Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
sich, um den Mausbiber aufzuheben, der sein ursprüngliches Aussehen wiedererlangt hatte. Schnell verließ er den Transmitter wieder und kümmerte sich mit Unterstützung Roi Dantons um Gucky, der reichlich benommen war und erst nach einer Injektion die Augen öffnete. Und zur allgemeinen Erleichterung auch den Mund.
»Das soll mir mal einer nachmachen!« flüsterte er und versuchte zu grinsen. »Wenn ich mir da Icho Tolot vorstelle …«
Seine Augen schlossen sich, und Sekunden später war er eingeschlafen.
Sie betteten ihn vorsichtig auf den Boden nieder, mehr konnten sie jetzt nicht für ihn tun. Er hatte den letzten Versuch gemacht, einen Ausweg aus dem sicheren Gefängnis zu finden. Der Versuch war mißlungen. Es blieb offen, daß es überhaupt noch einen weiteren Ausweg gab.
Atlan und Roi Danton kehrten zum Transmitter zurück, wo Icho Tolot und Ras Tschubai auf sie warteten.
»Er schläft«, sagte Atlan. »Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, aber er scheint wieder der alte zu sein. Er muß klar begriffen haben, was geschah, und er versuchte in seiner Verzweiflung, die Verformung durch den gleichen Vorgang rückgängig zu machen. Es ist ihm gelungen, aber nun ist er erschöpft. Der Schlaf wird ihm gut tun.«
»Aber wir sitzen noch immer in der Falle.« Ras deutete auf die Wände der Halle. »Das Glitzern wird intensiver, leuchtender. Und damit wird es stets undurchdringbarer. Wir haben nur noch eine Hoffnung: Perry Rhodan und die TIMOR.«
»Wir sind nicht allein«, stimmte Atlan dem Teleporter zu. »Wenn wir uns zur verabredeten Zeit nicht mehr melden, wird die TIMOR eingreifen. Man weiß, wo wir sind.«
»Und noch etwas«, fügte Icho Tolot beruhigend hinzu, »sollten wir bedenken: Zwar sitzen wir hier fest und können den Raum nicht mehr verlassen, aber genauso sicher dürfte sein, daß auch die Asporcos nicht zu uns herein können. Ihnen fehlen die Mittel dazu. Rhodan aber hat sie. Es dürfte nicht schwer sein, den Felsblock von außen her mit Antigravgeräten und Energiestrahlern zu entfernen.«
»Das ist richtig«, sagte Atlan und stand auf. »Wir können nun nichts anderes tun als warten. Sammeln wir unsere Kräfte für die Entscheidung.«
Er ging zu dem schlafenden Gucky und setzte sich neben ihn. Der Mausbiber mußte träumen, denn auf seinem Gesicht lag ein leichtes Lächeln …
16.
Oberstleutnant Mentro Kosum saß in der Kommandozentrale der TIMOR unter der SERT-Haube. Seine Blicke lösten sich von dem Marsgeborenen Tatcher a Hainu, der dicht neben dem Pilotensitz vor einem Bildschirm stand und die Oberfläche des Planeten beobachtete. Tatcher a Hainu machte einen beunruhigten Eindruck. Er kaute auf seiner Unterlippe herum und strich sich immer wieder über die vorgewölbte Brust. In dem braunen, bartlosen Gesicht, das von tausend Runzeln und Falten durchsetzt war, zuckte unkontrolliert ein Lidmuskel.
Der Emotionaut grinste breit. Der Marsgeborene reagierte sofort.
»Was ist los mit Ihnen?« fragte er mit keifender Stimme, die mühsam gebändigte Aggressivität verriet. »Sie grinsen in einer geradezu beleidigenden Weise.«
»Was bleibt mir in Ihrer Nähe schon anderes übrig, als still in mich hineinzulächeln«, erkundigte sich Mentro Kosum wohlwollend. »Ich kann doch nicht jedesmal schallend auflachen, wenn ich Sie sehe. Schließlich bin ich gezwungen, Rücksicht auf Ihr zartes Nervenkostüm zu nehmen. Das gebietet mir die angeborene Höflichkeit. Können Sie mir folgen?«
Der Galaktogeologe wurde erst blaß, dann rot. »Die Situation verbietet es mir, Ihnen mit ähnlich dummen Scherzen zu antworten«, erklärte er steif.
»Auf dem Weg zu Ihrer Kabine wird Ihnen später bestimmt noch eine bessere Antwort einfallen, Tatcher«, sagte der Emotionaut in ermunterndem Ton, als wolle er den Marsgeborenen moralisch aufrichten.
»Lassen Sie mich in Ruhe!« fauchte Tatcher a Hainu und zog sich schmollend bis an das Ausgangsschott zurück.
»Ist im Oberstübchen einmal Ebbe, kommen Ideen nur auf der Hintertreppe«, reimte Mentro Kosum.
Tatcher a Hainu blieb stehen. Er drehte sich um und verzog das Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. Während er den Emotionauten anblickte, suchte er mit der Hand nach dem Öffnungsknopf des Schotts.
»Bei Ihrem Anblick kommen jedem gebildeten Menschen Zweifel an der terranischen Kultur«, erwiderte er. »Ihre Frotzeleien sind an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Aber Ihre Dichtkunst stellt alles in den Schatten. Sie bereitet
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