Silberband 064 - Die Stimmen der Qual
hielt er noch immer den Beutel.
»Verdammt!« preßte der Mann hervor. Dann kam er auf Alaska Saedelaere zu.
32.
Der Gleiter raste südwärts. Unter ihm lag das größte Kettengebirge der Welt – das Himalajamassiv. Aus dieser Höhe erinnerten die schneebedeckten Berge Fellmer Lloyd immer an Zuckergebäck. Infrarotbilder auf dem Bildschirm machten alles taghell.
»Fliegen Sie langsamer und gehen Sie tiefer!« rief er dem Piloten zu. Der Mann, der die Maschine flog, war ein Mitglied der Solaren Abwehr.
Ras Tschubai, der hinter Lloyd saß, beugte sich nach vorn und tippte dem Telepathen mit den Fingern auf die Schulter. »Spüren Sie Impulse?«
Lloyd schüttelte den Kopf. »Trotzdem fliegen wir zu schnell. Außerdem werden wir unser Einsatzgebiet in wenigen Sekunden verlassen haben, wenn wir in dieser Geschwindigkeit weiterfliegen.«
»Ich kann langsam umkehren«, schlug der Pilot vor.
Tschubai machte eine ungeduldig wirkende Bewegung.
»Wie oft haben wir das Gebiet schon abgeflogen?« erkundigte er sich. »Sicher werden wir Corello dort unten nicht finden.«
Der Pilot gähnte.
»Sind Sie müde?« erkundigte sich Lloyd teilnahmsvoll.
Der Mann blickte auf die Uhr. »In zwei Stunden werde ich abgelöst. Dann wird Franklin Eff diese Maschine übernehmen.« Er zuckte bedauernd mit den Achseln. »Aber Sie werden dann keine Pause machen.«
Lloyd wollte gegen seinen Aktivator klopfen und dem Mann klarmachen, daß Zellaktivatorträger bei weitem nicht soviel Schlaf brauchten wie ein Sterblicher, aber er unterließ es. Man konnte nie sicher sein, wie ein Sterblicher auf eine solche Geste reagierte, manche Menschen waren in dieser Beziehung ausgesprochen sensibel.
Verständlich! dachte Lloyd.
Der Gleiter sank bis auf eine Höhe von viertausend Metern. Die hohen Berge lagen jetzt rechts von ihm.
»Noch langsamer!« befahl Fellmer Lloyd.
Tschubai kniff die Augenbrauen zusammen. »Sie haben doch etwas!«
»Nur eine Ahnung«, behauptete Lloyd. »In diesen einsamen Gebieten kann ich fast jeden Mentalimpuls spüren, wenn ich mich darauf konzentriere.«
»Und was spüren Sie jetzt?«
Lloyds Gesichtsausdruck verriet Unsicherheit. »Stören Sie mich bitte nicht!«
In dem nun entstehenden Schweigen wuchs die Spannung. Der Pilot warf dem Teleporter einen fragenden Blick zu. Er wußte nicht, wie er reagieren sollte.
Sicher wieder ein blinder Alarm, dachte Tschubai. Schon ein paarmal hatte Fellmer geglaubt, etwas entdeckt zu haben, doch es war jedesmal eine Täuschung gewesen.
»Langsamer!« flüsterte Lloyd. »Fliegen Sie langsamer, Mann.«
»Ja, ja«, gab der Pilot nervös zurück.
»Und tiefer!« rief Lloyd.
Er saß jetzt aufrecht da. Plötzlich wandte er sich zu Tschubai um.
»Ein Kind«, sagte er leise. »Ein Mädchen. Es hat Schmerzen. Es wurde angegriffen. Sein Vater. Ich spüre auch den Vater des Kindes. Seine Gedanken werden von sinnloser Wut verzerrt. Da geschieht irgend etwas Ungewöhnliches.«
»Soll ich funken?« fragte Tschubai. Er war lange nicht so gelassen, wie er sich den Anschein gab.
»Alarmieren Sie die Zentrale!« sagte Lloyd. »Es ist eine echte Spur. Die Suchmannschaften müssen in dieses Gebiet kommen.«
»Diesmal darf er uns nicht entkommen!« sagte Tschubai.
»Fliegen Sie die umliegenden Täler ab!« rief Lloyd dem Piloten zu.
Inzwischen hatte Tschubai bereits eine Verbindung mit Imperium-Alpha hergestellt. Galbraith Deighton meldete sich. Tschubai gab die Koordinaten durch.
»Sind Sie sicher, daß Sie eine Spur haben?«
»Lloyd glaubt es«, erwiderte Tschubai vorsichtig. Er wollte keine zu großen Hoffnungen wecken. »Auf jeden Fall sollten wir uns auf dieses Gebiet konzentrieren.«
»Ich werde sofort alles veranlassen!« versprach der Gefühlsmechaniker. »Unternehmen Sie nichts, bevor nicht alle Mutanten eingetroffen und die Projektoren aufgestellt sind.«
Die Verbindung wurde von der Zentrale aus abgebrochen. Lloyd, der alles mitgehört hatte, stieß eine Verwünschung aus.
»Das ist nicht die richtige Taktik«, erklärte er verbissen. »Auf diese Weise erreichen wir nichts. Bis alles hier versammelt ist, hat Corello wieder Wind von der Sache bekommen.«
»Haben Sie einen besseren Vorschlag?« wollte Tschubai wissen.
Die beiden Mutanten sahen sich an. Sie verstanden sich, ohne viele Worte zu machen.
»Wenn es schiefgeht, wird man uns Vorwürfe machen«, sagte Lloyd gedehnt. »Aber dieses Risiko sollten wir eingehen. Ich werde versuchen, Ihnen den Raum zu beschreiben, in
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