Silberband 068 - Anti-Universum
eintreffen. Wir haben also Zeit. Warum sollen wir sie nicht nützen, um unsere Ortungsergebnisse einer Überprüfung zu unterziehen?«
Die Antwort des Kopiloten war ein Seufzen. Die Space-Jet war inzwischen bis auf fünf Millionen Kilometer an die Sonne herangekommen und drosselte ihre Geschwindigkeit auf 30.000 Kilometer in der Sekunde herunter.
»Ortung?« fragte Leutnant Roath an.
»Ortung läuft. Aber die Ergebnisse sind nicht weltbewegend. Die eingehenden Daten weichen um nichts von den Angaben im Sternenkatalog ab. Die im Bordcomputer gespeicherten Werte stimmen mit den einlaufenden Ortungsergebnissen überein. Es ist geradezu einschläfernd …«
Der Ortungsspezialist wurde vom Schrillen der Alarmvorrichtung unterbrochen.
Leutnant Roath versteifte sich augenblicklich. »Was bedeutet das?«
Der Ortungsspezialist hatte mit flinken Händen einige Tasten gedrückt. Die kurze Aufregung, die ihn überkommen hatte, verschwand augenblicklich wieder.
»Es ist wahrscheinlich nichts weiter«, sagte er. »Die Hypertaster haben einige verwaschene Flecken auf der Sonnenoberfläche registriert. Aber dabei dürfte es sich um Sonnenflecken handeln.«
»Ich will nicht Vermutungen hören, sondern Tatsachen«, wies der Kommandant seinen Ortungsspezialisten zurecht. »Überprüfen Sie die Ortungsergebnisse genau, bevor Sie sich festlegen.«
»Das geschieht bereits … Sir!«
»Was ist?«
»Sehen Sie selbst!« Der Ortungsspezialist übertrug die von den Hypertastern erhaltenen Ergebnisse auf den Bildschirm des Kommandanten. »Das sind keine Sonnenflecken, sondern völlig untypische und fremdartige Erscheinungen. Diese verwaschenen Gebilde befinden sich fast eine Million Kilometer über der Sonnenoberfläche. Aber – und das ist noch seltsamer – sie ziehen sich jetzt schnell zur Oberfläche zurück!«
Leutnant Roath betrachtete die kreisförmigen Gebilde, insgesamt vier an der Zahl, deren Konturen jedoch verwischt waren.
»Könnte es sich dabei um Raumschiffe handeln?« erkundigte er sich mit rauher Stimme.
»Ich bin jetzt felsenfest davon überzeugt, daß es sich um Raumschiffe handelt, wenn die Meßergebnisse auch viel zu ungenau sind, um dies beweisen zu können«, rief der Ortungsspezialist aufgeregt. »Ich würde um meinen Jahressold wetten, daß dort mindestens vier Schwere Kreuzer im Ortungsschutz der Sonne stehen. Als sie uns entdeckten, zogen sie sich tiefer zurück. Jetzt ist es mir nicht mehr möglich, verwertbare Ortungsergebnisse zu erhalten. Es war nur dem Leichtsinn der Schiffskommandanten zu verdanken, die sich so weit aus ihrer Sonnendeckung gewagt haben, daß wir ihre Hyperechos aufzeichneten.«
»Ich möchte mich noch nicht mit meiner Meinung festlegen«, sagte der Kommandant. »Aber wenn es sich um Flugkörper gehandelt hat, dann müssen wir damit rechnen, daß sich noch weitere verborgen halten. Auf jeden Fall werden wir zur MARCO POLO zurückfliegen und unsere Entdeckung dem Großadministrator melden.«
»Nur nichts überstürzen!« riet der Kopilot. »Wenn man auf der anderen Seite merkt, daß wir Hals über Kopf flüchten, wird man womöglich mißtrauisch und setzt uns einige Fusionsbomben vor die Nase.«
Leutnant Roath behielt die Nerven. Er beschleunigte die Space-Jet mit normalen Werten und ging erst bei drei Viertel der Lichtgeschwindigkeit in den Linearflug über.
Es war 16.52 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt mußte sich die MARCO POLO bereits bei der Sonne mit der Bezeichnung ›Stop-5‹, elf Lichtjahre vom Ortrog-Samut-System entfernt, eingefunden haben. Diesen Punkt flog die Space-Jet auch an.
Als Leutnant Roaths Diskusraumer wenig später im Gebiet der bezeichneten Sonne in das Einstein-Universum zurückfiel, sprachen die Hypertaster augenblicklich auf einen gigantischen Flugkörper an: die MARCO POLO.
Leutnant Roath unternahm ein so gewagtes Anflugmanöver, als würde er von tausend Teufeln gehetzt. Auf der MARCO POLO hatte man die kleine Space-Jet schon längst geortet und die Situation blitzschnell erkannt. Eine Hangarschleuse glitt auf, Leitstrahlen schossen in den Raum hinaus, die die Space-Jet erfaßten, noch bevor sie völlig zum Stillstand gekommen war, und sicher an Bord holten.
Die Schleuse hatte sich hinter dem Diskusraumer noch nicht geschlossen, als sich Leutnant Roath über Interkom bereits mit der Kommandozentrale in Verbindung setzte und Perry Rhodan Bericht erstattete. Gleichzeitig wurde die Aufzeichnung der Ortungsergebnisse zur Auswertung weitergeleitet.
Perry
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