Silberband 066 - Kampf der Paramags
wirst du auch etwa soviel erlebt haben wie wir.«
Manolfo schnitt dem Stellvertreter des Kommandanten eine Grimasse.
Der Asporco flog in einem Gebilde, wie es noch keinem der Renegaten begegnet war. Der Antigravgleiter bestand aus einem wabenförmigen Gespinst aus fingerdicken Kunststoffstreben und schwebte zwei Meter über dem Steppenboden. Ein Antriebsaggregat im herkömmlichen Sinne war nicht zu bemerken. In der Mitte dieses eigentümlichen Apparats hing der Asporco mit weit ausgebreiteten Armen an unsichtbaren Griffen. Er schwang seine Beine langsam vor und zurück, und die auffallend gut ausgebildeten Hautflügel, die sich von den Armen bis zu den Beinen herabzogen, flatterten im Wind.
Der Mann, der eine feuerrote Kombination mit einem gelben Gürtel und grünen Stiefeln trug, umkreiste das neuarkonidische Raumschiff dreimal, bevor er landete. Dabei blieb er ständig im Beobachtungsfeld der automatischen Kameras, die ihm folgten.
Garjoudin drückte endlich die Ruftaste, die ihn mit der Suite verband, in der Atlan untergekommen war. Der Bildschirm des Geräts erhellte sich fast augenblicklich, als habe der Lordadmiral nur auf einen Anruf gewartet.
»Da draußen ist ein Asporco, Sir«, berichtete Garjoudin. »Er scheint mit uns sprechen zu wollen.«
»Ich komme sofort«, antwortete Atlan.
Als Garjoudin wieder auf die Beobachtungsbildschirme blickte, sah er, daß der Asporco bis auf zwanzig Meter an die Bodenschleuse des Schiffes herangekommen war. Jetzt blieb er stehen, hob die Arme und streckte sie leicht zu den Seiten aus. Dann verharrte er unbeweglich in dieser Stellung.
Atlan erschien in der Hauptleitzentrale. Die Renegaten machten ihm bereitwillig Platz. Sie ordneten sich freiwillig und widerspruchslos der Borddisziplin und dem Kommando Atlans unter. Die Situation auf Asporco hatte sie zu einem einmütigen Entschluß gebracht. Man mußte helfen.
Keiner der Renegaten dachte daran, jetzt noch gegen die Befehlsstruktur an Bord zu rebellieren, nur mochten sie nicht darauf verzichten, hier und da ihre ganz persönliche Note zu unterstreichen. So trug Manolfo Ax nach wie vor seine mit Rüschen besetzte feuerrote Bluse und einen laubfroschgrünen Hut dazu. Seine weiße Hose hatte einige Fettflecke, aber das störte weder ihn noch die anderen. Auch an seine zerschlissenen Lederstiefel hatte man sich gewöhnt. Sie hatten keine eindeutige Farbe und waren irgendwo zwischen Blau und Hellgrün anzusiedeln. Mano behauptete, sie seien das Geschenk eines Häuptlings aus einer Primitivkultur, aber das glaubte ihm niemand.
Atlan blickte auf den Bildschirm und sagte: »Ich werde mir den Burschen draußen ansehen. Garjoudin und Mano werden mich begleiten.«
Sie verließen die Zentrale und schwebten wortlos im Liftschacht nach unten. Als die Schleusenschotte aufglitten, stand der Asporco noch immer in der gleichen Haltung vor dem Schiff. Der Arkonide ging sofort nach draußen und näherte sich dem Eingeborenen bis auf wenige Schritte. Garjoudin und Manolfo Ax blieben hinter ihm stehen. Mano hantierte an seinem Übersetzungsgerät.
Die beiden Doppelaugen schienen auf den Arkoniden gerichtet zu sein. Dieser bemerkte erst jetzt, wie verhungert auch dieser Asporco aussah. Er wunderte sich, daß der Besucher nicht schon entkräftet zusammengebrochen war.
»Was führt dich zu uns?« fragte der Lordadmiral.
Fast zwei Minuten verstrichen, bevor der Asporco antwortete. Atlan war kurz davor, erneut zu fragen. Ax und Garjoudin wurden unruhig.
»Angst«, entgegnete der Mann endlich. »Angst. Die Tage, die das Ende anzeigen, sind gekommen.«
»Du brauchst dich nicht zu fürchten, Freund. Wir sind hier gelandet, weil wir die Absicht haben, euch zu helfen.«
»Das ist meine Hoffnung. Deshalb komme ich zu euch, Fremde. Dennoch bleibt die Angst. Es wird etwas Entsetzliches geschehen. Ich spüre es. Merkt ihr denn nichts?« Er beugte sich vor und nahm die Arme endlich herunter. Er deutete auf den Boden zu seinen Füßen. »Da unten bewegt sich das Unheimliche. Es schickt sich an, Verderben und Tod über unsere Welt zu bringen. Wenn es aufsteigt, um in die Unendlichkeit zurückzukehren, wird Asporc untergehen.«
Atlans Augen weiteten sich ein wenig. Der Asporco sprach Befürchtungen aus, die ihn selbst auch beschäftigten.
War es wirklich ein Fehler gewesen, mit dem Kollektivmutanten nach Asporc zurückzukehren? Beeinflußten die Mutanten das PEW-Metall doch? Bestand die Gefahr, daß sie – ungewollt – eine Katastrophe
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