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Silberband 069 - Die Hyperseuche

Silberband 069 - Die Hyperseuche

Titel: Silberband 069 - Die Hyperseuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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dieser Planspiele waren Rollen, von denen eine der historischen Wirklichkeit entsprach, die zweite jedoch verkörperte eine Figur, die zwar ebenfalls historisch war, aber eben nur eine Erfindung der ersten Figur, deren Rolle dem Tibeter zugewiesen wurde.
    Es handelte sich um die Rolle des Dichters Jean-Baptiste Moliere und um die Rolle des Tartuffe aus dem gleichnamigen Lustspiel jenes Dichters, der zur Zeit des Sonnenkönigs auf der Erde gelebt und in seinen Werken versteckte Gesellschaftskritik geübt hatte. Und ausgerechnet ich sollte in die Rolle des hochstaplerischen und niederträchtigen Tartuffe schlüpfen!
    Doch die Hauptpositronik von Imperium-Alpha hielt diese Rollenverteilung für am vorteilhaftesten, und sie mußte es ja wissen   – es sei denn, der fette Albino hätte in seiner Niedertracht die Gedankengänge des Positronengehirns beeinflußt, um sich an mir zu rächen. Zuzutrauen war es ihm.
    Nachdem wir beide in einem Hypnokurs mit allen Einzelheiten unserer Rollen vertraut gemacht worden waren   – wozu auch die Erlernung der französischen Sprache und Ausdrucksweise des siebzehnten Jahrhunderts terranischer Zeitrechnung gehörte   –, nahmen wir unsere Kleidung in Empfang. Sie war nach historischen Vorbildern in der Techno-Abteilung von Imperium-Alpha angefertigt worden, ebenso wie die Gegenstände, die zu unseren Rollen gehörten   – einschließlich einer vierspännigen Kutsche.
    Ein großer Transporter mit Feldantrieb flog uns schließlich in die Nähe unseres Bestimmungsortes. Wir wurden auf einem leeren Gleiterparkplatz ausgeladen, der sich auf der Kuppe eines Hügels befand, von dem man einen weiten Ausblick auf die restaurierte und konservierte Königsstadt einerseits und die überwältigende Silhouette von Groß-Paris auf der anderen Seite hatte.
    Der Gegensatz zwischen beiden ›Welten‹ war frappierend, Paris, über eine riesige Fläche ausgedehnt, mit funktionalen glitzernden Turmbauten, dazwischen die Freizeit-Areale, die Kuppeln der Transmitterstationen, Kulturpaläste, Universitäten und Krankenhäuser und in der Ferne der Raumhafen mit den Riesenkugeln der Schiffe, deren obere Pole weit über die Wolken reichten   – und Versailles mit seinen kalt wirkenden Straßen, seinen devoten Hausfassaden, den ehrfurchtsvoll sprudelnden Brunnen und seinem Schloß, für das alles andere nur eine bescheidene Kulisse war. Eine bescheidene Kulisse allerdings nur, wenn man sein Blickfeld auf Versailles beschränkte, denn bezog man die übrige Welt mit ein, dann mußten das Prunkschloß, der Park, die Nebenschlösser, Gärtnereien, Ställe und Höfe einem als armseliges Relikt aus primitiver Vergangenheit erscheinen.
    Kein Vergleich mit Terrania, dieser von Licht, Energie und Leben durchpulsten Perle der Galaxis. Versailles wirkte kalt, das Produkt eines Machtgefühls, das in Wirklichkeit gefühllos gewesen war.
    Dieser Eindruck schwand jedoch, als unsere Kutsche sich auf einem der vielen schmalen Wege dem eigentlichen Schloß näherte. Wir hörten Musik, übertragen aus zahlreichen Lautsprechersäulen, die am Wegrand errichtet waren. Frauen und Männer in der Kleidung, die am Hofe des Sonnenkönigs getragen wurde, standen in kleinen Gruppen am Weg und winkten uns zu. Die Freifahrer verzichteten jedoch trotz ihrer altertümlichen Maskerade keineswegs auf die Errungenschaften unseres hochtechnisierten Zeitalters, wie die zahlreichen Servoroboter bewiesen, die geschäftig umhereilten und Speisen und Getränke verteilten.
    Vor dem Tor, das zum Schloßhof führte, standen zwei martialisch aussehende Soldaten. Sie vertraten uns den Weg, indem sie uns langläufige Gewehre mit scharfen Bajonetten entgegenhielten.
    »Wer seid ihr, und was wollt ihr hier?« fragte der eine der schnauzbärtigen Soldaten barsch.
    Dalaimoc Rorvic streckte den von einer langhaarigen Perücke verunzierten Kopf aus dem Seitenfenster unserer Kutsche und sagte: »Aus dem Weg, ihr stinkenden Mistkerle! Ich bin der berühmte Dichter Jean-Baptiste Moliere und will dem Sonnenkönig meine Aufwartung machen.«
    Die verkleideten Freifahrer grinsten. »Soso!« sagte der eine. »Ihr seid also der berüchtigte Moliere. Und wer ist der zerknitterte Gnom an Eurer Seite, edler Herr?«
    Das rotäugige Scheusal lachte belustigt. »Das ist mein mißratener Sohn Tartuffe, Messieurs.«
    Die Soldaten gaben den Weg frei. »Beaucoup de plaisir, Euer Fettleibigkeit!«
    Rorvic wedelte herablassend mit seinem Spitzenhandschuh. »Merci bien!

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