Silberband 063 - Das Tabora
besorgten Blick zu.
»Wir sind in einer halben Stunde dort«, sagte er dann. »Lassen Sie diesen Doppelgänger nicht aus den Augen …«
Kun Tares hatte seinen Gleiter genommen und war zum Raumhafen geflogen. Denn wenn er auch wie der Mausbiber aussah, so konnte er natürlich dessen Parafähigkeiten nicht mit übernehmen. Er war kein Teleporter und auch kein Telepath.
Natürlich hatte er auch keine Ahnung von den Lebensgewohnheiten Guckys und war sich darüber im klaren, früher oder später als eine Nachbildung entlarvt zu werden. Das störte ihn wenig, denn er konnte jederzeit sein Äußeres wieder verändern, wenn auch nur bis zur Körpermasse des Mausbibers.
Er landete zweihundert Meter von der KAPELLA entfernt, verließ den Gleiter und schlenderte dann auf den immer noch eingeschalteten Prallschirm zu, bis er gegen die nachgiebige Energiewand stieß.
Er trat einen Schritt zurück und sah hinüber zum Schiff, dessen untere Ausstiegluke weit geöffnet war. Auf der obersten Stufe der ausgefahrenen Gangway saß der große Fremde, der zusammen mit dem Pelzwesen die meisterhaften Diebstähle ausgeführt hatte. Er trug nichts als einen Lendenschurz.
Kun Tares winkte ihm freundschaftlich zu. Lord Zwiebus winkte ebenso freundlich zurück und rührte sich sonst nicht. Erst als der Mausbiber – oder das, was er für den Mausbiber halten mußte – keine Anstalten machte, durch den Prallschirm zu teleportieren und immer wieder zu ihm hinüberwinkte, wurde Lord Zwiebus aufmerksam.
Konnte Gucky aus diesem oder jenem Grund nicht mehr teleportieren? Ohne Spezialfunk war keine Verständigung durch den Energieschirm möglich, und Gucky hatte keinen Telekom mitgenommen.
Lord Zwiebus benutzte den Interkom der Schleusenkammer. Matakin meldete sich sofort. Er war in der Kommandozentrale.
»Gucky, sagen Sie? Ja, ich habe ihn nun auf dem Bildschirm. Merkwürdig, daß er nicht teleportiert. Gehen Sie zu ihm und versuchen Sie es mit Zeichensprache oder einer schriftlichen Mitteilung.«
»Schalten Sie doch den Prallschirm aus. Vielleicht ist Gucky verletzt.«
»Das wäre eine Erklärung. Gehen Sie trotzdem hin und holen Sie ihn ab. Ich schalte in genau einer Minute für zehn Sekunden ab.«
Eigentlich hätte Matakin vorsichtiger sein müssen, aber ein Blick auf den Bildschirm erweckte in der Tat den Eindruck, als habe Gucky eine Verletzung erlitten.
Er schien sich nur noch mit Mühe auf den Beinen halten zu können und drohte jeden Augenblick zusammenzubrechen.
Jede Sekunde konnte wichtig sein. Matakin unterrichtete den diensthabenden Arzt und sah auf die Uhr. Lord Zwiebus hatte den Mausbiber erreicht, von dem ihn nur noch der Prallschirm trennte.
Als das matte Flimmern aufhörte, sprang er vor und packte Gucky im Nackenfell. Mit einem Satz war er dann wieder zurück und gleichzeitig fast leuchtete der Schirm wieder auf.
»Was hast du denn, Kleiner? Du siehst ja ganz verstört aus?«
Gucky gab keine Antwort. Er schien sich bereits wieder wohler zu fühlen. Sanft machte er sich von seinem Helfer frei und spazierte allein auf die geöffnete Luke zu. Lord Zwiebus folgte ihm kopfschüttelnd.
»Hast du das Tabora gefunden?« fragte er.
Gucky blieb stehen. »Das Tabora? Nein, das Tabora habe ich nicht gefunden.«
»Allen möglichen Mist haben diese Pai'uhns zusammengeklaut«, empörte sich Lord Zwiebus und holte Gucky wieder ein, »nur dieses Tabora nicht. Und gerade deswegen sind wir doch hier!«
Gucky betrachtete ihn aufmerksam. »Ach ja, deswegen sind wir hier?« meinte er erstaunt.
Lord Zwiebus musterte ihn eingehend. »Du tust so, als hättest du den Verstand verloren oder zumindest das Gedächtnis. Hat dir jemand auf den Kopf geschlagen?«
Gucky erreichte den Korridor. Hier kannte sich Kun Tares bestens aus. Schließlich war er eine ganze Nacht im Schiff gewesen und hatte sich umgesehen. Aber er wußte, daß er früher oder später den entscheidenden Fehler machen würde.
»Wie heißt der Kommandant?« fragte er den verblüfften Zwiebus.
»Matakin … sag mal, willst du mich auf den Arm nehmen?«
»Zu schwer!« lehnte Kun Tares-Gucky ab und ging weiter. »Bring mich zu diesem Matakin!«
Lord Zwiebus begann nun zu ahnen, daß da etwas nicht stimmte. Er beschloß, sich nichts anmerken zu lassen.
»Immer geradeaus, mein armer Freund. Das mit der Amnesie gibt sich schon wieder. Ich hatte auch mal etwas Ähnliches, als mir jemand eine Keule auf den Kopf schmetterte. Ich hatte sogar meinen Namen
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