Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
um. Da sah er Alaska. Der Maskenträger hatte sich über den am Boden liegenden Corello gebeugt.
»Da sind sie!« stieß Lloyd hervor.
Er empfand keinen Triumph, daß es Ras und ihm gelungen war, Corello und Alaska zu stellen, denn es sah so aus, als hätten sie für diesen Erfolg einen zu hohen Preis bezahlen müssen. Lloyd konnte nicht sehen, was Alaska tat, aber der Maskenträger war offenbar mit Corello beschäftigt.
In Lloyd stieg Hoffnung auf. Vielleicht hatten sie Glück, und der Mutant war noch am Leben.
Gucky materialisierte in ihrer unmittelbaren Nähe. Atlan war bei ihm. Immer mehr Scheinwerfer flammten auf. Im Tal war es jetzt taghell.
Lloyd hatte Alaska fast erreicht. Als er jedoch nach ihm greifen wollte, geschah etwas Unerwartetes: Die Luft begann zu flimmern. Corello und der Maskenträger entmaterialisierten.
Ungläubig blickte Lloyd auf die Stelle, wo er die beiden soeben noch gesehen hatte.
»Corello lebt«, stellte Tschubai fest. Seine Stimme klang benommen. Er schien erst jetzt aus einem tranceartigen Zustand zu erwachen. »Er ist mit Alaska teleportiert.«
Atlan und Gucky hatten die beiden Mutanten erreicht.
»Sie sind erneut entkommen«, sagte Lloyd. »Wir haben einen Fehler begangen.«
Die Jagd nach Ribald Corello und Alaska Saedelaere mußte fortgesetzt werden.
***
Orana Sestore war gerade im Begriff, ihre Wohnung zu verlassen und sich in das Labor zu begeben, wo sie seit einiger Zeit arbeitete, als ihr Videophon summte. Sie fragte sich, wer sie um diese Zeit zu sprechen wünschte. Halb entschlossen, den Anruf zu ignorieren, blieb sie an der Tür stehen. Dann jedoch kehrte sie um und schaltete ihr Gerät auf Empfang.
Zu ihrer Überraschung zeichnete sich das Gesicht Rhodans auf dem Bildschirm ab.
»Perry!« rief sie.
»Wie ich sehe, wollen Sie gerade aufbrechen.« Er zögerte. »Ich halte Sie von Ihrer Arbeit ab.«
»Ich freue mich, daß Sie sich melden«, sagte sie und ließ sich vor der Anlage nieder. »Schließlich habe ich im Labor ein gutes Alibi, wenn ich auf dieses Gespräch verweisen kann.«
Sie spürte, daß ihn etwas bedrückte. »Was ist geschehen?« erkundigte sie sich. »Haben die Suchkommandos inzwischen Erfolg gehabt?«
Auf seiner Stirn erschien eine steile Falte.
»Wir hätten Corello erwischen können, doch Tschubai und Lloyd haben eigenmächtig gehandelt.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann ihnen deshalb keinen Vorwurf machen. Ein Kind war in Gefahr, deshalb haben sie eingegriffen. Doch Corello ist uns abermals entkommen. Wir nehmen an, daß er schwer verletzt ist. Außerdem hat er keinen Trageroboter mehr. Wir hoffen, daß wir ihn in den nächsten Stunden finden.«
»Diese Situation belastet Sie!« stellte sie fest. Mit weiblicher Intuition erkannte sie, was mit Rhodan nicht in Ordnung war. »Die Unsicherheit ist schlimmer für Sie als alles andere.«
»Mein Gefühl hat mich noch nie getrogen«, entgegnete er. »Ich spüre, daß etwas Bedeutendes geschieht, aber ich habe keinerlei Anhaltspunkte, was es sein könnte.«
»Sie fürchten um die Sicherheit der Menschen auf der Erde!«
Er nickte.
Rhodan war nicht der Mann, den man mit banalen Worten beruhigen konnte. Deshalb sagte Orana nur: »Ich kann Sie verstehen.«
Er lächelte plötzlich. Die harten Linien in seinem Gesicht verschwanden für einen Augenblick.
»Sie sollten ein paar Stunden ausruhen«, schlug sie vor.
»Ich bleibe in Imperium-Alpha. Wahrscheinlich gibt es bald neue Nachrichten.«
»Ich bin froh, wenn diese Menschenjagd vorbei ist«, gestand sie. »Obwohl ich sie nur am Rande erlebe, kann ich mir vorstellen, wie es bei Ihnen in der Zentrale zugeht.«
»Eigentlich ist es hier ziemlich ruhig.«
»Eine trügerische Ruhe, nehme ich an.«
»Ja«, bestätigte Rhodan. »Ich muß jetzt Schluß machen.«
»Sie können mich auch im Labor anrufen«, sagte sie schnell.
»Danke!« Sein Abbild verblaßte.
Orana Sestore blieb noch ein paar Sekunden sitzen. Sie dachte über ihr Verhältnis zu diesem Mann nach. Sie glaubte ihn zu lieben, aber sie war sich nicht sicher. Vielleicht war sie nur von seiner starken Persönlichkeit beeindruckt.
Konnte eine normale Frau – eine Sterbliche – überhaupt mit diesem Mann leben? Gab es zwischen ihr und Rhodan nicht doch eine unüberwindliche Kluft?
Sie verdrängte diese Gedanken, sah aber voraus, daß sie bei der Arbeit unkonzentriert sein würde. Daß er sie angerufen hatte, bewies doch, daß sie ihm nicht gleichgültig war. Aber was bedeutete
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