Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silberband 069 - Die Hyperseuche

Silberband 069 - Die Hyperseuche

Titel: Silberband 069 - Die Hyperseuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
Vom Netzwerk:
Kutscher, vorwärts!«
    Der Kutscher, ein mentalstabilisierter USO-Spezialist, knallte stilecht mit der Peitsche. Die Kutsche ruckte so hart an, daß ich mit dem Kopf gegen die Rückwand prallte. Schimpfend brachte ich meine gepuderte Perücke wieder in Ordnung, während wir über den Vorhof ratterten, durch ein zweites Tor und in den Haupthof hinein, in dem sich ein Teil des königlichen Hofstaats tummelte.
    Als die Kutsche anhielt, wurde sie sofort von verkleideten Freifahrern umringt. Einige der Burschen schwenkten Flaschen, die durchaus nicht nur Wein enthielten, sondern teilweise absolut nicht stilechten Vurguzz.
    Dalaimoc Rorvic stieg aus und wurde augenblicklich von zwei ›Damen‹ mit Beschlag belegt. Er sah sich hilfeheischend nach mir um, doch ich schlüpfte schnell zur anderen Seite der Kutsche hinaus.
    Ein schwarzbärtiger Hüne, zu dem die höfische Kleidung etwa so gut paßte wie ein Frack zu einem Säbelzahntiger, hielt mir in schmutzigen Händen ein großes Glas entgegen.
    »Trink, Gnom!« forderte er mich auf.
    Ich sah leider keine Möglichkeit, den Willkommenstrunk auszuschlagen, also nahm ich ergeben das Glas und nippte daran. Die Flüssigkeit brannte in der Kehle, hatte aber ein gutes Aroma. Ich tippte auf einen erstklassigen Apfelschnaps.
    »Austrinken!« befahl der Schwarzbart. »Oder willst du mich beleidigen? Wie heißt du eigentlich?«
    »Tartuffe«, antwortete ich und trank das Glas gehorsam aus.
    »Tartuffe!« schrie er, zog eine leicht derangierte Freifahrerin zu sich heran und schob sie auf mich zu. »Schau ihn dir genau an, Helene!« sagte er. »Das ist der berühmte Tartuffe.« Er lachte brüllend und schlug sich mit den großen Händen auf die Oberschenkel.
    Die Dame blickte mich herausfordernd an, kniff mich in den Arm und meinte: »Willkommen. Sie dürfen mir die Hand küssen.«
    Ich grinste innerlich, verdrehte gekonnt die Augen und deklamierte einen Text aus dem dritten Aufzug zweiter Auftritt: »Deckt diesen Hals und diese Schultern zu, die ich nicht ansehen kann, denn solche Schau bringt unsere Seele in Gefahr und weckt strafwürdige Gedanken.«
    In Helenes Augen spiegelte sich grenzenlose Verblüffung. Sie beugte sich zu mir herab und musterte mich, wie man ein seltenes Tier mustern würde. »Comment, s'il vous plait?« stammelte sie verwirrt.
    »Redet doch etwas verschämter darum bitt' ich Euch«, erwiderte ich. »Sonst muß ich augenblicklich mich entfernen.«
    Helene fuhr hoch wie von der Tarantel gestochen.
    »Jerzick!« rief sie schrill in reinstem Interkosmo. »Dieser runzelige Zwerg hat mich beleidigt. Ich erwarte, daß du meine Ehre verteidigst.«
    Der Schwarzbart verschluckte sich an einem großen Schluck Apfelschnaps, ließ sein Glas fallen und kam mit tränenden Augen auf mich zu. Ich ahnte, was er vorhatte, deshalb setzte ich mich ab. Während ich auf die nächste Tür zulief, erhaschte ich einen kurzen Blick auf den Tibeter. Dalaimoc Rorvic lehnte an einem Weinfaß und versuchte sich der Damen zu erwehren, die ihn unaufhörlich mit Wein und Sekt traktierten. Seine Augen waren bereits glasig. Er würde an diesem Tag kaum zu Roi Danton vordringen.
    Auf allerlei Umwegen erreichte ich schließlich den Thronsaal. Ich hatte mich entschlossen, Rhodans Sohn allein zur Räson zu bringen. Doch als ich ihn dann in seinem feierlichen Krönungsornat auf dem baldachinüberspannten Thron sitzen sah, die goldene Krone auf der langen Lockenperücke, mit herabgezogenen Mundwinkeln seine Höflinge musternd, da hatte ich das Gefühl, immer mehr zusammenzuschrumpfen.
    Dieser Mann spielte nicht nur die Rolle des Sonnenkönigs   – er war der Sonnenkönig! Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag. Wie sollte ich jemanden zur Räson bringen, der sich so weit von der Wirklichkeit entfernt hatte wie Roi Danton?
    Ich tauchte vorerst im Gewimmel der Höflinge unter und lauschte ihren in einwandfreiem Französisch geführten Plaudereien. Zuerst war ich nur verwirrt über die archaisch anmutenden Gesprächsthemen dieser allesamt gutgebauten Frauen und Männer, aber allmählich ging mir auf, daß sie der gleichen Wirklichkeitsverfremdung unterworfen waren wie ihr König.
    Sie hielten sich für Höflinge von Ludwig XIV .  – jedenfalls, solange sie sich im Audienzsaal befanden.
    Es war direkt gespenstisch, ihre Gebärden zu sehen und ihre Unterhaltungen zu verfolgen. Und über allem thronte die alles beherrschende Gestalt des Sonnenkönigs, umgeben von einer fast unheimlich starken Aura von

Weitere Kostenlose Bücher