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Silberband 063 - Das Tabora

Titel: Silberband 063 - Das Tabora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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nicht.
    Schließlich ließ man sich dazu herab, mir wenigstens einen Leitstrahl nach der Subregion Bihar zu geben.
    Ich landete auf dem Spaceport von Bihar City und fuhr mit einem Prallfeldgleiter zum Bürgermeisteramt. Unterwegs hatte ich Zeit, die Stadt Bihar und das Leben in ihr zu beobachten. Die Menschen hier verhielten sich beinahe, als ob gar nichts geschehen wäre. Überall wurde gebaut. Nur das Fehlen vieler Männer zwischen zwanzig und vierzig deutete auf die Krisensituation hin, in der sich die solare Menschheit befand.
    Leider bekam ich den Bürgermeister nicht zu sehen, aber ein weißhaariger magerer Mann von etwa hundertachtzig Jahren führte mich ins Archiv und tastete meine Fragen in den Geschichtsdatenspeicher der Archivpositronik.
    Die Antwort kam eine Sekunde später in Form eines Fakten-Faksimiles. Sie lautete, daß eine Stadt namens Kapilavastu zwar heute nicht mehr existierte, daß sie aber noch ein halbes Jahrtausend vor Beginn unserer Zeitrechnung ein blühendes Gemeinwesen gewesen sei. Sie hätte im Reich der Sakyas gelegen, an den Ufern des Flusses Rohini, dessen Wasser aus dem Himalaja kamen.
    Die Stadt sei längst verfallen, seit Jahrtausenden eine Legende, die ebenfalls von den meisten Menschen vergessen war. Hin und wieder sei ein einzelner Mann aus dem tibetischen Hochland zu dem einzigen halbwegs erhaltenen Bauwerk, einem Tempel, gekommen. Die Abstände der Besuche betrugen zwischen fünfzig und hundert Jahren, aber stets habe der jeweilige Besucher die Kleidung der sogenannten Gelbmützen getragen, der tibetischen Buddhisten. Auf einer kleinen Karte wurde die Lage des Tempels dargestellt.
    Ich seufzte. Es sah dem fetten Albino ähnlich, mich zu einer nichtexistenten Stadt zu schicken. Was sollte ich tun?
    Zurückfliegen? Mit leeren Händen? Lieber würde ich mich irgendwo auf der Erde verkriechen – oder, noch besser, auf dem Mars. Dort kannte ich zahlreiche Schlupfwinkel, in denen mich kein Mensch finden würde.
    Aussichtslos. Dalaimoc Rorvic war gar kein richtiger Mensch, sondern ein abartiges Monstrum – und er würde mich finden, das war so sicher wie die Fälligkeit der Steuer.
    Ich bedankte mich bei dem alten Archivar, fuhr zur Space-Jet zurück und startete. Ich flog nach der Karte, die ich von der Archivpositronik bekommen hatte.
    Unter mir sah ich, eingebettet in das wasserreiche, fruchtbare Tiefland, das sich von Delhi im Westen bis Sadya im Osten und dem Ganges-Delta im Süden erstreckte, Städte, Fabriken und Agrodörfer, Reis- und Teefelder und tätige Maschinen.
    Die erste Verdummungsphase hatte auch hier Verwüstungen hinterlassen, aber die Wunden waren größtenteils vernarbt – und die Narben würden innerhalb weniger Jahre verschwinden.
    Je näher ich meinem Ziel kam, desto spärlicher wurden die Ansiedlungen, desto karger die Vegetation. Ich flog in nur zweihundert Metern Höhe, deshalb sah ich das Massiv des Himalaja gleich einer eisgekrönten Mauer vor mir aufragen.
    Und dann blieben die Gemeinwesen hinter mir zurück. Vor mir lag nur noch die Einöde des Berglandes, durchschnitten von schmalen reißenden Flüssen, die ihren Ursprung in Himalaja-Gletschern hatten.
    Wenig später sah ich die Überreste der Ruinen von Kapilavastu, teils am Ufer des Flusses Rohini, teils auf Felsterrassen an einem schroffen Berg. Der nördliche Horizont wurde allein vom Himalaja beansprucht.
    Auf dem Berg stand der bewußte Tempel. Er mußte es sein, denn ich sah keinen anderen: ein relativ kleines Bauwerk aus schwarzen glänzenden Steinen, an denen Wind und Wetter keine Spuren hinterlassen hatten, wie es schien.
    Ich verankerte die Space-Jet mit einem Kraftfeld einige Zentimeter über dem Boden und ungefähr fünfzig Meter von dem Tempel entfernt.
    Als ich ausstieg, schlug mir kalte, nach Schnee riechende Luft entgegen – der Atem des Himalaja. Ich eilte zu dem Tempel, nahm die Lampe aus der Magnethalterung vor meiner Brust und schaltete sie an.
    Der Lichtkegel stach in das Halbdunkel des Tempels und enthüllte eigenartig glänzende Reliefs, die Menschen, Fabelwesen und Götter zeigten. Ich trat ein und berührte ein Relief mit der bloßen Hand. Es fühlte sich an wie Terkonit, wie Metallplastik. Kein Wunder, daß die Bildwerke wie neu aussahen.
    »Was suchst du hier, Fremder?« fragte eine seltsam hohl klingende Stimme, die von überall zugleich kam.
    Ich erschrak, faßte mich aber schnell wieder und fragte: »Wer spricht, bitte?«
    »Hier spricht der Wächter der Stätte,

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