einem gescheiterten Sprung verloren, Tatcher. Wahrscheinlich ist er aus der psionischen Sperre ›gerutscht‹ und irgendwo auf Stato II gelandet.«
»Keine ablenkenden Gespräche, bitte!« forderte Rorvic. »Faßt euch an.«
»Und geht in euch!« fügte ich hinzu.
Der fette Albino warf mir einen drohenden Blick zu. Eines Tages würde ich ihm alle Grausamkeiten heimzahlen, die er an mir verübt hatte. Dann würden auch die zahlreichen Wunden meiner Seele verheilen können.
Ich spürte, wie sich fremde Hände um meine Hände schlossen, aber ich dachte nicht einmal darüber nach, was das bedeutete. In mir gärte und brodelte der Zorn eines zutiefst verletzten Marsianers der a-Klasse.
Ein Netz aus knatternden Entladungen spie uns aus. Ich stürzte, rollte mich auf Knien und Ellenbogen in den Schatten und zog den Intervallnadler. Doch es waren keine Feinde zu sehen. Unter dem Entladungsnetz lagen vier dunkle Körper, einer davon unförmig groß, ein anderer zwergenhaft klein.
Als die knatternden Entladungen abbrachen, wurde es dunkel. Aber nicht für lange. An der Decke glühten Leuchtplatten auf, wurden allmählich heller und spendeten ausreichend Licht.
Ich stand auf und schob die Waffe ins Gürtelhalfter zurück. Die vier Körper regten sich, erhoben sich schwerfällig.
»Das war die seltsamste Teleportation, die ich je erlebte«, sagte Merceile.
»Ich frage mich, ob es überhaupt eine Teleportation gewesen ist«, meinte Ras Tschubai nachdenklich.
Gucky blickte den Commander sinnend an. »Das frage ich mich auch.«
»Was meinen Sie dazu, Captain a Hainu?« erkundigte sich Tschubai.
»Nichts«, erklärte ich. »Mich interessiert mehr, ob wir Nostradamus näher gekommen sind oder nicht.«
»Nimmst du keine Gedankenimpulse wahr, Gucky?« fragte Ras Tschubai ungeduldig.
»Da kommt jemand!« flüsterte Merceile und deutete mit dem Lauf eines Paralysators in Richtung einer breiten Öffnung, hinter der eine Rampe lag.
Im nächsten Moment raste ein Zwergpinscher mit blauem Fell die Rampe herab und sprang bellend an der Takererin hoch.
»Sollte das Fenris sein?« entfuhr es Rorvic.
»Es ist Fenris«, sagte eine tiefe, kraftvolle Stimme von der Rampe her.
Patulli Lokoshan betrat den Raum. Der Kamashite atmete schwer, sein Kampfanzug war schmutzig und wies Brandflecken auf.
»Schnell, wir müssen von hier fort!« sagte er. »Die Kontras sind hinter mir her. Ich habe sie vorhin abschütteln können, aber es wird nicht lange dauern, bis sie meine Spur wiederaufgenommen haben.«
Wir sahen uns um. Der Raum, in dem wir rematerialisiert waren, hatte vier Wände – und in jeder Wand war eine übergroße Tür. Da wir nicht die Tür benutzen durften, durch die Patulli gekommen war, blieben noch drei Türen zur Auswahl. Zwei zuviel.
»Befinden wir uns innerhalb oder außerhalb des Ringes, den die Kontra-Truppen um Nostradamus' Schaltstation gezogen haben?« fragte Tschubai.
»Innerhalb.« Patulli grinste. »Fenris hat die Kontras abgelenkt, so daß ich mich durch ihre Reihen schleichen konnte. Dann entdeckten sie mich, und es kam zu einem Feuerwechsel.« Er wandte sich an den Kamash-Hund. »Führe uns, Fenris!«
Dalaimoc Rorvic lachte dumpf grollend. »Fenris, der Zauberhund. Ich lache mich kaputt.«
Er verfiel in einen Lachkrampf, aus dem ich ihn nur mit einem Tritt ans Schienbein befreien konnte. Unterdessen hatte Fenris eine der Türen erwählt. Er stand vor der Öffnung, kläffte, jaulte, winselte und wedelte wie verrückt mit seinem Stummelschwanz.
Ras Tschubai kaute grüblerisch auf der Unterlippe. »Bevor ich mich entschließe, dem Schnauzer zu vertrauen, möchte ich wissen, ob er über parapsychische Fähigkeiten verfügt, Major Lokoshan«, sagte er und blickte den Kamashiten scharf an.
Patulli wölbte die Brauen. Sein Blick war reinste Unschuld, als er entgegnete: »Nicht die Spur, Sir! Wie kommen Sie darauf?«
»Rorvics Lachkrampf«, erklärte Tschubai, dann winkte er ab. »Also gut, wir folgen dem Geisterhund!«
Wir
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