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Silberband 063 - Das Tabora

Titel: Silberband 063 - Das Tabora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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würden sie noch Stunden brennen, aber im Notfall konnte Kun Tares auch ohne Augen sehen, wenn er die entsprechende Gestalt annahm.
    Die Krone lag in dem geöffneten Bleisarg. Das Licht der Fackeln wurde tausendfach von ihr reflektiert, und dann hielt Kun Tares es nicht mehr aus. Er verwandelte sich wieder in den Kolta, der er gewesen war, und ging vor zum Altar. Jetzt endlich hatte er Zeit, die Krone in aller Ruhe zu betrachten – jene Krone, auf die er drei lange Planetenjahre gewartet hatte.
    Das äußerliche Gitternetz war in der Tat nicht mehr als ein Netz. Darunter lag die eigentliche Zellerneuerungsanlage verborgen, die wahrscheinlich durch einen winzigen, aber äußerst leistungsfähigen Generator mit der notwendigen Energie versorgt wurde. Und das nun schon seit undenklichen Zeiten! Viel war nicht davon zu erkennen, aber Kun Tares hatte Phantasie und einen gut ausgebildeten technischen Verstand. Er fragte sich, ob die Wächter der Krone das Geheimnis in seiner ganzen Wahrheit kannten und nur Theater spielten, oder ob sie tatsächlich an ein Wunder glaubten.
    Er trat einen weiteren Schritt vor und griff nach der Krone. Sie war leichter, als er geglaubt hatte. Eine gewisse Scheu überkam ihn, als er sie in den Händen hielt, das größte Heiligtum eines Sonnensystems, aber zugleich auch ein Wunder der Wissenschaft. Jedoch kein Wunder übersinnlicher Mächte, wie die Koltas glaubten oder glauben wollten.
    Und er, Kun Tares, würde die Krone stehlen …
    Langsam verging die Nacht.
    Kun Tares konnte zwar jederzeit seine eigene äußere Erscheinung verändern und jede beliebige Form annehmen, aber die Krone vermochte er nicht zu verwandeln. Er konnte sie jedoch innerhalb der gewählten Erscheinungsform verbergen.
    Ihm fiel keine bessere Lösung ein: Er verwandelte sich in einen dicken Holzstamm und verschlief in dieser Form die letzten Stunden vor der sich anbahnenden Katastrophe.
    Kurz vor der Mittagsstunde öffnete sich erneut das Tor zum Heiligtum, und drei Wächter betraten den Saal, gefolgt von etwa fünfzig Pilgern, die alle die Krone der Koltas sehen wollten.
    Es dauerte keine zehn Sekunden, bis der Diebstahl entdeckt wurde.
    »Die Krone!« rief der erste der Wächter ungläubig aus. »Sie ist nicht mehr da!«
    Jedenfalls war der Schrein leer, und mitten in dem Raum lag ein dicker Holzstamm, der vorher nicht dort gelegen hatte. Niemand kümmerte sich vorerst um ihn.
    In aller Hast wurden die verblüfften Pilger wieder nach oben auf den Burghof getrieben. Das gewaltige Tor wurde geschlossen, nachdem man sie hinaus in den lichten Wald gejagt hatte, wo noch einige tausend Wallfahrer auf ihre Wahl warteten.
    Die Krone war verschwunden! Etwas Ungeheuerliches war geschehen!
    Und niemand wußte eine Erklärung.
    Kun Tares lag ganz ruhig da und wartete. Er wußte aus Erfahrung, daß nun bald etwas geschehen mußte, wenn man ihn – in der Form eines Baumstammes – in dieser Situation auch nicht allzu ernst nehmen würde. Trotzdem war er im Weg, und damit rechnete er.
    Er wurde Zeuge des Lokaltermins durch den Oberwächter, der das alles natürlich nicht begriff und versuchte, die Schuld auf einen der gewöhnlichen Wächter abzuschieben. Das gelang ihm nicht ganz, denn die anderen Wächter konnten bestätigen, daß die Krone noch vorhanden gewesen war, als man gestern abend den Raum verließ.
    Also konnte sie auch nur noch in diesem Raum sein. Die Durchsuchung begann, und dann stolperte der Oberwächter über diesen Baumstamm.
    »Wo kommt das denn her?« fragte er wütend und deutete auf den Baumstamm. »Was soll das?«
    »Vielleicht hat es Bruder Pen Takos hereingeschleppt, Ehrwürdiger«, meinte einer der Wächter. »Er schnitzt gern, und vielleicht wollte er einen neuen Heiligen aufstellen – vielleicht dachte er sogar daran, Euer Hochwürdigen zu verewigen …?«
    Der Oberwächter fühlte sich geschmeichelt. Er beschloß, der Sache im Augenblick nicht nachzugehen, um auch weiterhin beliebt zu bleiben und vielleicht ein Heiliger zu werden.
    »Schon gut, aber schafft das Ding hinaus jetzt! Es stört.«
    Vier Wächter waren notwendig. Dort blieb der Stamm vor dem Ausgangstor unbeachtet liegen, während im Innern der Burg die Suche nach der verschwunden Krone weiterging.
    Kun Tares wartete. Er hatte Zeit, jetzt, da die begehrte Diebesbeute in seinem Innern ruhte. Einmal würden sie ihn schon hinaus in den Wald schaffen, von wo aus er dann unauffällig verschwinden konnte. Er bedauerte es in diesem

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