Silberband 065 - Die Altmutanten
erlauben, öffentlich für ihn Partei zu ergreifen.
Doch das waren Ereignisse, die mich wenig berührten. Ich nahm sie nur am Rande wahr. Ich hatte auch den Eindruck, daß Rhodan sich wenig um die politische Zuspitzung kümmerte, so sehr ihn seine Freunde auch bestürmten, diese Passivität endlich aufzugeben.
Vom Plan, die Mutanten nach Tahun zu bringen, wußte nur das Ärzteteam. Die Verantwortlichen von Imperium-Alpha waren ebenfalls informiert.
Um so erstaunter war ich, als Andresen mir sagte, daß die Öffentlichkeit schon wenige Stunden nach Beendigung der entscheidenden Konferenz von den Führungskräften der Opposition über Rhodans Absichten informiert worden war. Das konnte nur bedeuten, daß es in unserem System Lücken gab, daß Einzelpersonen oder Gruppen mit Bount Terhera oder anderen Männern zusammenarbeiteten.
Rhodan, der vorgehabt hatte, die kranken Mutanten über die Transmitterstation von Imperium-Alpha an Bord der MARCO POLO zu bringen, mußte dem Widerspruch Tschubais und Lloyds nachgeben.
»Es wäre verantwortungslos«, sagte Fellmer Lloyd, den ich selten so nervös und reizbar erlebt hatte, wie während des Abtransports der Synthokörper. »Wir wissen nicht, was während der Entstofflichung alles passieren kann. Es ist denkbar, daß die Bewußtseinsinhalte den Kontakt zu den Synthokörpern verlieren und in den Hyperraum zurückkehren müssen.«
»Fellmers Bedenken sind berechtigt«, stimmte Ras Tschubai zu. »Wir sind gegen den Transmittertransport.«
»Es geht aber schnell und ist sicherer als alles andere«, beharrte Andresen auf dem von ihm gemachten Vorschlag.
»Wir wollen die Kranken entscheiden lassen«, schlug Rhodan vor. Er trat an das Bett von Son Okura. »Glauben Sie, daß es ein Risiko wäre, Sie durch den Transmitter zu schicken?«
»Möglich!« krächzte der Verunstaltete. »Ich weiß es nicht.«
»Wir transportieren sie mit Antigravprojektoren«, entschied Rhodan. »Oben soll ein schwerer Gleiter zurechtgestellt werden.«
»Das kostet Zeit!« protestierte Andresen. »Wir verlieren dadurch über zwei Stunden. Vergessen Sie nicht, daß wir die Synthokörper während des Transports nur an tragbare Lebenserhaltungssysteme anschließen können, die nicht die Kapazität der Anlagen von Imperium-Alpha haben.«
Aber auch dieser Einwand änderte Rhodans Entschluß nicht mehr.
An den Nährbetten wurden Antigravprojektoren angebracht. Ein paar Minuten später schwebten die Betten in einer langen Reihe zum Lift, wo sie nach oben gefahren wurden. Das Ärzteteam blieb auf der Erde zurück, nur Andresen und ich würden den Flug nach Tahun mitmachen.
Die Kranken ließen alles mehr oder weniger teilnahmslos mit sich geschehen. Ich hatte den Eindruck, daß sie mit ihrem Leben abgeschlossen hatten.
Die Verladung der Betten in den Gleiter verlief ohne Schwierigkeiten. Kaum hatte die Maschine das Sperrgebiet von Imperium-Alpha verlassen, als ein paar Fluggleiter von Terra-Television auftauchten und uns auf dem Flug zum Raumhafen begleiteten.
Rhodan, der neben mir saß, blickte aus dem Seitenfenster und sagte grimmig: »Die wissen genau, was wir vorhaben. Nun, gute Aufnahmen werden sie nicht bekommen.«
Unmittelbar vor dem Raumhafen mußten die TTV-Gleiter wieder abdrehen, denn das Landefeld der MARCO POLO gehörte zum Sperrgebiet des Raumhafens.
Ich blickte nach hinten. Professor Andresen war mit den Kranken beschäftigt. Man würde sie in die Klinik für paraabstrakte Phänomene auf Tahun bringen. Chef dieser Klinik war ich. Ich fragte mich, wie Andresen diese Tatsache hinnehmen würde. Bisher war er Leiter des Ärzteteams gewesen, das sich um die Synthokörper gekümmert hatte.
Auf Tahun würde sich das ändern. Als Leiter der Klinik konnte ich mir von meinem terranischen Kollegen keine Vorschriften machen lassen. Unbewußt bedauerte ich, daß nicht Scarteus an Andresens Stelle mit nach Tahun kam. Mit dem jungen Arzt hätte ich mich gut verstanden.
Rhodan schien von den Spannungen zwischen Andresen und mir nichts zu ahnen.
»Alle anderen Mutanten sind bereits an Bord gegangen«, informierte er mich, als der Gleiter neben der gigantischen MARCO POLO landete. »Das bedeutet, daß wir sofort starten können, sobald die Kranken an Bord gebracht sind.«
»Deighton und Tifflor waren nicht damit einverstanden, daß Sie alle Mutanten von der Erde abziehen«, sagte ich.
Er nickte. »Ich halte es für die beste Lösung.«
»Es ist Ihr Problem!« gab ich zurück.
Er warf mir einen
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