Silberband 065 - Die Altmutanten
noch mit dem nötigen Wissen auszustatten, dann besaß man vollwertige Kämpfer, mit denen man die Schiffe bemannen konnte.
Als der Kontinent Lemuria von den Halutern vernichtet wurde und im Meer versank, hatte man sich jedoch noch nicht zur Belebung der 1,9 Milliarden Normalsynthos entschließen können. Die lemurische Regierung hatte immer noch gehofft, sich gegen die Haluter mit herkömmlichen Mitteln behaupten zu können. Sollte das jedoch nicht gelingen, dann wollte man auch zu einem späteren Zeitpunkt auf das Überlebensprogramm zurückgreifen können. Deshalb wurden Vauw Onacro und die 592 Wissenschaftler in Tiefschlaf versetzt, und eine spezielle Erweckungsschaltung wurde programmiert, um sie bei Bedarf schnellstens ins Leben zurückrufen zu können.
Das war die Situation, als sich Vauw Onacro in der nunmehr subozeanischen Station in den Tiefschlaf begab. Er wurde von Ribald Corello und Alaska Saedelaere erweckt und erfuhr von ihnen, was in der Zwischenzeit passiert war.
Corello behauptete, daß seit dem Versinken Lemurias 32 Jahre Erdzeit vergangen seien. Auf jener Welt im Andromedanebel, auf der sich die frühzeitig von der Erde geflüchteten Lemurer niedergelassen hatten, entsann man sich Vauw Onacros. Corello und Saedelaere wurden ausgeschickt, um den Biogenetiker und sein Team zu wecken, damit sie ihre Pflicht erfüllten. Die 1,9 Milliarden Normalsynthos sollten erschaffen und der an Besatzungsmangel leidenden Raumflotte zugeteilt werden.
Vauw Onacro hatte keinen Grund, Corellos Geschichte zu bezweifeln. Wenn der Biogenetiker dennoch Unbehagen verspürte, dann war es lediglich auf Ribald Corellos seltsames Verhalten zurückzuführen. Ganz abgesehen von Alaska Saedelaere – der Maskenträger machte den Eindruck, als befände er sich ständig in Trance. Wenn er einmal sprach, was selten genug geschah, dann hörte es sich an, als müsse er sich jedes Wort in einem mühsamen seelischen Kampf abringen.
»Lassen Sie die Energietoten schlafen, Onacro!« schrie Alaska Saedelaere plötzlich. Es klang wie eine Warnung.
Vauw Onacro wirbelte herum. Er sah, wie der Maskenträger seine Beine ungelenk bewegte und mit den Armen eckig wirkende Gesten machte. Onacro schien es, als wolle er sich ihm nähern. Doch nach zwei Schritten erstarrte Alaska Saedelaere plötzlich. Unter seiner Maske zuckten in allen Farben des Spektrums schillernde Lichtblitze hervor. Die Feuerzungen erstarben schließlich, aber hinter den Augenschlitzen und an den Maskenrändern war ein Leuchten zu sehen, das in immer länger werdenden Intervallen pulsierte.
»Was ist passiert, Saedelaere?« erkundigte sich Onacro besorgt und wollte dem wie zu Stein erstarrten Maskenträger zu Hilfe kommen.
»Bleiben Sie hier und achten Sie auf Ihre Geräte!« herrschte ihn Ribald Corello mit seiner schrillen Stimme an.
»Aber Saedelaere …«, wollte der Biogenetiker aufbegehren.
»Er hat nur einen seiner Anfälle gehabt«, erklärte Corello. Als er merkte, daß sich Onacro damit nicht zufriedengeben wollte, fügte er hinzu: »Saedelaere leidet an Übersensibilität, wie eigentlich alle Mutanten. Aber bei ihm kommt noch eine starke Xenophobie hinzu. Er ängstigt sich in fremder Umgebung und verliert die Kontrolle über sich. Sie werden sich damit abfinden müssen, daß er von Zeit zu Zeit manische Anfälle bekommt. Aber seien Sie unbesorgt, im Grunde genommen ist er ungefährlich.«
Onacro runzelte die Stirn. »Was mag er nur damit gemeint haben, daß ich die Energietoten schlafen lassen soll?« fragte er.
»Wenn Sie für alles, was Saedelaere sagt, eine Erklärung suchen, dann werden Sie selbst noch irrsinnig«, antwortete Ribald Corello.
»Er tut mir leid«, sagte Onacro mitfühlend. »Ich würde ihm gerne helfen.«
»Ich bin gerührt«, sagte Corello spöttisch. In seinem Gesicht zuckte es. Er griff sich plötzlich mit seinen zierlichen Händen an die Schläfen seines riesigen Schädels und kniff die Augen zusammen. Über seine Lippen kam ein kurzes Stöhnen. Als er nach wenigen Sekunden wieder die Augen öffnete, tat er, als sei nichts geschehen. »Saedelaere braucht Ihre Hilfe nicht. Denken Sie lieber nicht über sein Schicksal nach, sondern konzentrieren Sie sich statt dessen auf Ihre Arbeit. Sie wissen, was davon abhängt.«
Onacro betrachtete ihn prüfend. »Ich glaube«, sagte er nach einer Weile, »Saedelaere ist nicht der einzige, dessen Psyche stark angegriffen ist. Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Corello …«
»Halten Sie
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