Silberband 063 - Das Tabora
eingeschaltet. Die Funkzentrale arbeitete auf Empfang. Jeder Funkspruch, der auf Na'nac ausgestrahlt wurde, konnte automatisch aufgefangen werden. Und es waren eine ganze Menge von Funkmeldungen, die nun den Planeten verließen, kaum daß die KAPELLA zur ersten Umrundung ansetzte.
Und alle diese Sprüche waren für die KAPELLA bestimmt. Rhodan traute seinen Augen nicht, als er die schriftlichen Meldungen erhielt. Er hatte in der Tat angenommen, den Dieben einen zumindest gelinden Schreck zu versetzen, wenn er mit dem Schweren Kreuzer so unverhofft über ihrer Welt auftauchte.
Nichts von alledem!
Ein wenig ratlos rief er Arman Signo und reichte ihm die Meldungen. »Haben Sie das auch vorausgesehen, Signo?«
Der Cyno warf einen kurzen Blick auf die Notizen, sah Rhodan an und nickte. »Natürlich, das war kaum anders zu erwarten. Sie laden uns ein, ihnen einen Besuch abzustatten, dabei wissen sie nicht einmal, wer wir sind. Das ist typisch! Der Hintergedanke ist klar: Man hofft, uns erleichtern zu können. Mit anderen Worten: Man will uns bestehlen.«
»Das wird ihnen schwerfallen«, sagte Rhodan mit einem amüsierten Unterton. »Wenn wir entsprechend Vorsorge treffen, kann niemand unbemerkt in unser Schiff.«
»Das wird kaum helfen«, meinte Signo skeptisch.
Immer weitere Einladungen trafen ein. Zuerst wurden die freundlich gehaltenen Funksprüche mit Erstaunen aufgenommen, aber allmählich verwandelte sich die Fassungslosigkeit in Heiterkeit.
»Das ist doch der Höhepunkt der Frechheit!« stellte Icho Tolot fest. »Laden uns ein, damit sie uns bestehlen können!«
»Davon haben sie nichts gesagt«, machte Gucky den Haluter aufmerksam. »Das wissen wir nur von Signo. Diese Rekordklauer haben ja keine Ahnung, daß wir eine Ahnung haben.«
»Gut ausgedrückt«, lobte Icho Tolot. »Ich bin dafür, daß wir es riskieren. Was kann uns schon passieren?«
Es wäre unmöglich gewesen, alle Einladungen anzunehmen. Es sah so aus, als besäße jede der größeren Inseln eine eigene Funkstation. Es blieb Rhodan nichts anderes übrig, als sein Glück aufs Geratewohl zu versuchen.
Die KAPELLA war tiefer gegangen und hatte die Fluggeschwindigkeit herabgesetzt. In knapp tausend Meter Höhe flog sie über das endlose Meer, überquerte kleine und große Inseln und ging langsam immer tiefer.
Da traf eine neue Meldung ein. Der automatische Peiler zeigte zugleich den Standort des Senders an.
»Zweihundert Kilometer vor uns, eine Insel, größer als die anderen. Der Text: Wir schätzen uns glücklich, Besuch aus dem Universum zu erhalten und laden unsere Gäste herzlichst ein. Es wird uns ein Vergnügen sein, unsere Besucher von allen Sorgen zu befreien.«
Der Funkoffizier sah den Kommandanten ratlos an, der wiederum mit einem Blick Rhodan um seine Entscheidung bat.
»Dort und nirgendwo anders!« sagte Rhodan belustigt. »Sie wollen uns erleichtern, versprechen sie uns. Na, das möchte ich erleben, was immer sie auch damit meinen.«
»Die Bedeutung ist klar«, vermutete Signo. »Sie sind eben ehrliche Diebe!«
»Sehr sympathisch«, meinte Fellmer Lloyd und verschloß seine altmodische Uhr, die er noch von seinem Großvater hatte, im Safe der Kommandozentrale. »Da weiß man wenigstens, woran man ist.«
»Das denken Sie!« klärte ihn Signo auf. »Ich habe Sie jedenfalls gewarnt. Wer das Tabora gestohlen hat, der bringt es auch fertig, jemandem den Blinddarm wegzunehmen, ohne daß es bemerkt wird.«
Rhodan und die anderen hatten allmählich das Gefühl, daß der Cyno maßlos übertrieb und sich über sie lustig machen wollte. Immerhin konnte eine gewisse Vorsicht nicht schaden. Jeder beschloß, sich auf keinen Fall überraschen zu lassen.
Die Insel tauchte am Horizont auf und kam schnell näher.
»Die Raumhäfen befinden sich stets im Zentrum«, erklärte Arman Signo, ohne daß ihn jemand gefragt hätte. »Wir können dort landen, ohne irgendwelche Formalitäten zu beachten. So etwas gibt es hier zum Glück nicht. Es wird uns auch niemand fragen, woher wir kommen und was wir hier wollen.«
»So nette Menschen, und dann leben sie vom Klauen!« wunderte sich Gucky nicht ganz zu Unrecht. »Bin gespannt, welche Unsitten wir noch entdecken werden.«
Harun Matakin fand den Raumhafen sofort. Er lag in der Mitte der Insel, etwa hundert Kilometer vom Ufer des Ozeans entfernt. Die KAPELLA stoppte die Fahrt gänzlich und schwebte dann reglos über dem gut abgegrenzten Gelände und ging langsam tiefer. Die Funkeinladung wurde
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