Silberband 068 - Anti-Universum
selbst zu Boden. Er hörte jemand schreien, und es gelang ihm, die Kontrolle über den Paralysator nicht zu verlieren. Als er sich aufrichtete, stand unter dem Schott die riesige, schwarzhäutige Gestalt eines Haluters. Er hielt einen winzigen Paralysator in einer seiner vier Hände, und Paul Reit kam gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Wessels Begleiter einer nach dem andern in die Knie gingen und bewußtlos vornübersanken.
Nur Wessel selbst und die beiden Tramps wurden verschont. Der Haluter wandte sich an Mintru Kansel.
»Mein Name ist Terengi San«, erklärte er. »Ich bin hinter diesem Mann her.« Er deutete auf Wessel. »Dabei traf es sich, daß ich Ihnen von Diensten sein konnte. In der vergangenen Nacht versuchte man, unterhalb Ihres Triebwerkausstoßes eine Zeitbombe anzubringen, die Sie sechs Stunden nach dem Start in kleine Stücke zerrissen hätte. Die beiden Attentäter fanden ihre gerechte Strafe.«
Er entblößte lächelnd sein gewaltiges Gebiß.
»Ich will nicht in Sie dringen; aber ich kann mich der Vermutung nicht erwehren, daß Sie zu dem anderen Rhodan, dem Doppelgänger, gehören. Welcher Anlaß es auch immer gewesen sein mag, der Sie nach Kano-Kano führte – ich empfehle Ihnen, sich so rasch wie möglich von dannen zu machen. Denn Rhodan, der Diktator, wird nicht eher ruhen, als bis er Sie ausgelöscht hat, wenn er von dieser Schlappe erfährt. Und grüßen Sie Ihren Rhodan. Nach dem, was man hier über ihn denkt, muß ich ihn für einen besseren Mann halten, als es der Diktator ist.«
Er betätigte den Paralysator ein letztes Mal. Leutnant Wessel, der der Szene in sprachlosem Entsetzen gefolgt war, brach zusammen. Der Haluter lud ihn sich auf und zwängte sich durch den Gang, der zum Außenluk führte. Als Kansel und Reit sich aus ihrer Starre lösten, war er längst verschwunden. Draußen fanden sie die fünf Bewußtlosen. Sie schafften sie so weit beiseite, daß sie beim Start der MUTTER BEMM nicht in Gefahr gerieten. Dann holten sie die drei Männer, die der Haluter im Kommandostand niedergeschossen hatte, und legten sie zu ihren Kameraden. Irgendwann würden sie zu sich kommen oder gefunden werden. Kansel erkannte zwei von ihnen als Doppelgänger von Männern, die er von der MARCO POLO her kannte.
Kurz vor Mitternacht ersuchte die MUTTER BEMM bei der zentralen Kontrollstelle um Starterlaubnis. Sie wurde sofort gewährt. Um 00.02 Uhr am 19. Oktober 3456 hob das kleine Raumschiff vom Raumhafen Kano-Kano ab und schoß in den Nachthimmel hinauf. Kansel alias Wessel beschleunigte nach Höchstwerten. Kurz bevor er in den Linearraum eintauchte, gab er über Richtfunk das vereinbarte Signal in Richtung des Standorts der MARCO POLO. Das Signal besagte: AUFTRAG ERFOLGREICH AUSGEFÜHRT.
Noch einer verließ Kano-Kano in derselben Nacht: Terengi San. Die Rache war beendet. Der Attentäter von Solling-Ho hatte gebüßt. Da aber Rache auch für einen Haluter doppelt so süß wird, wenn der Bestrafte erfährt, wem er die Strafe verdankt, verfertigte er noch vor seiner Abreise ein Päckchen, das er dem Manager des Hotels mit dem Auftrag übergab, es am Morgen des folgenden Tages irgendeinem Mitglied des terranischen Marathon-Teams zu übergeben.
An Bord der MARCO POLO II wartete man bis eine halbe Stunde nach Mitternacht auf die Rückkehr der Gruppe, die die beiden Raumtramps hatte gefangennehmen sollen. Erst dann begann man zu befürchten, daß bei dem Unternehmen etwas schiefgegangen sein könne. Ein Suchtrupp wurde ausgesandt. Der Arkonide rief die Hafenkontrolle an und erfuhr, daß die MUTTER BEMM vor knapp dreißig Minuten gestartet sei und Kano-Kano längst hinter sich gelassen habe. Die Vorahnung einer Katastrophe verbreitete sich an Bord des Flaggschiffs. Auf die Bestätigung brauchte man nicht lange zu warten. Der ausgesandte Suchtrupp meldete sich mit der Nachricht, daß Leutnant Wessels acht Begleiter in der Nähe des Landeplatzes der MUTTER BEMM gelähmt aufgefunden worden seien. Aus der Beschreibung der Gelähmten ging hervor, daß sie mit einem Paralysator bearbeitet worden waren. Von Wessel selbst fehlte vorläufig noch jede Spur.
Der Diktator tobte. Er drohte Erschießungen an und konnte doch niemand finden, der für den jüngsten Fehlschlag verantwortlich war – mit Ausnahme vielleicht der acht Gelähmten, die aber erst wieder bewegungsfähig werden mußten, bevor man sie erschießen konnte. Der Arkonide hielt sich ständig an der Seite des Diktators, und obwohl auch er
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