Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
Dennoch kann ich nicht daran glauben, daß es gewissermaßen unter der Oberfläche der Friedfertigkeit brodelt.«
»Dann verstehe ich nicht ganz …«, entgegnete Saedelaere.
»Die Asporcos könnten sich während der Beeinflussungswelle sehr leicht selbst vernichten. Wenn ein verrückt gewordener Priester auf die Knöpfe drückt, weil er glaubt, daß der Meteor angegriffen wird, dann fallen unter Umständen auf dem ganzen Planeten die Atombomben.«
Alaska Saedelaere nickte. »Wir müssen sehr vorsichtig sein«, stellte er fest.
»Alles, was die Asporcos irritieren oder beängstigen könnte, ist zu vermeiden«, sagte Perry Rhodan. »Vielleicht richten sie alle Waffen gegen uns, vielleicht gerät ihnen aber auch alles außer Kontrolle.«
»Das bedeutet, daß wir den ursprünglichen Plan, mit dem wir das Kommando einsetzen wollten, ändern müssen«, warf Mentro Kosum ein.
Rhodan ließ sich eine Tasse Kaffee reichen. Er erhob sich und lehnte sich gegen den Tisch.
»Ich halte es für das Beste, wenn wir schnell und entschlossen zum Krater hinabstoßen. Alles muß blitzschnell ablaufen, bevor die Verteidiger des Meteors reagieren können.«
»Könnten wir nicht gerade dadurch eine Kurzschlußreaktion auslösen?« gab Alaska Saedelaere zu bedenken.
»Natürlich«, erwiderte Rhodan. »Das ist möglich. Die Gefahr ist jedoch wesentlich größer, wenn wir uns dem Ziel sehr langsam nähern. Dann haben die Asporcos Zeit, sich bedroht zu fühlen. Und sie werden entsprechend handeln. So aber merken sie vielleicht erst, was passiert ist, wenn alles vorbei ist.«
Mentro Kosum nahm einige Schaltungen vor. Aufflammende Kontrollichter zeigten an, daß die Haupttriebwerke anliefen. Die TIMOR war schon nach wenigen Sekunden einsatzbereit.
Alaska Saedelaere kehrte zum Kontrollpult zurück. Er drückte einige Knöpfe und Tasten. Mehrere Bildschirme erhellten sich. Von zahlreichen Sektionen des Schiffes liefen Klarmeldungen ein.
Plötzlich richtete Mentro Kosum sich steil auf. Er drehte sich um und blickte Perry Rhodan an. Der Großadministrator schien jedoch nichts bemerkt zu haben.
Dalaimoc Rorvic setzte sich mitten in der Zentrale auf den Boden. Er stützte die Hände neben sich auf, hob den Kopf und schloß die Augen. Kein Muskel bewegte sich in seinem Gesicht. Er bot das Bild eines zu leblosem Material erstarrten Mannes. Irmina Kotschistowa beugte sich vor und klammerte sich mit beiden Händen an den Konferenztisch. Perry Rhodan griff sich an den Hals. Er wurde blaß. Verwundert blickte er Mentro Kosum an.
»Sir!« rief der Emotionaut. »Es geht wieder los. Die Beeinflussung setzt wieder ein.«
***
Alombo Troyd-Samare ließ sich nach vorn fallen. Er begann zu schreien. Als er etwa zehn Meter tief gestürzt war, wurden die Laute schrill. Die Tonhöhe stieg stark an, bis seine Rufe für menschliche Ohren unhörbar wurden. Für die Asporcos im Samva-Tempel war der Priester überall zu vernehmen.
Samare breitete Arme und Beine weit auseinander. Er fühlte, wie die aufsteigende Luft sich in den Flughäuten staute. Langsam ließ er sich zur Seite hin abkippen, segelte an den Felswänden entlang und verließ den heiligen Schacht durch einen Spalt, der gerade so breit war, daß er hindurchfliegen konnte.
Das Licht der gelbroten Sonne blendete ihn, aber er wandte das Gesicht nicht ab, sondern wartete, bis seine Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatten.
Tief unter ihm breitete sich das Land aus. Die grünen Bäume standen teilweise so dicht beieinander, daß die Häuser mit den Wohnräumen, den Fabriken und Forschungsanstalten, den Tempeln und Gebetsstätten kaum noch zu erkennen waren. Aus den dichten Wäldern, die bis an den Horizont reichten, stiegen jedoch die Rufe der Heilsuchenden und Opferwilligen auf.
Samare konnte sie deutlich hören, obwohl er immer noch in einer Höhe von fast tausend Metern an den schimmernden Felswänden entlangglitt und sich nur langsam dem Bereich des Samvas näherte.
Aus dem verzerrergesicherten Armgerät kam die Stimme eines Alven. Samare meldete sich.
»Was gibt es, Alve? Warum störst du mich?«
»Ich spüre, daß die Ruhepause vorbei ist. Die Stimmen der Qual werden bald wieder ertönen. Du solltest dich beeilen, Samva. Wenn dich die Stimmen in der Luft überraschen, wirst du nicht mehr heil herunterkommen.«
Die Stimme des Priesterdieners klang besorgt. Alombo Troyd-Samare schätzte diesen Alven besonders, weil er sensitiv gegenüber den Stimmen der Qual war. Er spürte das
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