Silberband 068 - Anti-Universum
sagte jemand hinter Rhodan. »Bei dieser Gelegenheit könnte ich vielleicht einige Reformvorschläge vorbringen.«
Der Sprecher war niemand anders als Roi Danton. Rhodan wandte sich ihm mit eisigem Gesichtsausdruck zu. Als er jedoch Mikes Unschuldsmiene sah, entspannte er sich. Er schätzte die Situation richtig ein. Mike war ein guter Verlierer – oder ein guter Diplomat – und nicht nachtragend. Er tat, als sei überhaupt nichts vorgefallen.
Rhodan war bereit, das Angebot zur Versöhnung anzunehmen. »Laß deine Reformvorschläge hören, Mike! Vielleicht lassen sie sich verwirklichen.«
»Als erstes verlange ich, daß die Sklaverei abgeschafft wird. Dafür haben Sie sicherlich Verständnis, Herr Großadministrator.«
Rhodan grinste.
»Ich werde nicht nur die Freilassung aller Sklaven anordnen, sondern ihnen auch eine fürstliche Entschädigung zukommen lassen und jeden einzelnen mit einem Orden für seine treuen Dienste belohnen.«
Einige Männer in der Kommandozentrale erlaubten sich ein verhaltenes Kichern.
»Hat noch jemand Reformvorschläge vorzubringen?« erkundigte sich Atlan.
»Ja, ich«, meldete sich Oberstleutnant Mentro Kosum mit breitem Grinsen. »Ich verlange freie Wahlen und eine weitgehende Demokratisierung der Bordgesetze auf den Kampfschiffen der Solaren Flotte.«
Jetzt lachten alle, und dann versuchten sie sich gegenseitig mit scherzhaften Bemerkungen über eine Reformierung des Solaren Imperiums zu übertrumpfen. Es kamen Dinge zur Sprache, die sich zu anderen Zeiten niemand, nicht einmal im Scherz, zu sagen getraut hätte, weil ihn das den Kopf hätte kosten können.
Doch nun konnten sie alles vorbringen, konnten die Rassendiskriminierung ebenso anprangern wie die Massenhinrichtungen politisch Andersdenkender, konnten Freiheit, Gleichberechtigung und Humanisierung verlangen.
Davon machten sie weidlich Gebrauch. Erschreckend daran war nur, daß kein einziger seine Worte ernst meinte und sich ausnahmslos jeder nur lustig machte. Niemand hätte daran gedacht, die Gelegenheit für eine Kritik am herrschenden System zu ergreifen. Nicht weil sie sich vor den Folgen fürchteten, sondern weil es ihnen überhaupt nicht in den Sinn gekommen wäre. Sie lästerten über menschliche Werte, weil sie durch und durch schlecht, weil sie Antipoden der aufrechten Männer von der MARCO POLO aus der positiven Parallelwelt waren. Perry Rhodan gönnte seinen Leuten den Spaß, er amüsierte sich selbst köstlich.
Aber dann platzte mitten hinein in die ausgelassene Stimmung eine Nachricht aus der Funkzentrale. »Soeben ist eine Meldung für Lordadmiral Atlan über die Sekundär-MARCO POLO eingegangen!«
Atlan wechselte einen schnellen Blick mit Rhodan. »Hoffentlich war er nicht schon vor uns in M-13«, befürchtete der Arkonide.
»Das würde alle unsere Pläne über den Haufen werfen«, sagte Rhodan dumpf.
Die Männer in der Kommandozentrale waren verstummt, es herrschte sorgenvolles Schweigen.
»Geben Sie die Nachricht schon durch, Major Freyer«, verlangte Atlan ungeduldig.
Der Chefarzt der Inneren Abteilung, Professor Dr. Khomo Serenti, schüttelte bedauernd den Kopf.
»Er hat höchstens noch zehn Minuten zu leben«, sagte er. »Wenn er bis dahin seinen Zellaktivator nicht zurückbekommt, kann ihm niemand mehr helfen.«
»Sie sind ein Stümper, Doc«, sagte Gucky mit seiner keifenden Stimme. »Wenn Sie nichts für Fellmer tun wollen, verschwinden Sie schon.«
Der 1,73 Meter große Afroterraner verzog den Mund. »Um Fellmer Lloyd tut es mir beinahe leid. Es gibt schlimmere Mutanten als ihn …«
Gucky fuhr herum und gab einen wütenden Laut von sich, der sich wie das Zischen einer Schlange anhörte. Er setzte nur kurz seine telekinetische Fähigkeit ein und schleuderte den Chefarzt gegen die Wand.
»Noch so eine Bemerkung, Doc, und ich lasse Sie Ihre eigene Zunge verschlucken. Und jetzt hinaus!«
»Vielleicht kann ich Fellmer helfen, indem ich die Zellen umgruppiere«, sagte Irmina Kotschistowa, die auf der anderen Seite des Krankenbetts saß.
»Du kannst seine Leiden nur verlängern«, sagte Gucky und blickte prüfend auf den Telepathen hinunter, der sich mit schwindenden Kräften auf dem Lager hin und her wälzte. »Wenn erst der explosive Zellverfall einsetzt, bist auch du machtlos. Es geht schon zu Ende mit ihm. Seine Gedanken werden immer schwächer. Nicht mehr lange, dann ist die 62-Stunden-Frist abgelaufen.«
»Ich werde trotzdem versuchen, seine Zellen zu regenerieren«, sagte
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