Silberband 065 - Die Altmutanten
ist, daß ich mich weiter um die Synthos kümmern kann.«
So war das also. Er hatte sich bereits über die neue Situation Gedanken gemacht und war entschlossen, mich auf Tahun zu ignorieren. Das würde ihm nicht gelingen!
Wir stiegen nebeneinander die Gangway hinab, so daß für einen uneingeweihten Beobachter der Eindruck entstehen mußte, daß zwei sich gut verstehende Ärzte noch einen Gedankenaustausch vor dem Start hatten.
Am unteren Ende der Gangway blieb Andresen stehen. Er schien unsere kurze Auseinandersetzung bereits vergessen zu haben.
»Was für ein Schiff!« sagte er bewundernd und blickte an der MARCO POLO empor. »Ich bin glücklich, daß ich mit ihm durch den Raum fliegen kann.«
»Es ist ein terranisches Schiff«, sagte ich. Er ging nicht darauf ein.
Wir mußten in einen Gleiter steigen, der uns zu einer der Hauptschleusen des Schiffes hinaufbrachte. Ein junger Offizier des Schiffes erwartete uns dort.
»Sie sind die Ärzte«, stellte er fest. »Ich habe den Befehl, Sie sofort nach Ihrer Ankunft in die Krankenstation des Schiffes zu bringen.« Er lächelte unverbindlich und ging voraus.
Wir traten in einen beleuchteten Korridor. Alles an diesem Schiff war größer als bei anderen Raumfahrzeugen. Meine Augen mußten sich erst an diese Dimensionen gewöhnen. Viel bekam ich jedoch nicht zu sehen, ein Antigravschacht nahm uns auf und wir schwebten in ein tiefer gelegenes Deck hinab.
Die Krankenstation war eine Sensation. Sie bestand aus achtzehn Räumen und besaß eine Einrichtung, die jeder Spezialklinik zur Ehre gereicht hätte.
»Großartig!« rief Professor Andresen. Er stürmte durch die einzelnen Räume, als müßte er auf dem schnellsten Weg sein neues Reich ausmessen.
Die Kranken waren bereits in ihrer Unterkunft, in der sie vorübergehend leben würden, eingetroffen. Lloyd, Tschubai und Gucky, die ständigen Wächter, waren ebenfalls da.
Wir wurden den Bordärzten vorgestellt, mit denen wir für kurze Zeit zusammenarbeiten würden. Eine Untersuchung der Synthos ergab, daß der Verfall ihrer Körper durch den Ortswechsel nicht beschleunigt worden war. Er hatte sich aber auch nicht verlangsamt. Der Chefarzt, Prof. Dr. Heyne Kaspon, ein fast zwei Meter großer Terraner, blickte erschüttert in die Nährbetten.
»So schlimm hatte ich es mir nicht vorgestellt«, gestand er. »Es sieht so aus, als wären sie verloren.«
»Dr. Terzyu hofft, ihnen auf Tahun helfen zu können«, sagte Andresen. Der spöttische Unterton in seiner Stimme war unüberhörbar.
Kaspon, der als einer der besten lebenden Chirurgen galt, ging darauf nicht ein.
Wir begannen zu diskutieren, und während des Gesprächs lösten sich die Spannungen zwischen Andresen und mir. Ab und zu blickte ich in Richtung der Nährbetten.
Am Ende der langen Reihe stand Ras Tschubai. Er bewegte sich nicht. Seine Augen waren halb geöffnet. Er wachte über den alten Freunden, die niemand retten zu können glaubte.
Der Start war in der Krankenstation nicht zu spüren. Mächtige Andruckabsorber nahmen der Beschleunigung ihre Wirkung. Nur an den Kontrollen konnte man ablesen, wie schnell das Schiff an Höhe gewann.
Wir rasten in den Linearraum und nahmen Kurs auf Tahun. In der Klinik für paraabstrakte Phänomene sollte der Kampf um das Leben der Synthos in seine entscheidende Phase treten.
Der Flug verlief ohne Zwischenfälle. Perry Rhodan und Atlan kamen einmal in die Krankenstation, um nach den Kranken zu sehen und um mit ihnen zu sprechen. Außer Lloyd, Tschubai und Gucky bekam ich keinen der anderen Mutanten zu sehen. Ich wußte jedoch, daß alle Mitglieder des neuen Korps an Bord waren. Sie hielten sich in ihren Kabinen auf.
»Wir haben einen Funkspruch an Geoffry Waringer auf der Hundertsonnenwelt abgestrahlt«, informierte Rhodan Andresen und mich. »Er wird in ein paar Stunden mit einem Schiff in Richtung Tahun aufbrechen. An Bord dieses Schiffes werden sich ein paar Zentner Zentralplasma und zahlreiche Matten-Willys aufhalten. Waringer hofft, daß er uns damit helfen kann.«
Andresen wurde sofort mißtrauisch. »Wir haben aber andere Pläne!«
»Dr. Terzyu will versuchen, die Bewußtseinsinhalte auf andere Träger zu verpflanzen«, erinnerte Perry Rhodan. »Jedenfalls sagte er mir das.«
Ich nickte. »Alles hängt davon ab, ob wir einen Katalysator finden, der dem PEW-Metall entspricht. Das ist sehr fraglich, aber es wird alles auch ein bißchen von der Bereitschaft der in Frage kommenden neuen Trägerkörper abhängen.
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