Silberband 065 - Die Altmutanten
absolut idiotensicher vor. Nehmen Sie den Kodegeber in die Hand und drücken Sie auf die geriffelten Flächen!
Der Transmittergeschädigte gehorchte. Kaum preßten sich seine Fingerkuppen gegen die geriffelten Flächen des stabförmigen Gerätes, öffnete sich das eben noch so widerspenstige Schott.
Der Transportroboter ließ die Mumie fallen und schwebte mit Saedelaere weiter. Zielsicher bewegte er sich dicht über dem Boden durch ein System von breiten hellen Korridoren.
Nach etwa fünfzehn Minuten hielt der Roboter in einem Raum an, der offenbar eine Schaltstation war. Er setzte Alaska ab.
Pressen Sie den Kodegeber mit der breiteren Fläche auf alle blauen Schaltplatten! befahl Ribald Corello. Der Transmittergeschädigte gehorchte auch diesmal.
Plötzlich leuchteten überall an den Wänden Bildschirme auf. Die sonderbaren Grüfte energetisch konservierter Lemurer wurden sichtbar. Es handelte sich sowohl um Männer als auch Frauen – und es waren mehrere hundert Personen, die seit mindestens 50.000 Jahren hier lagern mußten.
Eine unsichtbare Lautsprecheranlage schaltete sich ein. Durch sie verkündete eine kraftvolle Stimme in lemurischer Sprache, daß alles bereit für die Herstellung der Normalsynthos sei. Sie erteilte genaue Anweisungen, was die Besucher zu tun hatten. Danach sollten sie zuerst eine Energiekonserve zu neuem Leben erwecken, und zwar die Konserve des lemurischen Biogenetikers Vauw Onacro.
Alaska Saedelaere wurde von Grauen geschüttelt. Er ahnte, daß hier Ungeheuerliches geschehen konnte, und er wollte etwas tun, um es zu verhindern. Aber er konnte es nicht.
Ribald Corellos hypnosuggestive Impulse klammerten seinen eigenen Willen in einen imaginären Schraubstock, aus dem er sich nicht zu lösen vermochte. Wiederum führte er Corellos Befehle aus, präzise wie eine robotgesteuerte Maschine.
Mit tiefem Brummen liefen starke Kraftwerke an. Ein neuer Bildschirm leuchtete auf. Er zeigte einen einzelnen Lemurer mit langem rötlichem Haar, der unter einer blaßroten Energieglocke lag.
Diese Energieglocke strahlte stärker und stärker, bis sie sich nach langer Zeit zusammenzog und spurlos verschwand. Der Bildschirm erlosch.
Eine halbe Stunde danach öffnete sich das Schott der Schaltstation. Der Lemurer, der unter der Energieglocke gelegen hatte, trat ein – diesmal voller Vitalität.
Er sprach die traditionelle lemurische Grußformel – und Ribald Corello erwiderte auf die gleiche Art und in der gleichen Sprache. Alaska Saedelaere wollte auch etwas sagen, doch sein Sprechapparat war gelähmt.
»Wer sind Sie?« fragte Vauw Onacro. Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Gesicht und Schädel des Supermutanten.
»Wir sind mutierte Nachkommen von Lemurern, die schon vor vielen Jahren in die Andromeda-Galaxis auswanderten«, sagte Corello. Er nannte die richtigen Namen.
»Wie lange liegt der Untergang von Lemuria zurück?« fragte Onacro weiter. Diesmal schwangen Trauer und Wehmut in seiner Stimme mit.
»Zweiunddreißig Jahre«, log der Supermutant. »Die halutischen Invasoren konnten zurückgeschlagen werden. Das System ist von ihnen gesäubert – aber unsere Verluste waren fürchterlich. Unsere geheimen Produktionsanlagen können täglich zweitausend Kampfschiffe bauen, aber wir haben keinen Mann, um auch nur eines der neuen Schiffe zu besetzen.« Er hob seine schrille Stimme. »Es ist an der Zeit, daß Sie Ihre Aufgabe erfüllen, Vauw Onacro!«
Alaska Saedelaere begriff nichts, absolut nichts. Zwar hatte er gesehen, daß in dieser Station die Energiekonserven von etwa sechshundert Frauen und Männern ruhten, aber sechshundert Personen lösten das Personalproblem der lemurischen Flotte nicht.
Einer Flotte, die seit mehr als fünfzigtausend Jahre nicht mehr existierte! Wahnsinn!
Kein Wahnsinn! wisperte es in Alaskas Geist. Onacro muß belogen werden, sonst durchkreuzt er unsere Pläne. Passen Sie auf, Alaska! Als vor rund 50.000 Jahren der Haluterkrieg schon hundert Jahre lang getobt hatte, gingen den Lemurern ziemlich rapide die Schiffsbesatzungen aus.
Man verfiel auf den Ausweg, die Nachwuchsmannschaften in sogenannten Schnellbrütern in Massen zu züchten, indem man weibliche und männliche Fortpflanzungszellen in Brutmaschinen gab. Erfinder des Produktionsprozesses war der geniale Biogenetiker Vauw Onacro.
In vier Wochen sollten aus den Gameten ›geburtsreife‹ Babys entstehen, die in weiteren vier Wochen körperlich einem Erwachsenen von vierundzwanzig
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