Silberband 068 - Anti-Universum
liefen die ersten Ortungsergebnisse ein, die Funker saßen angespannt vor ihren Hyperempfängern und hörten sämtliche bekannten Frequenzen ab. Das Ergebnis war gleich Null, weder die Ortung noch die Funkzentrale konnten Hinweise über feindliche Aktionen entdecken.
»Das ist ein gutes Omen«, meinte Major Donald Freyer, der Chef der Funkzentrale.
Dieser Ansicht schloß sich Atlan nicht bedingungslos an.
»Das kommt darauf an, wie man die Lage sieht: als Optimist oder als Pessimist«, sagte er. »Dieser idyllische Frieden könnte auch die Ruhe vor dem Sturm sein. Es gefällt mir nicht, daß wir bisher auf kein einziges terranisches Raumschiff gestoßen sind. Zumindest hätten wir ein Kampfschiff oder zumindest ein Kurierschiff der USO entdecken müssen. Ich spreche aus Erfahrung. Denn in unserer Realität pendeln ständig Einheiten der USO zwischen Quinto-Center und Tschirmayn.«
»Du darfst nicht vergessen, daß wir es mit einer sekundären Parallelität zu tun haben«, gab Roi Danton zu bedenken. »Es ist nicht gesagt, daß dein Antipode auch diese deiner Gepflogenheiten übernommen hat, Atlan.«
»Trotzdem wäre es mir lieber, wenn wir zumindest den Schatten eines Feindschiffes orten würden«, gab Atlan zurück. »Das würde mir die Gewißheit geben, daß man auf der Gegenseite nicht gewarnt ist.«
»Ich stimme dir zu«, sagte Perry Rhodan. »Diese Ruhe beruhigt keineswegs, sondern vergrößert die Ungewißheit. Aber fliegen wir erst einmal den vereinbarten Treffpunkt an. Vielleicht können wir nach Auswertung der Ortungsergebnisse der Beiboote die tatsächliche Lage mit einiger Bestimmtheit beurteilen.«
Die Piloten der ausgeschleusten Beiboote hatten den Auftrag, sich nach abgeschlossenem Erkundungsflug bei der Sonne Ortrog-Nord einzufinden, einer Cepheiden-Veränderlichen, die nur zwei Lichtjahre vom Ortrog-Samut-System entfernt war und einen geradezu idealen Ortungsschutz bot.
Von diesem Treffpunkt war die MARCO POLO nur noch 27 Lichtjahre entfernt. Perry Rhodan entschloß sich, diese Distanz in drei gleich großen Linearetappen zurückzulegen. Die einzelnen Zwischenstops waren schon vor dem Ausschleusen der Beiboote nach einem genauen Zeitplan festgelegt worden. Jede Zwischenetappe war nach Zeit und Ort genau vorausberechnet, damit die Space-Jets und Korvetten immer wußten, wann sie wo mit der MARCO POLO Verbindung aufnehmen konnten.
Sollte es zu Zwischenfällen kommen, bot der Treffpunkt Ortrog-Nord die absolut letzte Möglichkeit zur Kontaktaufnahme.
Nachdem die Standortbestimmung beendet und die Wartefrist von vier Stunden abgelaufen war, nahm die MARCO POLO die nächste Linearetappe in Angriff, die sie über neun Lichtjahre in den Bereich eines Zwergsterns mit der Bezeichnung ›Stop-3‹ brachte.
»M-13 ist wie ausgestorben«, sagte der Ortungsspezialist der Space-Jet.
»Vielleicht gibt es in der Parallelwelt nicht einmal Arkoniden«, meinte der Funker. »Die paar verstümmelten Funkimpulse, die ich aufgefangen habe, zeugen jedenfalls nicht von einem ausgedehnten Imperium. Dabei kann es sich auch um Nachrichten von kleineren Stützpunkten handeln, die das Solare Imperium hier errichtet hat.«
»Es gibt Arkoniden«, sagte Leutnant Theim Roath überzeugt. Er saß entspannt im Pilotensitz und blickte abwechselnd auf die Armaturen und durch die Panzerplastkuppel in den Weltraum hinaus.
Sie hatten das Sonnensystem nach allen Richtungen durchflogen und die beiden atmosphärelosen Planeten einer eingehenderen Überprüfung unterzogen; bei keiner der beiden unbewohnten Welten war ihnen etwas Besonderes aufgefallen. Jetzt hatten sie nur noch die routinemäßige Untersuchung der Sonne vor sich, eines Sterns vom Spektraltyp M2 V ohne besondere Merkmale.
Die Space-Jet war noch an die zwanzig Millionen Kilometer von ihm entfernt und näherte sich ihm mit einer Geschwindigkeit von 220.000 Kilometern in der Sekunde.
»Wenn wir den Sonnenraum durchforscht haben, beginnen wir wieder von vorn«, sagte Leutnant Roath, der Kommandant der Space-Jet.
»Was für einen Sinn soll das haben?« wandte der Kopilot ein. »Wir haben beide Planeten peinlich genau überprüft und nichts gefunden. Eine Wiederholung des Vorgangs wäre reine Zeitverschwendung.«
»Weißt du etwas Besseres mit unserer Zeit anzufangen?« wollte der Kommandant wissen. »Es ist jetzt 16.33 Uhr, und die MARCO POLO dürfte ›Stop-4‹ noch nicht verlassen haben. Vor fünf Stunden wird sie nicht bei dem vereinbarten Treffpunkt Ortrog-Nord
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