Silberband 067 - Die Para-Bank
kleinen Terraners japanischer Abstammung, wenn er diese Flugphase auch schon gern hinter sich gebracht hätte. Denn selbst dem besten Emotionauten konnte irgendwann einmal ein Fehler unterlaufen. Es brauchte nur für den Bruchteil einer Sekunde eine seiner Körperfunktionen versagen, ein Schwindelanfall genügte, um einen Schreckgedanken aufkommen zu lassen, der sich als falscher Befehlsimpuls positronisch auf den Ausführungsmechanismus übertrug. Dadurch wäre eine Fehlschaltung gegeben, eine minimale Kursänderung konnte die Folge sein …
Was dann passieren würde, konnte man sich leicht vorstellen, wenn man bedachte, daß beide Flugkörper, die MOSTONOW und DINO-386, mit Dreiviertel der Lichtgeschwindigkeit dahinflogen – und sie nur drei Kilometer voneinander entfernt waren.
Danton wurde für einen Augenblick von einer Leuchterscheinung auf dem Panoramabildschirm abgelenkt. Der Flottentender durchflog gerade einen stürmischen Gravitationsarm, der von einer nahen Sonnenballung parsekweit in den Raum hineingriff. Der Aufprall des Improtonenzyklons war so hart, daß der Paratronschutzschirm Strukturrisse bekam. Für einen Moment wurde der Flottentender von Erschütterungen erfaßt, Strukturtaster schlugen durch – und der Improtonengesang schwoll zu unerträglicher Lautstärke an.
Einer der Techniker riß sich die Kopfhörer herunter und wollte davon stürmen. Plötzlich setzte die künstliche Schwerkraft für einen Moment aus. Er schwebte zwei Meter in die Höhe und fiel dann wie ein Stein zu Boden.
Danton fluchte laut vor sich hin, als er sah, daß drei weitere Techniker den Befehl zum Anschnallen nicht beachtet hatten und ebenfalls schwerelos in der Luft hingen, bis die künstliche Schwerkraft wieder einsetzte und sie auf dem Boden landeten. Zum Glück kamen sie mit blauen Flecken davon.
Nach diesem Zwischenfall kam der Flottentender aus dem Gravitationssturmgebiet in eine neutrale Zone.
Danton sah von seinem Platz aus, daß die Meßgeräte nahezu normale Werte anzeigten, und befahl: »Linearflug!«
Der Flottentender und das Ultraschlachtschiff tauchten gleichzeitig, auf eine Millionstelsekunde genau, in den Zwischenraum ein.
Diese Linearetappe brachte die MOSTONOW und den Flottentender um 2.433 Lichtjahre tiefer in das Gebiet des Gravitationssturms hinein. Es war eine Etappe, die ohne besondere Zwischenfälle ablief, wenn man davon absah, daß es sich um einen Blindflug handelte; die Halbraumspürer versagten total. Aber dafür funktionierte die Automatik einwandfrei.
Beide Flugkörper fielen gleichzeitig in das vierdimensionale Kontinuum zurück – und mitten hinein in die Hölle des wirbelnden 5-D-Sturms.
Obwohl die Standortbestimmung bereits unglaublich schwierig war, gelang es der MOSTONOW und DINO-386 in Zusammenarbeit vergleichsweise rasch, die augenblickliche Position zu errechnen.
Schließlich stand fest, daß das Trümmersystem der Paramags nur noch 8.276 Lichtjahre entfernt war. Aber der Versuch, die rote Riesensonne Paramag-Alpha anzumessen, blieb erfolglos. Es war schon unter normalen Umständen schwierig, aus dem Sternengewimmel des galaktischen Zentrums eine einzelne Sonne herauszufinden, selbst wenn man alle astronomischen Daten und hyperphysikalischen Merkmale kannte. Während des Gravitationssturms war es jedoch ein Ding der Unmöglichkeit.
Die nächste Linearetappe wurde vorbereitet.
»Ich sehe jetzt ein, daß Ihr Befehl der einzig richtige war«, gestand Oberst Matunari Roi Danton.
»Welcher Befehl?«
»Daß Sie nur zwei Raumschiffe auf diese Expedition mitnahmen«, antwortete Matunari. »Es wäre Wahnsinn gewesen, mit mehreren Schiffen in dieses galaktische Katastrophengebiet vorzudringen. Die Flotte wäre zerschlagen worden, es hätte große Verluste gegeben. Andererseits wäre es unverantwortlich gewesen, kleinere Raumschiffe zu entsenden. Nur Einheiten in der Größenordnung eines Ultrariesen oder Flottentenders der Dinosaurierklasse, die über stärkste Schutzschirme verfügen, kann es gelingen, das Zielgebiet zu erreichen.«
»Danke, daß Sie meine Entscheidung akzeptieren«, sagte Danton ohne Spott.
Er glaubte langsam zu erkennen, warum Oberst Matunari ihn abgelehnt hatte. Der Oberst dürfte vor allem seine Eignung als Kommandant dieses Unternehmens in Zweifel gestellt haben, so daß er es automatisch ablehnte, sich ihm unterzuordnen.
»Mir ist nur noch eines unklar«, meinte Matunari.
»Und das wäre?«
»Warum haben Sie ausgerechnet einen Flottentender
Weitere Kostenlose Bücher