Silberband 069 - Die Hyperseuche
Nichts. Es waren die Stimmen jener geheimnisvollen Wesen, die ein Schachspiel mit Figuren aus Fleisch und Blut spielten: ES und Anti-ES.
ES: »Ich muß gestehen, daß dieses Manöver nur schwer zu parieren war. Ein raffinierter Zug, der nur an Ihrer eigenen Überheblichkeit und einer Unterschätzung des Gegners scheiterte.«
Anti-ES: »Was nützt dieser Teilsieg schon? Sehen Sie doch selbst, daß sich die Position des Verteidigers verschlechtert hat.«
ES: »Der Verteidiger schien schon öfter auf der Verliererstraße. Triumphieren Sie nicht zu früh, sondern warten Sie den nächsten Gegenzug ab.«
Anti-ES: »Ich wäre froh, wenn Sie Ihre Ankündigung wahr machten. Zeigen Sie statt großer Worte endlich große Taten! Das Spiel wird sonst zu einseitig.«
ES: »Ich sagte es schon: Warten Sie den Gegenzug ab.«
Zwischenspiel
Am 1. Februar 3457 verließ der Schwere USO-Kreuzer BALTRAL, der unter dem Kommando des Neu-Arkoniden Turan Minho stand, den Planeten EAST-TTN-33/ZAR-173 im Blues-Sektor der Milchstraße, auf dem er die an PAD erkrankte Besatzung einer USO-Station geborgen hatte. Die BALTRAL begegnete dem von Oberst Dr. Dr. Mainac Tovrath kommandierten Explorerschiff EX-4007, das sich zwei Jahre in einem entlegenen Sektor der galaktischen Eastside aufgehalten hatte. Nachdem er im Funkgespräch mit Minho von der PAD und ihren Auswirkungen erfahren hatte, flog Tovrath mit seinem Schiff den Medo-Planeten Tahun an.
Dort konnte man inzwischen der Masse der Hilfesuchenden nicht mehr Herr werden. Daß nun auch die Mannschaft der EX-4007 von der PAD befallen wurde, obwohl das Schiff ohne direkten Kontakt zu Infizierten im Orbit blieb, bewies dem Ara Moinsh Krogh, einem Spezialisten für galakto-abstrakte biotoxische Hypermathelogie, der die PAD-Forschung auf Tahun leitete, daß der Erreger, den die MARCO POLO aus dem Paralleluniversum eingeschleppt hatte, durch Geräte auf fünfdimensionaler Basis, insbesondere durch Hyperfunk, übertragen wurde.
Per Transmitter kamen Atlan, Gucky, Fellmer Lloyd sowie Takvorian daraufhin sofort von Imperium-Alpha nach Tahun. Am 18. Februar gelang es dort schließlich, den Erreger der PAD zu isolieren. Das Hochenergie-Virus erwies sich als instabil und erzeugte bei seinem Zerfall ein Feld, das alle hyperenergetischen Apparate auf Tahun zur Explosion brachte.
14.
Februar/März 3457
In dem blassen Licht der aufgehenden Sonne sah der junge Mann fast kränklich aus. Er hatte sich in ein rotes Tuch gewickelt, das seinen Körper bis zu den Füßen hin bedeckte. Auf dem Kopf trug er einen flachen Hut mit breiter Sonnenkrempe. Er hatte sie tief ins Gesicht gezogen, um Schatten für seine Augen zu haben.
Langsam schritt er durch das Tänzergras, das ihm bis zu den Schultern reichte. Feuchter Nebel stand zwischen den Halmen, so daß seine Stiefel naß wurden. Er achtete nicht darauf. Mit leicht verengten Augen beobachtete er die Umgebung. Seine auffallend gerade Haltung verriet, daß er ständig mit Überraschungen rechnete. Darauf wies auch der Degen in seinen Händen hin. Immer wieder ließ er die Schneide über seinen Handballen gleiten.
Südlich von ihm erhoben sich zwei Talgeier von einem Baum. Mit trägen Flügelschlägen strichen sie an ihm vorbei. Für einen kurzen Moment sah er ihre Konturen scharf und dunkel vor dem Ball der Sonne, die gerade über den Horizont gestiegen war. Noch sah die Luft blau und kalt aus, bald aber würde sie flimmern vor Hitze und die Farben ausbleichen.
Sebas blieb stehen, als er das drohende Schnaufen eines Schwertstiers hörte. Unwillkürlich hielt er den Atem an. Dann hob er die Klinge senkrecht vor das Gesicht und preßte sie dicht über dem Handknauf an seine Lippen. Er schloß die Augen. In seinem asketischen Gesicht bewegte sich kein Muskel. Einige Sekunden lang blieb er so stehen. Er fühlte den Hauch des Windes an seinen Wangen, und er vernahm den hastigen Lauf eines Wühlhundes, der nach Westen floh.
Weit von ihm entfernt flog ein Gleiter über die Weingärten. Die Reben brauchten nur noch wenige Tage Sonne bis zur Lese.
Dann aber würde man einen Wein ernten können, der besser war als jeder andere Jahrgang zuvor in der Geschichte von Foktor-Pural. Don Jose erwartete, daß beachtliche Mengen für den Export in Frage kamen. Er rechnete sogar damit, daß sein Produkt für Terra besondere Auszeichnungen erhalten würde. Das wäre der Durchbruch, auf den er so lange gewartet hatte. Dann hätte er es geschafft, und die finanziellen Sorgen
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