Silberband 069 - Die Hyperseuche
derartige Illusionen machen. Das ganze Manöver konnte nur dem Zweck gedient haben, ihn unsicher zu machen und zu einem entscheidenden Fehler zu verleiten.
Wahrscheinlich gab es auf seinem Weg überhaupt keine Berge mehr, sondern nur das riesige Gebirge, in dem Station Wasserball untergebracht war. Danton II überlegte, ob er zurückrufen und dem anderen Atlan mitteilen sollte, was er von seiner Psychotaktik hielt. Er war noch zu keinem Entschluß gelangt, als er am Horizont eine blauweiß schimmernde Bergkette entdeckte.
Roi spürte, wie sich sein Herz Zusammenkrampfte. Vor seinem geistigen Auge blitzte eine schreckliche Vision auf. Er sah sich selbst auf einem Eisfeld liegen. Er wußte, daß er es war, denn er war nackt. Sein Gesicht war im Todeskampf verzerrt, die gebrochenen Augen von Reif überzogen.
Die Vision war sofort wieder vorbei, dennoch schauderte Danton II in der Erinnerung an sie. Es war etwas Unwirkliches an ihr gewesen, etwas eher Symbolisches – bis auf sein Gesicht und seine gefrorenen Augäpfel.
War ihm wirklich der Tod in den Bergen von D-Muner vorherbestimmt? Lag die Zukunft bereits unveränderbar fest? Oder war die Vision nur ein Produkt seiner aufgewühlten Phantasie gewesen?
Danton II lachte humorlos. Er fürchtete den Tod nicht. Nur vor dem Vorgang des Sterbens empfand er eine unbestimmte Angst, die er bisher immer unterdrückt hatte. Jetzt brach sie durch, weil ihm zum erstenmal jemand gesagt hatte, daß er in absehbarer Zeit sterben würde und nicht erst in vielleicht fünfzig oder hundert Jahren.
Andererseits … Danton II lächelte listig. Warum sollte er in den Bergen dort sterben? Das konnte doch nur geschehen, wenn er dort irgendwo landete, anstatt seine Flucht mit der bisherigen Geschwindigkeit fortzusetzen.
Er fühlte Erleichterung, beinahe Triumph. Er würde es diesem arroganten Arkoniden schon zeigen. Weder der andere Atlan noch der andere Rhodan konnten ihn einholen, denn ihre Flugaggregate waren nicht leistungsfähiger als sein eigenes. Da die Entfernung für gezielten Beschuß zu groß war, brauchte er nur über die Bergkette hinwegzufliegen – und Atlans Bluff war geplatzt.
Und wenn es dennoch zum Kampf kam, brauchte er schließlich nur den Paratronschutzschirm seines Kampfanzuges zu aktivieren. Danton II verzog die Lippen. Das hätte er schon beim ersten Gefecht tun können – und doch hatte er darauf verzichtet.
Erst jetzt wurde ihm klar, warum er so und nicht anders gehandelt hatte. Weil der andere Rhodan und der andere Atlan ihre Schutzschirme ebenfalls nicht benutzten.
Sicher, sie hatten einen triftigen Grund dafür. Energieschirme aus dimensional übergeordneter Energie emittierten überlichtschnelle Streustrahlung, auf die die Energietaster eines Raumschiffs sofort ansprachen. Dazu brauchten die Ortungsgeräte ihren Impulskegel nicht einmal auf die betreffende Stelle zu richten, denn die Streustrahlung kam ja ohne Zeitverzögerung direkt in ihre Empfänger.
Bei den Energieentladungen von Hitzestrahlern war das eine andere Sache. Ihre Streuemissionen verbreiteten sich nur mit einfacher Lichtgeschwindigkeit. Sie konnten die Empfangsantennen der Ortungsgeräte erst nach vielen Stunden und sehr abgeschwächt erreichen und würden dann so zerstreut sein, daß sich ihre Quelle nicht mehr anpeilen ließe.
Aber die Gründe der Verfolger waren nicht die Gründe der Verfolgten. Danton II und sein Vater brauchten die Streuemissionen von Paratronschirmen nicht zu fürchten, denn außer der MARCO POLO I konnten nur die Kampfschiffe des Diktators in der Nähe sein und sie auffangen.
Ihr Stolz hatte Danton II und Rhodan II veranlaßt, entgegen aller Vernunft auf dieses doppelte Hilfsmittel zu verzichten. Sie glaubten an ihren Sieg in diesem Kampf, und sie wollten sich anschließend rühmen können, ihre Gegner nur mit Waffen bekämpft zu haben, über die diese auch verfügten. Die bessere List und die größere Härte sollten entscheiden, welche Seite Sieger blieb.
Roi wußte genau, daß eine solche Handlungsweise unvernünftig war, denn die Auseinandersetzung auf D-Muner war kein sportliches Ereignis, dennoch wußte er auch, daß er nicht anders handeln konnte. Schon gar nicht, wenn sein Vater so und nicht anders handelte!
Inzwischen hatte Danton II die Ausläufer der Bergkette erreicht. Er mußte höher gehen. Aber da es seinen beiden Verfolgern in der Ebene nicht gelungen war, auch nur einen Meter aufzuholen – jedenfalls seit er wieder direkt nach
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