Silberband 063 - Das Tabora
geschickten Artefoker als Gehilfen zu halten.
Aber das war noch lange kein Grund, ihn in eine Klinik abzuschieben!
»Du brauchst nicht zu befürchten, in eine Heilanstalt eingeliefert zu werden, Varfa«, sagte wieder die Lautsprecherstimme, als könnte der Sprecher seine Gedanken lesen. »Wir werden dir nur einige Fragen stellen, dann wirst du dieses Erlebnis vergessen und dich in deinem Geschäft wiederfinden.«
»Welche Fragen?« wollte Varfa wissen.
Plötzlich überkam ihn mit schrecklicher Gewißheit die Erkenntnis, wem er in die Hände gefallen war: den Revolutionären. Sie wollten wissen, wo er das Tabora versteckt hatte!
»Niemals!« schrie er und entschloß sich im selben Augenblick, sich lieber selbst zu töten, als sein Wissen preiszugeben. Das Tabora durfte den Revolutionären nicht in die Hände fallen! Varfas Arme zuckten gleichzeitig hoch, die Finger tasteten sich über seinen Rücken und suchten den Druckpunkt seines Gehirns. Seine Finger drückten gegen die weiche Stelle, die einzige empfindliche Stelle an seinem Körper. Die Finger drangen immer tiefer ein … Er wartete auf den Schlag, der seine Lebensfunktion ein für allemal auslöschen würde.
Aber da war plötzlich eine unsichtbare Kraft, gegen die er ankämpfen mußte. Irgend etwas, das nicht zu sehen war, versuchte, dem Druck seiner Finger zu widerstehen. Der Kampf mit der unsichtbaren Macht dauerte lange, doch schließlich behielt Varfa die Oberhand.
»Tut mir leid«, sagte Gucky keuchend. »Ich konnte Varfas Selbstmord nicht verhindern. Ich versuchte mit aller Kraft dem Druck seiner Finger auf sein Gehirn telekinetisch entgegenzuwirken, aber …«
»Niemand macht dir Vorwürfe, Gucky«, tröstete Rhodan den Mausbiber.
Gucky hörte ihn nicht. Er schüttelte den Kopf, als könne er das Vorgefallene nicht begreifen.
»Meine parapsychischen Fähigkeiten wurden immer schwächer«, murmelte er fassungslos. »Zuerst wurden seine Gedanken leiser, dann konnte ich sie überhaupt nicht mehr empfangen. Ich versuchte mich auf seine Hände zu konzentrieren, aber das telekinetische Feld konnte Ihnen keinen Widerstand bieten …«
»Du konntest seine Gedanken nicht mehr lesen, weil er bereits tot war«, behauptete Rhodan.
»So war es nicht«, widersprach Gucky. »Ich habe meine parapsychischen Fähigkeiten verloren, Perry … Aber vorher habe ich noch eine interessante Tatsache erfahren. Varfa wußte, wo das Tabora versteckt gehalten wird.«
Rhodan hob beschwichtigend die Arme.
»Nun mal langsam der Reihe nach. Was deine parapsychischen Fähigkeiten anbelangt, so glaube ich, daß du einfach erschöpft bist, Gucky.«
»Da bin ich anderer Meinung«, ließ sich Icho Tolot mit seiner dröhnenden Stimme vernehmen. »Als Fellmer Lloyd und Gucky über Ermüdungserscheinungen klagten, wollte ich versuchsweise meine Körperstruktur verändern. Zuerst war es mir unter größter Anstrengung möglich, doch jetzt bin ich dazu nicht mehr in der Lage.«
Seinen Worten folgte eine unnatürliche Stille. In das Schweigen hinein sagte Rhodan mit gedämpfter Stimme: »Es scheint, als besitze diese Welt tatsächlich eine Ausstrahlung, die sämtliche parapsychische und auch andere komplexe Fähigkeiten lahmlegt. Fellmer, was ist mit Ihnen?«
Der Telepath und Orter schüttelte den Kopf. »Als nach Varfas Selbstmord der Vielfüßler in Kabine zwei zu sich kam, versuchte ich sofort, seine Gedanken zu lesen. Aber mir erging es ebenso wie den anderen. Es ist so, als hätte ich die Gabe der Telepathie nie besessen. Meine Fähigkeiten wurden immer schwächer, jetzt sind sie endgültig erloschen.«
»Wir sind in eine Falle gegangen«, stellte Icho Tolot nüchtern fest. »Wahrscheinlich haben die Götzen unsere Space-Jet geortet, mit ihren eigenen Fähigkeiten geespert, daß sich Mutanten an Bord befinden, und augenblicklich reagiert.«
»Wenn dies zutrifft, dann werden die Götzen nicht lange auf sich warten lassen«, sagte Lord Zwiebus und schwang seine Keule. »Sollen sie nur kommen!«
Rhodan schüttelte ungläubig den Kopf. »Es muß sich anders verhalten. Ich erinnere daran, daß wir auch während des Anflugs nirgends auf dieser Welt fünfdimensionale Energiequellen anmessen konnten. Das bedeutet, daß es auf Tronko Y Artefo keine Hyperortung gibt, oder daß man sie zunächst nicht einsetzt. Mit konventionellen Ortungsanlagen können die Götzen uns jedoch nicht aufgespürt haben. Ich bin immer noch davon überzeugt, daß unsere Landung nicht entdeckt wurde.
Weitere Kostenlose Bücher