Silberband 065 - Die Altmutanten
bewegungslos nach vorn, als seien sie nicht in der Lage, sich vom Kopf zu lösen. Auch die mächtigen Greif- und Beißzangen regten sich nicht. Sie lagen mit offenen Scheren vor dem Miclarc auf dem Boden.
Der fünf Meter lange Körper, der schwer auf den säulenförmigen Beinen lastete, schwankte ständig um einige Zentimeter um seine Längsachse, so als wiege sich der Miclarc in einem unsichtbaren Bad, von dem schlank auslaufenden Hinterkörper stiegen die drei Federbüsche auf, die von Nicht-Miclanern als ›Pfauenbüsche‹ bezeichnet wurden. Sie waren so bunt, als habe sich die schaffende Natur in einem Farbenrausch befunden, als sie die Artenfamilie der Miclarcs hervorbrachte. Die Tatsache, daß die Federn ebenfalls müde herabhingen, war ein deutliches Symptom für das Leiden dieses Zwitters. Darüber hinaus fehlte diesem seltsamen Geschöpf jeglicher Geruch, während er sonst süßlich-betäubende Düfte verströmte, die es auf seinem Heimatplaneten so außerordentlich beliebt gemacht hatten.
Die Transportroboter brachten den Behälter in die Klinik und schoben ihn in einen Gleittunnel. Der Mic wimmerte, als er aus dem rötlichen Licht der aufgehenden Sonne in das künstliche Licht der Klinik kam. Die Zelle rollte weiter bis zu einer Weiche, wo sie von Greifarmen gepackt und schließlich in eine offene Kammer gedrückt wurde.
Der Miclarc hob den mächtigen Kopf, als er die terranischen Mediziner plötzlich vor sich sah. Die mit gefährlichen Zangen bewaffneten Arme ruckten hoch und krachten gegen die Panzerplastwand. So konnte sich der Kranke jedoch nicht befreien. Das erkannte er. Wütend erhob er sich auf seinen zwölf Säulenbeinen und schüttelte sich.
Dr. Kwan Kwain trat dicht an den Transportbehälter heran. Er lächelte.
»Sehen Sie sich das an«, riet er den anderen Ärzten. »Der Bursche hat uns noch eine kleine Überraschung mitgebracht.«
Die anderen Ärzte näherten sich ebenfalls, unter ihnen ein auffallend großer Ara-Wissenschaftler. Sie sahen, wie sich ein noch sehr kleiner Miclarc unter dem Bauch hervor durch das Gewirr der Säulenbeine drängte.
»Erstaunlich, daß dieses Baby nicht unter der Last der Alten zerquetscht worden ist«, sagte Paih Terzyu, der Ara.
»Miclarcs können ungeheuer viel ertragen«, entgegnete Kwan Kwain. »Gerade deshalb ist es beunruhigend für uns, daß die Alte krank ist. So etwas kommt unter den Miclarcs eigentlich gar nicht vor. Sie leben und sind gesund, oder sie sterben. Ein Zwischenstadium war uns bisher nicht bekannt.«
»Sie haben noch niemals einen Miclarc behandelt?«
»Dies ist der erste«, antwortete Kwan Kwain ohne sichtliche Aufregung. »Einer ist immer der erste.«
Das Junge tollte übermütig in dem Krankenkäfig herum. Seine Zangen waren noch unvollkommen ausgebildet und reichten noch nicht aus, der Mutter Verletzungen beizubringen. Dennoch versuchte der kleine Miclarc immer wieder, die Panzerschalen an den Beinen der Kranken aufzubrechen. Schließlich bewegten sich die Augen der Mutter. Sie schoben sich auf langen Stielen heraus und näherten sich dem Zögling.
»Sie sieht ihn sich ziemlich genau an«, bemerkte Dr. Kwain. »Also scheint es ihr doch nicht ganz so schlechtzugehen.«
»Abwarten!« riet der Ara gelassen. Seine Ruhe legte sich jedoch sehr schnell, als die mächtigen Greifzangen den jungen Miclarc plötzlich packten und heftig herumschleuderten.
»Sie bringt ihr Baby um!« rief Dr. Kwain. »Sehen Sie doch, ein Bein hat sie ihm schon gebrochen.«
Offensichtlich äußerst erregt warf der Miclarczwitter den Kopf herum und schleuderte das Kind mit unglaublicher Wucht gegen die Panzerplastwand. Das harte Material splitterte. Mehrere Risse zeigten sich. Abermals griff der Zwitter nach dem Jungen und warf es erneut gegen das Panzersieb. Als es zu Boden fiel, konnte es sich nicht mehr aufrichten. Die Fühler waren gebrochen, und in dem farbenprächtigen Körperpanzer hatten sich zahlreiche Risse gebildet.
Dr. Kwan Kwain handelte sofort. Er fuhr eine Narkosonde in den Käfig ein und blies der unsanften Kranken ein narkotisierendes Gas in die Atemöffnungen dicht unter den Stielaugen. Bevor das Wesen von Miclarn seinen Amoklauf fortsetzen konnte, setzte die Wirkung ein. Es sank in sich zusammen und entspannte sich.
»Öffnen!« befahl Dr. Kwain. »Schnell, bevor die würdige Onkeltante wieder zu sich kommt. Wir müssen das Baby rausholen.«
Mehrere Helfer befolgten den Befehl des Arztes.
»Ich verstehe nicht ganz«, sagte der Ara
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