Silberband 069 - Die Hyperseuche
Solsystem vordringen. Das ist mein letztes Wort.«
»Ich sehe, daß Sie hoffnungslos PAD-krank sind und deshalb unbelehrbar«, erklärte Atlan. »Geben Sie uns die Koordinaten der TRIUMPH und der anderen Schiffe durch, und ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
»Sie haben nur drei Stunden Zeit, Lordadmiral Atlan!« sagte Quarto noch, bevor sein Bild verblaßte.
»Von dem werden wir noch Schwierigkeiten zu erwarten haben«, sagte Gucky hinter Atlan.
Der Arkonide lächelte. »Nicht, wenn wir ihn rechtzeitig ausschalten. Quarto ist allem Anschein nach eine starke Führerpersönlichkeit. Ohne ihn sind die Pioniere von Fiering wahrscheinlich ein hilfloser, ungeordneter Haufen.«
»Ich verstehe«, sagte Gucky und zeigte grinsend seinen Nagezahn.
Wieder meldete die Funkzentrale eine Bildsprechverbindung.
Diesmal erschien ein kleiner, schmächtiger Mann mit wallendem weißem Haar und einem langen Vollbart auf dem Bildschirm. Und wieder erkannte Atlan, daß im Hintergrund Menschen dicht aneinandergedrängt waren. Der weißhaarige Alte befand sich nicht in der Kommandozentrale, sondern in einem Lagerraum des Schiffes.
»Mein Name ist Lorm Brantor«, stellte er sich mit fester, ruhiger Stimme vor. »Warum gibt man uns nicht die Einflugerlaubnis ins Solsystem? Wir sind harmlose Pilger, die nur den sehnlichsten Wunsch haben, jenen Planeten zu betreten, dessen Kinder wir alle sind.«
»Ich bin überzeugt, daß Sie mit diesem Wunsch keine böse Absicht verfolgen«, entgegnete Atlan. »Aber ihm kann dennoch nicht stattgegeben werden. Auf der Erde findet die größte Völkerwanderung aller Zeiten statt: Zehn Milliarden Menschen haben sich in Bewegung gesetzt, die alle zur Heimat ihrer Vorfahren pilgern wollen. Wenn nun noch einige hundert Millionen Menschen auf Terra landen, dann würde das den Untergang der Zivilisation bedeuten.«
Atlan hatte versucht, den Alten durch vernünftige Argumente zu überzeugen, weil er auf ihn einen guten Eindruck machte. Doch schon die nächsten Worte zeigten Atlan, daß der Schein trog.
»Wir wollen uns nicht an der Völkerwanderung beteiligen«, sagte der Alte fast beschwörend. »Wir wollen den Bewohnern der Erde auch in keiner Weise zur Last fallen. Wir haben unsere eigene Verpflegung mitgenommen und uns darauf eingestellt, unter freiem Himmel zu übernachten. Wir wollen nur den Boden unter unseren Füßen spüren, über den unsere Ahnen geschritten sind, die Luft atmen, die unsere Väter geatmet haben – und jene Sternbilder sehen, zu denen unsere Vorfahren hinaufgeblickt haben, als sie das Geheimnis der Raumfahrt noch nicht kannten. Ist das so schwer zu verstehen? Wir müssen zur Erde, Lordadmiral Atlan!«
Der Arkonide nickte. Was hätte er darauf auch sagen sollen? Egal, welche Beweggründe die Pilger ihm auch nannten, ob sie nun drohten wie Danob Quarto oder argumentierten wie Lorm Brantor – er konnte und durfte ihren Forderungen nicht nachgeben.
»Ich weiß, worum es Ihnen geht«, sagte Atlan. »Aber ich selbst kann nicht entscheiden. Geben Sie an meine Ortungszentrale die Position Ihres Schiffes durch. Ich werde mich dann zum gegebenen Zeitpunkt mit Ihnen in Verbindung setzen.«
»Aber lassen Sie uns nicht zu lange warten, Lordadmiral«, sagte der Alte. »Die mir anvertrauten Pilger sind voll Ungeduld. Wenn sie nicht bald die Einflugerlaubnis erhalten, werden sie eigenmächtig handeln.«
»Könnten Sie sie nicht zur Vernunft mahnen, Lorm Brantor?« fragte Atlan.
Der Alte nickte. »Auf mich würden sie hören, wenn ich verlangte, daß sie noch warten sollen. Aber – ich kann selbst nicht mehr warten. Jede Sekunde, die ich der Erde fern bin, ist eine Qual für mich!«
Mit diesem Geständnis hatte er sein eigenes Urteil gesprochen. Atlan ließ ihn auf die Liste setzen, auf der alle jene Pilger eingetragen wurden, die einen gefährlichen Einfluß auf die anderen ausübten.
Auf Atlans Liste standen bereits an die fünfzig Namen von Personen, die in der Pilgerflotte Führungspositionen einnahmen. Und von fast allen diesen Personen kannte Atlan den Aufenthalt, entweder den Namen des Schiffes oder die Koordinaten.
Seit über fünfzehn Stunden standen sich die beiden ungleichen Flotten gegenüber. Hier die Kampfschiffe aus dem Solsystem, die inzwischen um weitere dreihundert Einheiten verstärkt worden waren – und dort die Pilgerflotte, zu der ständig neue Pionierschiffe aus allen Teilen der Galaxis stießen, so daß ihre Zahl auf neuntausend gestiegen
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