Silberband 068 - Anti-Universum
hochkomprimierter elektrischer Ladung. Zum Teil transparent. Auf dieser Seite reflektierte sie die weiße Farbe der Wände. Von der anderen Seite ist sie durchsichtig. Dieses Gebäude hat kein Dach – nur ein HÜ-Feld, das uns am Entkommen hindert.«
4.
»Damit«, sagte Geoffry Waringer zu Beginn des Morgens, »ergibt sich für unseren Fluchtplan ein ganz neuer Aspekt.«
In der Nähe stand eine Gruppe von Männern, die lautstark die Frage der Emanzipierung halbintelligenter Sternenvölker diskutierten. Um Waringer herum standen Rhodan, Atlan, Danton und Hung-Chuin sowie einige weitere Mitglieder des Waringer-Teams.
»Sie halten eine Beeinflussung des HÜ-Feldes für möglich?« erkundigte sich Hung-Chuin.
»Unter gewissen Umständen. Die dünne Schicht hochkonzentrierter Ladung wird durch ein hochfrequentes Wechselfeld zusammengehalten. Wäre es möglich, das Wechselfeld in einen Resonator zu koppeln, dann würde es dazu angeregt, seine Amplitude ständig zu vergrößern. Größere Amplitude bedeutet größere Leistung. Das Feld wird vom Generator schließlich so viel Leistung abzuziehen versuchen, daß der Generator zusammenbricht.«
»Schön«, kommentierte Danton. »Woher nehmen wir den Resonator?«
»Wir haben Strahler«, antwortete Waringer, den die Frage keineswegs in Verlegenheit brachte. »Die Strahlengeneratoren lassen sich notfalls zu Resonatoren umbauen. Natürlich müßten wir einige zusammenschalten, damit sie die abgestrahlte Leistung auch aufnehmen können und nicht bei der geringsten Belastung gleich zerschmelzen …«
Der Rest seiner Feststellung verlor sich in unverständlichem Gemurmel.
»Eine andere Überlegung«, meldete sich der Arkonide zu Wort. »Wir befinden uns in einem dachlosen Gebäude. Über uns spannt sich ein tödliches Hochüberladungsfeld. Irgendwo muß es einen Generator geben, der das Feld erzeugt und aufrechterhält. Irgendwo über uns muß es Kameras geben, durch die wir beobachtet werden. Wo sind die montiert? Am Himmel? Und noch etwas: Das Feld mag von der einen Seite durchsichtig und von der anderen undurchsichtig sein, aber gefährlich ist es auf jeden Fall von beiden Seiten. Bei jeder Berührung des Feldes fließt lawinenartig Ladung ab, und es entsteht eine Leuchterscheinung. Frage: Warum blitzt das Feld nicht dauernd? Jedesmal wenn sich ein darüber fliegender Vogel darauf verewigt oder ein Regentropfen darauf fällt?«
»Vielleicht sind die Vögel in dieser Gegend anständig, und es gibt keinen Regen?« meinte spöttisch einer von Hung-Chuins Assistenten.
»Worauf willst du hinaus?« erkundigte sich Rhodan lachend.
»Dieses Gebäude steht nicht im Freien«, behauptete der Arkonide.
»Wo sonst?«
»Im Innern eines größeren Gebäudes. Und noch etwas! Wir kennen die Ausmaße unseres Gefängnisses in etwa. Es ist rund einhundert Meter breit und etwa einen halben Kilometer tief. Eine nicht allzu schmale, langgezogene Baracke also. Außerdem ist es fünf Meter oder so hoch, aber das tut wenig zur Sache. Das Gebäude, in dem es sich befindet, muß im Grundriß natürlich größer sein. Ich denke da an eine Länge von einem Kilometer und eine Breite von ebenfalls einem Kilometer. Und was habe ich dann?«
»Die Ausstellungshalle in der Weststadt!« riefen zwei, drei Stimmen auf einmal.
Rhodan nickte. »Ich glaube, du hast recht«, war seine Antwort. »Wenn deine Vermutung stimmt, kennen wir das Gelände, das uns umgibt. Im Westen liegen die Sayhan-Berge. Im Osten breitet sich die Stadt aus, und im Südosten liegt der Raumhafen.«
Im Laufe des Tages trafen weitere Gefangene ein. Jedoch wurde der Umfang der Transporte immer geringer und die Abstände, in denen sie eintrafen, immer länger. Jeder neue Gefangene wurde sofort befragt. Alle Gefangenen waren auf dieselbe Weise transportiert worden wie Perry Rhodan und seine drei Begleiter: mit einem Polizeiwagen, der einen gesicherten Kastenaufbau trug. Alle sagten übereinstimmend aus, sie hätten beim Aussteigen aus dem Kasten grellen Lichtschein, der von einer Sonnenlampe herrührte, und ein Stück der weißen Wand des Gebäudes sowie einen Trupp Kampfroboter gesehen. Obwohl es draußen längst Tag geworden sein mußte, hatten sie außerhalb des Lichtkegels nur Finsternis wahrgenommen. Dadurch konnte Atlans Hypothese als gesichert gelten. Nur im Innern eines Gebäudes ließ sich um diese Tageszeit Finsternis erzeugen. Ob es sich bei dem Gebäude jedoch wirklich um die Ausstellungshalle am Rande der Weststadt
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